Ein neues Zuschussmodell der Stadt unterstützt die Vorstände, wenn sie hauptamtliche Mitglieder anstellen wollen.
Diese Aussage mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen: Die Stadt zwingt Vereine dazu, ihre Mitgliedsbeiträge zu erhöhen. Verbunden ist diese Maßnahme mit einer neuen zusätzlichen Form von Zuschüssen. Und die gibt es eben nur dann, wenn die Vereine sich an die von der Stadt gesetzten Spielregeln halten.
Auslösender Moment für diese Neuregelung ist, dass die ausschließlich ehrenamtliche Arbeit in vielen Vereinen nicht mehr machbar ist. So wird seit längerem darüber nachgedacht, im administrativen Bereich Mitarbeiter anzustellen, die dann auch entsprechend bezahlt werden müssen. Der Stadtrat hatte sich bereits mit dem Thema befasst und die Richtlinie auf den Weg gebracht. Die Stadtverwaltung arbeitete das inzwischen aus und legte das Ergebnis dem Kulturausschuss vor. Der gab bei einer Gegenstimme seinen Segen. Jetzt fehlt noch die Zustimmung des Stadtrates.
Rückendeckung für Vorstände
Wie Bürgermeister German Hacker (SPD) in der Sitzung am Mittwochabend feststellte, wolle man mit dieser Regelung den Vereinen Rückendeckung geben. Allerdings soll auch gewährleistet werden, dass die dann angestellten Beschäftigten nach drei Jahren ausschließlich durch die Vereine selbst finanziert werden können. Dann läuft der städtische Zuschuss aus. Deshalb müssen die "Arbeitgeberkosten der zusätzlichen hauptamtlichen Stelle zwingend auf die Mitglieder in Form einer Beitragserhöhung umgelegt werden", heißt es in den Anforderungen. Hacker: "Wir werden nicht umhin kommen, ein bisschen mehr Beitrag einzufordern."
Fusion am höchsten gefördert
Der Zuschuss soll in drei Bereichen gelten und unterschiedlich hoch ausfallen. So wird unterschieden zwischen der Förderung eines Einzelvereins, einer Kooperation mehrerer Vereine oder gar einer Fusion von Vereinen. Wenn ein einzelner Verein einen hauptamtlichen Mitarbeiter anstellt, vorwiegend wohl im Büro, dann erhält er im ersten Jahr 15 Euro Zuschuss pro Mitglied beziehungsweise 45 Euro pro Jugendlichem. Maximal darf die Summe aber 50 Prozent der Kosten betragen und 20 000 Euro nicht übersteigen. In den beiden Folgejahren werden die Beträge abgeschmolzen, wie Verwaltungsleiter Gerhard Höfler erläuterte. Denn man wolle ja erreichen, dass die Vereine das selbst tragen.
Ähnlich verhält es sich bei einer Kooperation, wenn sich also mehrere Vereine beispielsweise einen Kassier teilen. Dann gibt es im ersten Jahr 50 Prozent respektive maximal 30 000 Euro. Bei einer Fusion ist der Zuschuss am größten. Dann gibt's anfangs sogar 75 Prozent und maximal 60 000 Euro. In den beiden Folgejahren sind die Beiträge entsprechend niedriger.
Kritische Worte
"Das Ganze hat einen Haken", fand Siegbert Sendner (SPD) und lehnte den Beschlussvorschlag ab. "Wir setzen damit die Vorstände unter Druck", sagte er und forderte stattdessen eine Pauschale. Nicht jeder Verein brauche einen gemeinsamen Kassier, meinte der ehemalige Feuerwehr-Kommandant, aber Geld helfe immer. Das könne man dann denjenigen ehrenamtlichen Personen in der zweiten und dritten Reihe geben, die die meiste Arbeit machen. Dann müssten die Vereine auch die Mitgliedsbeiträge nicht erhöhen, denn das schaffe immer Probleme.
Geschäftsmodell ändern
Hacker widersprach diesem Gedanken. Das Geschäftsmodell des Vereins, wie er bisher arbeitet, gehe nur mit ehrenamtlicher Arbeit und damit einem niedrigen Beitrag. In der heutigen Zeit könne man das aber nicht mehr leisten, vielfach fallen die ehrenamtlichen Mitarbeiter weg, schlicht weil die Zeit fehlt und der Arbeitsaufwand steigt. Die Stadtjugendkapelle beispielsweise suche einen Präsident. Ihre Arbeit entspreche der einer Musikschule.
Das Geschäftsmodell müsse geändert werden, damit ein Verein funktionieren kann. Wenn ehrenamtliche Arbeit nicht mehr ausreicht, brauche man hauptamtliche Unterstützung. Und die koste Geld, was die Mitglieder bereit sein sollten zu zahlen, meinte Hacker. Er nannte ein Beispiel. Im Fitnessstudio würden die Leute freiwillig viel Geld zahlen, im Verein müsse so ein Angebot aber kostenlos sein. "Das geht nicht mehr."
Einig waren sich alle Räte über die "hervorragende Dienstleistung" (Hacker) in den Vereinen. Sandra Wüstner (SDP) meinte: "Die Vereine leisten großartige Arbeit. Ohne die würden wir alt aussehen." Manfred Welker (FW) zeigte sich "gespannt darauf, ob es damit zu einer Fusion kommen kann." Walter Drebinger stieß sich etwas am Zwang einer Beitragserhöhung. "Was ist, wenn es einer ohne schafft?" Dann brauche er den Zuschuss auch nicht, meinte Verwaltungsleiter Höfler.
Auch zwei weitere Punkte der Vereinsförderung wurden geändert. So gibt es mehr Geld für die Jugendarbeit. Vereine allgemein erhalten künftig 16 statt zwölf Euro pro Mitglied bis 18 Jahren, und bei den Sportvereinen sind es 20 statt 16 Euro. Und auch die Weiterbildung von Jugendleitern, Übungsleitern, Schiedsrichtern und ähnlichem wird bezuschusst.