Herzensangelegenheit Volksmusik
Autor: Paul Frömel
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 16. Oktober 2012
Mit volkstümlicher Musik hat Grid Bach nicht viel am Hut. Sie und ihre Mitstreiter in der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik kümmern sich darum, traditionelles Liedgut zu bewahren.
Karl Moik hat sie einen Korb gegeben. Als vor vielen Jahren der damalige Moderator des Musikantenstadl bei ihr anrief und über die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Fränkische Volksmusik "eine Gruppe mit einem fränkischen Dreispitz als Kopfbedeckung" für seine Fernsehsendung buchen wollte, war er bei Grid Bach an die Falsche geraten. Nachdem Moik ihr erklärt hatte, dass die Künstler ja gar nichts singen oder spielen müssten, man würde gerne irgendein Playback-Band unterlegen, war bei der resoluten Nürnbergerin der Ofen aus. "Schenkelbatschen, Trallala und Hopsassa können andere machen, wir machen das nicht."
Wenn Grid Bach diese kleine Episode erzählt, ist ihr anzumerken, wie sehr ihr die Volksmusik am Herzen liegt. Echte, fränkische Volksmusik. Was sie damit meint, ist handgemachte Musik, sind überlieferte Lieder, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden, aber auch gerne neue Stücke, die in diesem Geist geschrieben wurden. Das, was in vielen Fernsehsendungen geboten wird oder von privaten Radiosendern ausgestrahlt wird, bezeichnet sie auch einmal als "volksdümmlich", wenn sie in Rage ist.
Eine Nische besetzt
Die 67-Jährige hat schon immer gern gesungen und getanzt, hätte auch gerne gelernt, Akkordeon zu spielen, aber den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst, und eine Flöte nach ihren eigenen Worten nur "gequält". Die Chance, etwas für die von ihr geliebte Volksmusik zu tun, bot die
"Wir besetzen zwar nur eine kleine Nische im Musikbetrieb, aber der Volksmusik geht es gut", erklärt Grid Bach. Zwischen 3000 und 4000 Menschen besuchen jedes Jahr den Tag der Volksmusik im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim, und die Arge registriert immer mehr junge Leute, die in Blaskapellen oder ähnlichen Ensembles aktiv sind. Sie und auch gestandene Musiker will die Arge beim Musizieren, Singen und Tanzen mit fränkischer Volksmusik unterstützen, bietet dafür auch im Internet unter www.fraenkische-volksmusik.de Noten und Liedtexte an oder vermittelt und organisiert Gruppen und Sprecher für Veranstaltungen vor Ort.
Zuschüsse für junge Musiker
Den Menschen wie Grid Bach oder Konrad Heimann aus Lonnerstadt, der sich für die Arge vor Ort um den Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim sowie den westlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt kümmert, geht es nicht nur um das Bewahren, sondern die Volksmusik soll auch weiterleben und sich weiter entwickeln. Zu diesem Zweck bezuschusst die Arge seit kurzem beispielsweise die Teilnahme von jungen Musikern unter 25 Jahren an Fortbildungen. Wie Grid Bach weiß, bilden sich oft neue Gruppen aus Blaskapellen heraus, wenn deren musikalisch gereifte Mitglieder sich in einem kleineren Ensemble mit drei bis fünf Mitspielern beweglicher aufstellen wollen.
Neue Gruppen oder auch musikalische Anfänger haben es heute viel einfacher als früher, erzählt Grid Bach, auch dank der Arge, der Forschungsstelle für fränkische Volksmusik in Uffenheim und des Landesvereins für Heimatpflege. Alle drei Institutionen sammeln Liedtexte und Noten, die zum Beispiel aus Nachlässen stammen. Diese stellen sie dann Musikern zur Verfügung, die sie passend für ihre Besetzung und ihre Zwecke bearbeiten und so den teilweise jahrhunderte alten Liedern immer wieder zu neuem Leben verhelfen. Dabei handelt es sich übrigens ausschließlich um Stücke, auf denen kein Urheberrecht liegt, für deren öffentliche Aufführung also keine Gebühren an die Gema abzuführen sind. "Sonst könnten wir es uns gar nicht leisten, Volksmusik-Veranstaltungen abzuhalten", erklärt Grid Bach.
Von diesen Veranstaltungen gibt es gerade in den letzten Jahren immer mehr. Momentan liegt das Wirtshaussingen im Trend, aber auch Sänger- und Musikantentreffen oder Volkstanzabende haben ihre Anhänger, genauso wie der fränkische Advent.
Immer auf der Suche
"Je weiter man von der Großstadt weg kommt, desto größer ist das Heimatgefühl der Menschen", hat die Nürnbergerin festgestellt. Nicht zuletzt deswegen besucht sie gerne Veranstaltungen auf dem Land, auch wenn sie nicht als Sprecherin oder Moderatorin gebucht ist. Und sie nutzt diese Besuche, um Augen und Ohren offen zu halten auf der Suche nach neuen Gruppen.
So stieß sie beispielsweise bei einem Heimatabend im November 2010 in Kienfeld auf die Pommersfeldener Heimatmusik, erinnert sie sich. Susanne und Otto Deppert hatten ihren ersten gemeinsamen Auftritt vor größerem Publikum und kamen so gut an, dass Grid Bach sie spontan zum Tag der Volksmusik 2011 einlud.
Inzwischen haben sich die beiden zu einer festen Größe in der fränkischen Volksmusikszene entwickelt, treten regelmäßig sowohl bei der Arge Mittelfranken als auch bei deren Schwesterverein in ihrer oberfränkischen Heimat auf. Sie gehören zu den Musikanten, die die fränkische Volksmusik leben, und die wir in unserer neuen Serie vorstellen wollen.