Hilfe in der Not: Anlaufstellen für Frauen auf der Bergkirchweih 2016
Autor: Christian Pack
Erlangen, Freitag, 13. Mai 2016
An vier "Rettungsinseln" wird Frauen geholfen, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sind. Zum Auftakt der Bergkirchweih gab es den ersten Vorfall.
Vom "Erich Keller" aus wollte die junge Frau am Auftaktabend der Bergkirchweih nur eine kleine Runde über das Festgelände drehen. Sie kam nicht weit: Nach wenigen Metern griff ihr ein Unbekannter im Gedränge unter den Rock. Als die Frau die Tat realisiert hatte, war der Mann verschwunden. Das Opfer zeigte den Vorfall auf dem Nachhauseweg bei der Polizei an.
Für die schockierte Frau hätte eine der "Rettungsinseln" eine hilfreiche Anlaufstelle sein können. Vier dieser "Inseln" gibt es heuer erstmals auf der Bergkirchweih, drei auf dem Berg bei den Sanitätsstationen und eine in der Stadt (Martin-Luther-Platz). "Es soll eine Anlaufstelle sein für Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sind", sagt Claudia Siegritz vom Notruf Erlangen. Die Mitarbeiter der Rettungsdienste von Rotem Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sind im Vorfeld geschult worden, die Kellerwirte wurden sensibilisiert. "Dabei ging es um Grundlagen: Wie berate ich die Frau, was geht in so einem Moment in ihr vor", so Siegritz.
Zur Ruhe kommen
Einer, der an der Schulung teilgenommen hat, ist Michael Nissen. Der 20-Jährige arbeitet für den ASB ehrenamtlich an der Bergwache Ost. "Wir wollen den Frauen ein gutes Gefühl geben und einen Ort bieten, um zur Ruhe zu kommen." Bei einer Straftat würden vor Ort die nächsten Schritte besprochen, wie die Benachrichtigung der Eltern, die Anzeige bei der Polizei oder das Vermitteln einer Beratungsstelle. "Denn Psychologen sind wir ja nicht."Bereits im März 2015 wurde die Idee der "Rettungsinseln" auf den Weg gebracht. "Es gab dann einen Konsens in allen Fraktionen", sagt Erlangens Pressesprecher Christofer Zwanzig. Im Vorfeld des Volksfestes wurden dann Flyer und Infomaterial an Schulen verteilt und Plakate aufgehängt. Deshalb ist es aus Sicht der Verantwortlichen auch wichtig, dass die Kampagne nicht als Folge der Silvesternacht von Köln einzuordnen ist. Zwanzig: "Es ging darum, was man hier vor Ort präventiv leisten kann."