Höchstadt lacht nicht über alles
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 18. Oktober 2015
Bei der 13. Lachnacht sorgten Bettina Prokert und Maxim-Alexander Hofmann für komödiantische Höhepunkte, während andere Darsteller mit Witzen unter der Gürtellinie nicht so gut ankamen.
Die 13. Lachnacht! Na, wenn das mal gut geht! Noch dazu schickte die Arbeitsagentur Leipzig zwei ehemalige Soziologie-Studenten, die zu Fachkräften für Kabarett und Comedy umgeschult wurden. Vorsichtshalber saß ihr Sachbearbeiter im Publikum, war aber leider nach der Vorstellung nicht mehr auffindbar.
Mit Bettina Prokert und Maxim-Alexander Hofmann (sie Dresdnerin, er Thüringer) hat Atze Bauer zwei klassische Kabarettisten nach Höchstadt geholt, die herrlich improvisieren können oder sich zumindest vorab viel Mühe gaben, Lokales in ihren Programmauszug einzubauen.
Wie nicht anders bei solchen "Fachkräften" zu erwarten, bekam sie es gewaltig mit der Angst zu tun. Noch dazu, als einige Höchstadter so schauten, "als würden sie lieber Fernseh schauen." Was Wunder, hatte doch er gerade prophezeit, dass die ganze Region in den Abgrund stürze wegen der WM-Mauscheleien, in denen Adidas mit drinstecke.
Wälzlager heißt Bett
Verwirrung stiftet bei ihnen eine Aufschrift auf dem Fabrikgebäude gegenüber: Wälzlager. "Bei uns in Dresden heißt das Bett", wusste sie, aber auch, was Pegida eigentlich bedeutet: "Peinliche Eingeborene gefährden international Dresdens Ansehen". Mit einer Paartherapie-Szene wandten sie sich dann wieder von lokalen und politischen Anspielungen ab und schwenkten mehr zu dem Typ Comedy, den die drei anderen Akteure des Abends vertreten. Als erster betrat Wolli aus Hamburg die Bühne der Fortuna Kulturfabrik. Mitgebracht hatte er einige höchst absonderliche Musikinstrumente. Das letzte gibt es in der Herbertstraße auf St. Pauli in einer Spezial-Boutique, die die Einkäufe in neutralschwarze Tüten einpackt. Seine Erlebnisse bei McDrive klangen wie ein Werbespot für Bang & Olufsen, bis man erfuhr, dass die Dame in seinem McDrive eine Stimme wie ein Kazou hat.
Zwischendurch fegte Atze Bauer als Moderator schrill über die Bühne, ehe Henning Schmidtke aus Köln auftrat. Es war gut, dass er einen Humortest an den Anfang stellte, denn es ist nicht jedermanns Sache, dann zu lachen, wenn ein Arzt zu einem beinamputierten Kickboxer sagt: "Sie müssen nur etwas kürzer treten." Seine Parodien alter Schlagerstars, die im Casting bei Dieter Bohlen durchfallen, und sein Zahnarztsong retteten die ursprünglich sehr gelöste Stimmung auch nicht mehr.
Großer Umbau für die Show von Alf Ator, dem Musikproduzenten von Knorkator, der sich im Untertitel "Vater von Gott" nennt. Die Selbst-Inszenierungen diverser selbsternannter Götter und Gurus haben unstreitig etwas Erheiterndes. Wenn man sie aber in voller Länge nachzelebriert, ist ziemlich schnell die Luft draußen, zumindest nach Höchstadter Geschmack.