Druckartikel: Herzogenauracher Heimatblätter erscheinen als Buch

Herzogenauracher Heimatblätter erscheinen als Buch


Autor: Pauline Lindner

Falkendorf, Mittwoch, 03. Juli 2013

Der Falkendorfer Georg Hagen hat die Herzogenauracher Heimatblätter im Selbstverlag als Buch herausgegeben.
Georg Hagen hat die original erhaltenen Heimatblätter zusammengefasst und ergänzt.  Foto: Pauline Lindner


In den 50er Jahren hat Fritz Hader Zeitungen gesammelt. Damals war dem Herzogenauracher Amtsblatt ab und an das "Heimatblatt" beigelegen. So hieß seit den 20er Jahren eine Sammlung von lokalhistorischen Beiträgen, die der Heimatforscher Luitpold Mayer verfasst hatte.

Gedruckt wurden sie bei Otto Mandelkow in Herzogenaurach, der noch zu Lebzeiten Mayers für den Reprint in den 50er Jahren verantwortlich war. Bis in die 90er Jahre erschienen die Heimatblätter. Verschiedene Autoren arbeiteten unter dem charakteristischen Zeitungskopf Themen aus allen Epochen auf. Unter ihnen sind Klaus-Peter Gäbelein vom Heimatverein, die Stadtarchivarin Irene Lederer oder Gotthard Lohmaier. Einer der letzten erschienen Beiträge - er trägt das Datum 15.

April 1992 - befasste sich mit den "bürgerlichen Fürsorgeeinrichtungen der Stadt Herzogenaurach im späten Mittelalter".

Forschen als Hobby

Hader war der angeheiratete Onkel des Falkendorfers Georg Hagen, dem Hader seine Zeitungsbündel schenkte. Der gelernte Schneider hat sich schon lange der Lokalgeschichte verschrieben. "Das ist für mich ein Hobby", sagt er und zeigt den ersten Band, den er herausgegeben hat. Darin hat er historische Geschichten, Episoden und Legenden aus Aurachtal zusammengestellt.

Mit seinen 81 Jahren hat Hagen einiges mit eigenen Augen erlebt. Und manchmal hat er sich gewundert, wie ein älterer Sachverhalt erzählt, weitergegeben und vereinzelt auch schriftlich fixiert wurde.

Bomben auf Welkenbach

Als Beispiel nennt Hagen den Bombenabwurf auf Welkenbach, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen, darunter Bürgermeister Holzammer aus Burgstall, der einen Handel mit landwirtschaftlichen Gütern hatte, und eine rumänische Fremdarbeiterin. An diesen 21. Februar 1944 kann sich Hagen sehr genau erinnern. Als Schulbub hatte er viele Pflichten im elterlichen Anwesen. So auch an dem Tag. Er war im Freien, als die Notabwürfe - so seine Erklärung - begannen. "Der Luftdruck hat mich Buben hingeworfen", erzählt Hagen.

Augenzeuge

Natürliche hat das das aufgeweckte Kerlchen nicht zuhause gehalten. Er ist in den Nachbarort gelaufen und hat das zerstörte Haus, das einen Volltreffer abgekriegt hatte, selber gesehen. "Später habe ich einen heimatgeschichtlichen Bericht darüber gelesen und festgestellt, dass viele Details fehlen."

Dazu zählt für Hagen zum Beispiel, dass sich die getötete Rumänin in den Keller geflüchtet hatte, während die Hausfrau in der Wohnung geblieben war. Der Keller wurde der einen zur Todesfalle, während die andere vermeintlich ungeschützt mit nur geringen Blessuren davonkam. Als kuriose Übertreibung tut er es ab, dass kolportiert wurde, es wäre ein gezielter Luftangriff gewesen. Er hätte dem Gespann des Burgstaller Bürgermeisters gegolten, der unter Heu Waffen transportiert hätte.

Mit Drucker Mandelkows Tochter Helga fuhr Hagen in jungen Jahren täglich mit dem Zugfahrt nach Erlangen, zu dem Schneidermeister, bei dem Hagen in der Lehre war. Solche persönlichen Verknüpfungen sind Hagen sehr wichtig, merkt man bald, wenn man mit ihm plaudert. Die langzurückliegende Bekanntschaft war es denn wohl, die Hagen den letzten Anstoß gab, sich über seinen Wohngemeinde hinaus als Heimatforscher zu betätigen.

Ungeordnet

Durch die Nachfolger des Druckers erhielt er Einblick in die Heimatblätter. Thematisch ungeordnet, ganz nach dem Gusto der Autoren waren die Artikel erschienen. Diese willkürliche Anordnung zu lassen, schien Hagen unklug. Und vor allem unpraktisch, wenn jemand etwas Bestimmtes suchen wollte.
Deshalb ging Hagen her , ordnete die Beiträge zeitlich und thematisch und erfasste sie alle per Computer. Eine Wiedergabe in der Originalreihenfolge erschien ihm unklug und unpraktisch , wenn jemand etwas sucht. In Hagens Ausgabe stehen nun die Beiträge zur frühen Geschichte der Siedlung an de r Aurach am Beginn.
Längst hat Hagen eine neue historische Aufgabe gefunden.Er ist dabei, seine Lebensgeschichte niederzuschreiben. Wegen einer Verletzung im Babyalter, die zu lebenslangem Leiden führte, wird der Text über weite Strecken eine subjektiv und lokal gefärbte Geschichte der Medizin des 20. Jahrhunderts werden.