Hiersemann: "Die SPD braucht kein Mitleid"
Autor: Andreas Dorsch
, Sonntag, 30. Sept. 2018
Alexandra Hiersemann will für die SPD im Stimmkreis Erlangen-Höchstadt wieder in den Landtag einziehen. Sie sieht sich als Kümmererin.
Die aktuellen Umfragewerte lösen bei Alexandra Hiersemann alles andere als Jubelstürme aus. Ihrer SPD werden für die Landtagswahl am 14. Oktober nur um die zwölf Prozent prognostiziert. Trotzdem: "Wir wollen und brauchen kein Mitleid", sagt die Landtagsabgeordnete aus Marloffstein, die seit fünf Jahren ihren Stimmkreis Erlangen-Höchstadt im Maximilianeum vertritt und das auch künftig tun will.
Sie sieht die SPD als "liebenswert, aber zu anständig". Zudem würden die Themen derzeit nicht von den Sozialdemokraten bestimmt. Bundesthemen überlagern die Landespolitik. Die Bayern-SPD habe noch nie viel Rückenwind von ihren Berliner Genossen bekommen, stellt Hiersemann fest, jetzt sei es noch schwieriger.
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Ärgerlicher Störfaktor
Die Dreier-Koalition in Berlin hat für die 58-Jährige einen ärgerlichen Störfaktor: CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer. "Alles ging von ihm aus. Seehofer pokert, egal, ob die Koalition platzt", sagt Hiersemann. Geärgert hat sie sich aber auch über ihre Bundesvorsitzende Andrea Nahles. Deren "zweiter Schuss" im Fall Maaßen hätte an Stelle des ersten kommen sollen. Alexandra Hiersemann ist auch nicht mehr bereit, für etwas die Verantwortung zu übernehmen, was ein Sozialdemokrat im Umkreis von 500 Kilometern von sich gegeben hat.
Sie stellt sich manchmal die Frage, ist Angela Merkel noch da? Die SPD-Abgeordnete aus Marloffstein wünscht sich eine stärkere Kanzlerin. Seehofer empfiehlt sie einen schnellen Abgang: "Man sollte rechtzeitig aufhören. Wer zu lange Politik macht, gerät in Gefahr, zynisch zu werden."
Die Familie von Alexandra Hiersemann hat ihre Wurzeln in Leipzig. Sie selbst wurde in Köln geboren, ging zum Jura-Studium nach Würzburg. "In Bayern wird man politisch", blickt sie zurück. Sie schloss sich der SPD an: "Ich bin schon immer zu denen gegangen, die die wenigeren waren."
Hiersemann sieht sich selbst als Kümmererin. Sie hat ein Faible dafür, sich für andere einzusetzen und Menschen zu helfen. Diese Einstellung brachte sie in den Petitionsausschuss des Landtags. Dort ist die Rechtsanwältin stellvertretende Vorsitzende und beschäftigt sich mit jeder einzelnen Petition, was aber nur die wenigsten mitbekommen. Sie versucht zu helfen, wo es nur geht. Dabei bittet sie um Verständnis, wenn sie zu Hause nicht auf jeder Kirchweih zu sehen ist.
Gleichwohl möchte sie solche Termine aber auch nicht missen. Sie sieht sie einmal als Wertschätzung für die Leute, wobei ihr das Erlebte aber auch etwas bedeutet. Ganz oft löse das bei der Heimfahrt richtige Freude aus. Grundsätzlich wünscht sich die Sozialdemokratin mehr Anerkennung ihrer Arbeit.