Höchstadt: Gastronomen blicken in ungewisse Zukunft
Autor: Niklas Schmitt
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 04. Juni 2020
Nach Monaten des Lockdowns dürfen Gaststätten nun wieder geöffnet haben. Aber die entstandenen Probleme sind damit noch nicht gelöst. Die Situation Mirjam Welleins und ihres "Töpflas" steht dabei für viele andere.
Man könnte meinen, jetzt, wo die Gaststätten wieder geöffnet haben dürfen, wird alles gut. Die Gäste bekommen ihr Bier, ihre Brotzeit oder ein gutes Essen, und die Wirte ihr Geld. Könnte man meinen. Mirjam Wellein erzählt eine andere Geschichte.
Der Inhaberin des "Töpflas" fehlt Planungssicherheit. "Wichtig wäre, dass die Politik eine klare Aussage trifft, wie das Jahr aussieht", sagt sie. Denn dass sie ihr Lokal wieder öffnen darf, heißt noch nicht, dass damit alle Probleme gelöst sind. Eher im Gegenteil, denn für die meisten Gastronomen wird die Krise noch einige Monate andauern. Es gehe um die Kalkulation des gesamten Jahres, um Feste und Konzerte, die auch in Zukunft noch ausfallen werden. "Die Regelungen machen es allen Gastronomen schwer, das Jahr zu überstehen."
Nach den Öffnungen der Gastronomie: Die Atmosphäre nicht wieder da
Seit einer Woche hat das "Töpfla" wieder geöffnet. Erstes Fazit: Im Vergleich zu normalen Zeiten setzt Wellein momentan etwa nur ein Drittel um. Sie hält alle Regelungen ein, hat Tische aus der Gaststube rausgenommen und redet den Gästen zu, zur Sicherheit Masken zu tragen. "Ich komme mir vor wie eine Polizeiwirtin", sagt Wellein.
Das Problem ist die Abstandsregelung, sagt die Wirtin deutlich. Alles, was das "Töpfla" ausmacht, die Kartler und Stammtische, die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre sei im Moment nicht herzustellen. Hoffnung schöpft sie durch den Außenbereich. "Wenn das Wetter passt und der Garten wieder genutzt werden kann, dann passt es", sagt sie. Das heißt, dann holt sie die Fixkosten wieder rein - wenn das Lokal gut besucht ist. Mit Gästen nur im Innenbereich sei das kaum zu schaffen.
Hilfe nach der Corona-Zeit: Es mangelt nicht an Unterstützung
Personalkosten hat Wellein momentan keine. Freunde und der Kellerbergverein unterstützen sie ehrenamtlich im Service, sodass wenigstens diese Kosten wegfallen. Eine Perspektive ist das jedoch nicht. Die erwartet Wellein sich ohnehin von anderer Stelle. "Es mangelt nicht an Unterstützung, es mangelt an der Politik, die es uns möglich macht, da wieder rauszukommen."
Damit meint sie nicht die Soforthilfe, durch die sie 8300 Euro bekommen hat oder etwaige Kredite, die ihr in Zukunft vielleicht zur Verfügung stehen könnten. Wobei sie die als erneute Schuldenfalle sieht. Denn die Kosten aufzuschieben, hilft nicht weiter.
Wellein hat eine ganz andere Forderung an die Politik: "Würden die Einschränkungen wegfallen, hätte ich keine Probleme", sagt sie. Von den Gästen komme Unterstützung, ihr wird viel Mut zugesprochen. Wellein vermisst in den Lockerungen den roten Faden. Reisen ins europäische Ausland sind nun zum Teil wieder erlaubt, Thüringen hat anders als Bayern lockerere Regelungen gefunden. Das Problem dabei, so beschreibt sie es, seien gar nicht direkt die Maßnahmen, sondern die Relationen, die für Wellein momentan nicht mehr gerechtfertigt seien. "Und ich soll mit meiner Kneipe die Welt retten?"