Herzogenaurach: Seelhaus ist nahezu fertig saniert
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Mittwoch, 03. Juni 2020
Eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude der Stadt wird auf Vordermann gebracht. In dem Haus aus dem Spätmittelalter sollen ab August zwei Wohnungen bezugsfertig sein.
Die Sanierung des spätmittelalterlichen Seelhauses am Herzogenauracher Kirchenplatz ist fast abgeschlossen. "Aktuell gehen wir davon aus, dass die beiden Wohneinheiten im August bezugsfertig sind", erklärte Albert Geinzer, Bau-Fachmann der städtischen Gebäudewirtschaft, bei einem Pressetermin mit Bürgermeister German Hacker (SPD) und Bauamtsleiterin Silke Stadter sowie mit den beiden verantwortlichen Architekten Oliver Reiß aus Nürnberg sowie Dirk Raffegerst aus Scheßlitz.
Nur von außen ein Blickfang
Beim Seelhaus handelt es sich um eines der ältesten erhaltenen Bürgerhäusern Herzogenaurachs. Von außen war das Anwesen im denkmalgeschützten Ensemblebereich um die Pfarrkirche St. Magdalena schon immer ein Blickfang und wird in wenigen Wochen noch mehr Blicke auf sich ziehen. Denn es handelt es sich um ein Anwesen von hohem historischen Wert und wird stirnseitig begangen, was sehr unüblich für eine solche Gebäudeform sei. In Mittelfranken finde man das sehr selten.
Bei dem Doppelhaus handelte es sich um ein eingeschossiges, nord-süd-gerichtetes, gotisches Fachwerkhaus mit einer Breite von rund zehn Metern und einer Länge von etwas über 13 Metern. Das Gebäude ist mittig in zwei separate Hälften geteilt und hat aufgrund der getrennten Eingänge zwei Adressen: Kirchenplatz 9 und Engelgasse 10. Ein besonderes Merkmal ist die auffällige Fachwerkfassade zum Kirchenplatz hin, bei der das Dachgeschoss um rund 20 Zentimeter herausragt sowie das steile Satteldach mit Schopfwalm über dem ersten Dachgeschoss.
Ziel war es, das in den vergangenen Jahren ungenutzte historische Doppelhaus neu zu beleben und als Wohnhaus mit zwei Einheiten zu nutzen. Noch haben die Handwerker einiges zu tun, aber der Termin für die Fertigstellung Ende Juli sei fix. Es hat viel Energie, Zeit und Geld gekostet, die Planung in Absprache mit Denkmalschutz, Statiker und den beteiligten Firmen sowie Architekten zu entwickeln. Denn im Laufe der Jahre und aufgrund des undichten Daches wurden viele Balken morsch, die ausgetauscht werden mussten. Für die Zimmerleute der Firma Vogelhuber aus Simmershofen war die Einpassung von neuen Teilen in die teils morsche Balkenkonstruktion eine besondere Herausforderung. Unter der nördlichen Wohneinheit befindet sich ein kleiner Gewölbekeller, in dem die moderne Haustechnik installiert wurde.
Der Nordgiebel wurde im 18. Jahrhundert erneuert, im 19. Jahrhundert das Erdgeschoss umgebaut. Im 20. Jahrhundert wurden weitere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt - allerdings nicht besonders fachgerecht, was mehr Schaden als Nutzen brachte. Wie Hacker erläuterte, wird die Kostenprognose von 1,2 Millionen Euro, von denen 90 000 Euro bereits abgerechnet sind, wohl eingehalten.
An der inneren Raumstruktur wurden nur wenige Eingriffe geplant, die baulichen Maßnahmen wurden hauptsächlich im Obergeschoss vorgenommen. So wurden auch die Decken dem historischen Vorbild nachvollzogen und vorhandene Decken repariert. An Stellen, wo die Decken nicht mehr vorhanden waren, wurden neue Fehlböden eingebaut und die Deckenfelder oberflächenbündig mit der Untersicht der Deckenbalken verputzt.
Holz stammt aus dem Jahr 1730
Ein besonderes Merkmal ist auch die Bohlen-Balken-Decke in der südöstlichen Stube (ehemals Bohlenstube), die restauratorisch überarbeitet und neu gefasst wurde. Untersuchungen ergaben, dass die Holzfällung dafür um 1730 erfolgte.