Herzogenauracher Realschul-Urgestein verabschiedet sich
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Mittwoch, 20. Februar 2019
Als Pädagoge war Jochen Aßenmacher seiner Zeit oft voraus - jetzt geht er in den Ruhestand.
Eine Mischung aus Wehmut, Nostalgie und Heiterkeit lag in der Luft, als am vergangenen Freitag ein pädagogisches Urgestein der Realschule seinen letzten Schul-tag hatte. Nach auf den Tag genau 35 Jahren verließ Jochen Aßenmacher die Herzogenauracher Lehranstalt, die er in dreieinhalb Jahrzehnten maßgeblich prägte und mit der er sich in ganz außerordentlicher Weise verwachsen fühlt.
So war der Musiksaal der Realschule zur feierlichen Verabschiedung nicht nur mit dem Lehrerkollegium gefüllt, sondern auch mit seiner Familie und zahlreichen Weggefährten, darunter Lehrkräfte aus den 80er Jahren, der Zeit, als Jochen Aßenmacher seinen Dienst antrat. Wie ihm Schulleiter Ulrich Langer bestätigte, der ab 1987 selbst zu den Lehrkräften zählte, mit denen Aßenmacher in seiner Anfangszeit an der Realschule wirkte, vertrat dieser schon damals pädagogische Ansätze und Einstellungen, die heutzutage zur Normalität zählen. Zu jener Zeit musste sich der stets fröhliche Rheinländer dafür oft noch belächeln lassen. Somit stand es auch für den Schulleiter außer Frage, als die Schule vor zehn Jahren zur Ausbildungsstätte für Referendare wurde, dass Aßenmacher Seminarlehrer für Pädagogik werden müsse.
Dies bildete gleichsam die letzte Periode seines von großem Engagement geprägten Wirkens. Ob als Verbindungslehrer, Personalrat, Organisator von Gottesdiensten, Besinnungstagen, diversen Fahrten und Ausflügen, vor allem aber auch als jahrelanger Betreuer der Schülerzeitung brachte sich der passionierte Sportler mit ganzem Herzen ein. Dieses Herz schlug immer auf der Seite der Schüler, weswegen sich auch viele heutige Eltern an ihren Religions- und Deutschlehrer von damals zurückerinnern. So wie er Schülergenerationen prägte, prägte ihn umgekehrt das Frankenland, in dem er sich, wie er bei seiner Verabschiedung betonte, schon sehr schnell sehr wohl fühlte. Der Realschule wird neben seiner gewinnenden Unbeschwertheit, mit der Jochen Aßenmacher Schüler wie Kollegen anstecken konnte, vor allem sein schier unerschöpfliches Repertoire an Geschichten und Anekdoten fehlen, was ihm zusammen mit seiner Leidenschaft für das Fotografieren den inoffiziellen Titel des "Schul-Chronisten" einbrachte.
Außer ihm kann jetzt tatsächlich nur noch Schulleiter Ulrich Langer von den Zeiten erzählen, als die Realschule noch nicht mit der alten Berufsschule baulich verbunden war, als das Lehrerzimmer noch wenige Quadratmeter maß und das heutige Lehrerzimmer die Pausenhalle war. Mit einem launigen Spiel lockte die Fachschaft Religion noch einmal genau diesen großen Erinnerungsschatz hervor, und zusammen mit der Fachschaft Deutsch wurde der scheidende Pädagoge im umgetexteten "Laudato si" besungen.
Für eine angstfreie Schule
Aßenmacher bedankte sich bei seinen drei Schulleitern, Stimpfig und Schöttner sowie Langer, und hob hervor, dass er sich freue, in den vergangenen zehn Jahren Schule endlich so erlebt zu haben, wie er sich das immer vorgestellt hatte: schülerfreundlich, offen und angstfrei. Fachschaften, Personalrat und Schulleitung wiederum bedankten sich bei ihrem Kollegen mit einem Wellness-Urlaub, bevor der Nachmittag schließlich in den geselligen Teil mündete, wo für die bunte Gästeschar die Gelegenheit bestand, gemeinsame Erinnerungen auszutauschen - manchmal wehmütig, oft nostalgisch, aber vor allem heiter.