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Höchstadt in historischem Gewand


Autor: Tina Meier

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 29. April 2019

Die Theatergruppe des Heimatvereins möchte die Geschichte greifbar machen und gibt an markanten Plätzen und Gebäuden Einblicke in vergangene Zeiten.
Die Familie des Türmers (von links: Birgitt Stach, Antonia Hubert, Günter Schulz) berichtet von den alten Stadtmauern, Auswanderungen nach Amerika und dem 30-jährigen Krieg.    Foto: Tina Meier


Mit spitzem Lederhut, Flötenmusik und reimenden Worten verbeugt sich der Stadtpfeifer vor seinen Zuschauern und stellt ihnen sein Zuhause vor: "Es ist zwar eher eine kleine Stadt, doch eine, die euch was zu bieten hat!" Vor den Stufen des Rathauses berichtet er humorvoll von fränkischen Traditionen und der mehr als 1000-jährigen Vergangenheit Höchstadts.

In dieser Zeit haben Grafen, Geistliche und auch Kriege das Gesicht der Stadt geprägt und sie ist für viele Menschen zur Heimat geworden. Die Stadtführung der Theatergruppe des Höchstadter Heimatvereins wirft nicht nur Schlaglichter auf historisch belegte Persönlichkeiten und Ereignisse, sondern empfindet in ihren Szenen auch den realistischen Alltag der damaligen Bevölkerung nach.

Dazu gehörten zum Beispiel die Sorgen, die die beiden Marktfrauen am Brunnen miteinander teilen. "Der Brückenzoll wurde schon wieder um zwei Pfennig angehoben. Aber irgendwie muss ich ja über die Aisch kommen", klagt die eine, während die andere von schlechten Ernten und hungrigen Kindern berichtet. Die beiden Freundinnen führen die rund 35 Teilnehmer der Stadtführung weiter zur Kirche, deren Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurück reicht. Dort geht der Pfarrer betend auf und ab, bis ihn eine junge Frau unterbricht und ihm voller Freude von ihrer Verlobung berichtet: "Der Jakob ist endlich von seinen drei Wanderjahren zurück, und der Bürgerrat hat auch schon seine Einwilligung gegeben." Nun möchte sie gerne die Kirche kennenlernen, in der sie ihre Ehe schließen will. Der Pfarrer nutzt die Gelegenheit, um der Verlobten und den Zuschauern nicht nur die Architektur und Kunstwerke der Stadtpfarrkirche, sondern auch die Zeit der Reformation und ihre Auswirkungen auf Höchstadt näherzubringen.

Zimmermann am Werk

Daraufhin kommt eine Bürgerin mit einem grün gefüllten Gemüsekorb an der Kirche vorbei und nimmt die Zuschauer mit zur nächsten Station, die sich bereits mit lautem Hämmern ankündigt. Ein Zimmermann bearbeitet die Holzbalken für ein Fachwerkhaus und wird von der Bürgerin über das Handwerk und die Lehrzeit ausgefragt, da sich ihr Sohn auch gerne "dem Holz verschreiben" möchte.

Die Zerstörung der Stadt

Vom "schwärzesten Tag der Höchstadter Geschichte", dem 10. März 1633, erzählt die nächste Szene. Im Stadtturm lauschten die Zuhörer dem Gespräch zwischen dem Türmer, dem früheren Wächter der Stadt, und seiner Familie. Mitten im 30-jährigen Krieg konnten die Höchstadter den Angriffen der Schweden nicht mehr länger trotzen. Die Stadt wurde geplündert, in Asche gelegt und nur acht Bürger überlebten. Rund 50 weitere Höchstadter blieben wohl am Leben, weil sie sich in den umliegenden Wäldern versteckt hielten oder zu dem Zeitpunkt nicht in der Stadt waren.

Einige Zeit früher, im 12. Jahrhundert, lebte der Graf von Hohestete, Hermann von Stahleck, der den "Eindringlingen" im Innenhof seines Schlosses gemeinsam mit seiner Gattin, Gertrud von Schwaben, gegenübertritt. Auch der Ritter von Spix berichtet persönlich von seinem Leben, Wirken und Sterben bei der nächsten Station vor seinem Geburtshaus. Er erinnert sich an die Hürden seines Erwachsenwerdens, wie fünf seiner zehn Geschwister starben und wie er zunächst Philologie und Theologie studieren musste, bevor er sich der Medizin und den Naturwissenschaften verschreiben konnte.

Am Ufer der Aisch begegnen die Zuschauer schließlich zwei Waschfrauen, die sich während der Arbeit über den neusten Klatsch und Tratsch austauschen, bis ein Mönch die Leitung der Truppe übernimmt. "Dort, wo heute der Heldenfriedhof ist, war früher ein kleines Kapuzinerkloster", erläutert er. "Nachdem ein Unschuldiger verurteilt und gehängt worden ist, wurde als Tat zur Buße dieses Kloster 1710 gestiftet, aber keine hundert Jahre später, im Jahr 1803, im Zuge der Säkularisierung wieder aufgelöst."

Höchstadter Braukunst

Bei der letzten Station im Kommunbrauhaus möchte eine listige Kundin dem Braumeister das Rezept entlocken und die Zuschauer können schließlich selbst ein Glas der Höchstadter Braukunst kosten.

Zur nächsten historischen Theaterstadtführung im Herbst wird sich die Innenstadt wieder mit historischen Kostümen und Anekdoten füllen und Interessierte können sich über die Volkshochschule anmelden. Die Stadtführungen können auf Anfrage aber auch privat gebucht werden.