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Herzogenauracher Pfarrer erklärt das Kreuz


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Donnerstag, 20. März 2014

Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, wurde aus dem Marterpfahl ein Zeichen der Erlösung. Heute ist es eines der wichtigsten Symbole der Christen, das die Nähe Gottes zu den Menschen verdeutlichen soll.
Diese Szene im Altar des Münsters von Wolframs-Eschenbach zeigt die Auffindung des Kreuzes durch Kaiserin Helena. Foto: Manfred Welker


Erst seit dem vierten Jahrhundert nach Christus verwenden die Christen das Kreuz als Erkennungszeichen. Vorher war es häufig ein Fisch, erfuhren die Besucher eines Vortrags der Erwachsenenbildung der katholischen Stadtpfarrei von Herzogenaurach. Stadtpfarrer Helmut Hetzel referierte zum Thema "Kreuz - mehr als ein Schmuckstück".
Die Darstellung von Kreuzen war schon über Jahrtausende üblich, im alten Ägypten gab es das Henkelkreuz (Anch), das auch als Schlüssel gedeutet wird. Auch das Radkreuz ist in vielen Kulturen verbreitet. Abgebildet werden auch das Andreaskreuz, das Tau-Kreuz oder Kreuze in griechischer und lateinischer Form.
Ein Kreuz diente im Römischen Reich als schändliches Marterinstrument, als Schandpfahl. An einem derartigen Kreuz starb auch Jesus. Als Sohn Gottes ist Jesus als der Gekreuzigte am Kreuz gestorben.

Der Apostel Paulus deutete den ursprünglichen Marterpfahl zum Zeichen der Erlösung um, das Kreuz wurde zum Siegeszeichen. Paulus bringt auch das Kreuz mit der Erlösung und der Befreiung in Einklang.
Dennoch gaben zunächst frühe Christen ihren Glauben durch die Darstellung eines Fisches und die Beischrift "Ichthys" oder den aus dem paganen Umfeld adaptierten Guten Hirten zu erkennen. Das änderte sich erst mit Kaiser Konstantin. In der Schlacht an der Milvischen Brücke besiegte er im Jahr 312 seinen Konkurrenten Maxentius. Vor der Schlacht soll ihm in einer Vision das Kreuz erschienen sein mit dem Hinweis "En touto nika!", lateinisch "In hoc signo vinces!", was sich als "In diesem Zeichen siege!" übersetzen lässt.
Die Kreuzauffindung durch Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, brachte dieses Kreuz Jesu verstärkt in das Blickfeld der Gläubigen. An der Stelle der Auffindung wurde in Jerusalem die Grabeskirche erbaut. Die Kreuzpartikel wurden für die Gläubigen durch Berührungsreliquien vervielfältigt. "Eine Reliquie ist etwas Handfestes und berührt Menschen mehr als hohe Theologie", konnte Hetzel feststellte. In vielen Kirchen gibt es daher Kreuzreliquiare.
Das Kreuz Jesu wurde in Byzanz am Karfreitag zur Verehrung der Gläubigen öffentlich gezeigt. Daraus habe sich die auch in unseren Breiten übliche Kreuzverehrung herausgebildet. Wobei Hetzel feststellte, dass Karfreitag und Ostern eine Einheit sind: "Wenn wir das Kreuz ansehen, haben wir die Auferstehung im Sinn!"
Auch wurden Kirchen in Kreuzesform gebaut oder die Kirchenstandorte in Städten in Kreuzesform angeordnet. Natürlich ist das Kreuz auch ein Schmuckstück. In der Gegenwart werde es als Symbol fast schon inflationär genutzt. Es werde aber auch bewusst nicht aufgehängt, mit dem Ziel, zu provozieren.
"Als bekennende und glaubende Christen können wir feststellen, dass das Kreuz das augenscheinliche Erkennungszeichen und Glaubensbekenntnis für uns Christen ist." Als Maxime für alle Christen sollte daher gelten: "Ich trage das Kreuz, weil ich Christ bin. Gott ist der gegenwärtige und nicht der ferne Gott", erklärte Hetzel.