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Herzogenaurach hat wieder eigenes Orchester


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Montag, 25. Februar 2013

Das "Kammerorchester Herzogenaurach - concertino ducale" unter der Leitung von Gerald Fink spielte erstmals vor Publikum. Die Premiere gab es am Sonntag in der evangelischen Kirche.
Das Streichorchester präsentierte Werke aus dem Barock.


Als Gast bei dem Konzert waren auch Bischof Thomas Kaboré aus Kaya und Jean Paul Ima, der Finanzdirektor des Bistums, die von Jean Désiré Sawadogo begleitet wurden.

Die Gäste aus Kaya hatten sicherlich den weitesten Weg zum Konzert, wie es Bürgermeister German Hacker (SPD) in seiner Begrüßung würdigte. Zusammengefunden hatte sich das neue Orchester, weil es in Herzogenaurach zwar gute Möglichkeiten gibt, Blechblasinstrumente zu lernen, aber der Bereich Streicher eher unterrepräsentiert ist. Hackers Dank ging vor allem an Gerald Fink, der bereits seit der Gründung im Jahr 2012 für die Leitung des 17 Mitglieder starken Klangkörpers verantwortlich zeichnete und auch das erste Konzert im Jahr 2013 dirigierte.

Auf dem Programm standen drei Werke aus dem Barock. Von Georg Friedrich Händel das Concerto Grosso F-Dur op. 6 Nr. 9, von Georg Philipp Telemann Ouvertüre-Suite "Burlesque de Quichotte" TWV 55:G 10, szenisch begleitet von Marla Saris als Don Quichotte, und von Johann Sebastian Bach das Konzert d-Moll für zwei Violinen d-Moll BWV 1043. Als Solisten waren hier Katharina und Kristina Fröhlich an den Violinen zu hören.

Den beklatschten Schlusspunkt des Konzerts stellte das Konzert für zwei Violinen und Orchester in d-Moll BWV 1043 mit den Sätzen Vivace, Largo ma non tanto und Allegro von Johann Sebastian Bach dar. Das Konzert ist nach der Art eines italienischen Concerto Grosso angelegt und wurde von Bach später zu einem c-moll-Konzert für zwei Klaviere (BWV 1062) umgestaltet. Bach ging aber in seinem Werk über Antonio Vivaldi und Arcangelo Corelli hinaus. Kernstück des Werks ist der langsame Satz, den zwei rasche Ecksätze umschließen, die Concertino und Tutti in reicher kontrapunktischer Ausprägung miteinander verflechten. Schon der Kopfsatz beginnt als Orchesterfugato.

Zugabe aus dem Concerto Grosso

Auch das solistische Rankenwerk um die beiden Hauptgedanken wird meist fugierend gefestigt. Ähnlich gebaut ist das vorwärtstreibende Final-Allegro, das aber noch reicher in der Polyphonie der Stimmen und von noch stärkerer Konzentration ist. Das Tutti-Thema bekräftigt nicht nur Anfang und Ende, es taucht auch im Mittelteil des Satzes immer wieder als Orientierungsmarke auf, um die sich die beiden Themen der Soloviolinen bewegen, streng kontrapunktisch, meist sogar kanonisch. Das Largo in der Mitte, einer der innigsten unter Bachs langsamen Sätzen, ist ein Zwiegesang von ergreifender Schönheit. Die Solisten an den Violinen waren hier Katharina und Kristina Fröhlich.

Als Zugabe kündigte Fink den Zuhörern noch den letzten Satz aus dem Concerto Grosso von Händel an.
Ein Stadtorchester Herzogenaurach wurde bereits ihm Jahr 1950 durch Ferdinand Schaffer gegründet. Es war mit zehn Violinen, mit Viola, Violoncello, Kontrabass, Trompeten, Klarinette, Flöte, Posaune und Schlaginstrument besetzt. Zu den Mitgliedern zählten unter anderem Apotheker Hans Costa, Ruth Schech und Rudi Hetzler. Bis zum Tod von Schaffer wurde bei einem wöchentlichen Treffen im Übungsraum des Dachgeschosses der damaligen Berufsschule an der Erlanger Straße geprobt.

Das Stadtorchester belebte mit regelmäßigen Konzerten im Vereinshaussaal und mit Beiträgen zur Gestaltung öffentlicher Feiern das Kulturgeschehen in Herzogenaurach. Der plötzliche Tod von Ferdinand Schaffer im Jahr 1959 zeitigte das Aus für das Stadtorchester.