Druckartikel: Herbert und Schnipsi frotzeln und singen in Höchstadt

Herbert und Schnipsi frotzeln und singen in Höchstadt


Autor: Evi Seeger

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 13. November 2016

Szenen einer Ehe brachten Herbert und Schnipsi in Höchstadt auf die Bühne. Den beiden gelang es, ihr Publikum mit einzubeziehen.
Der ganz normale Wahnsinn: Schnipsi (Claudia Schlenger) und Herbert (Hanns Meilhammer) - auf der Bühne wie im wirklichen Leben ein Paar, bescherten ihrem Publikum einen vergnüglichen Abend. Fotos: Evi Seeger


"Wos, ihr kennt"s des a, des Neitreten in die Kuhfladen mit die nackerten Fiaß", wundert sich "Schnipsi". Dabei "hot sie sich denkt", sie käme heut "in eine bessere Gegend". Um im Laufe des Abends feststellen zu müssen, dass die Höchstadter - bis auf den bayerischen Dialekt - auch nicht anders ticken als "Schnipsi & Herbert". Thomas Ackermann vom Brauhaus Höchstadt, der die Kabarettisten aus Niederbayern mit ihrem Programm "Juchhu, glei schmeißt's uns wieder" in die Kulturfabrik holte, hatte ein volles Haus.
Das Höchstadter Publikum ging begeistert mit, obwohl die beiden Multitalente "aus einem ganz anderen Kulturkreis kommen", wie Herbert feststellt.

Aus den Besucherreihen war zu hören, dass viele Fans aus der Region seit langem darauf warten, die aus Funk und Fernsehen bekannten Kultfiguren live erleben zu können.
Dass "Schnipsi", alias Claudia Schlenger und "Herbert", Hanns Meilhamer, auch "im richtigen Leben" ein Ehepaar sind, verwundert nicht. Wie sonst wären sie zu der Erkenntnis gekommen, dass eine lange Ehe "ein dauernder Kraftakt, eine Sisyphusarbeit ist". Wie im richtigen Leben, mag sich mancher Besucher gedacht haben, wenn Schnipsi und Herbert Szenen einer Ehe samt kleineren und größeren Katastrophen wiedergeben: Der ganz normale Wahnsinn mit Wiedererkennungswert beim Publikum.
Die Themen reichen vom "Versicherungsverbrecher" über das "zweckgebundene" Hochzeitsgeschenk bis hin zur Beckenbodengymnastik.
"Habt's ihr a so an daham - so an Hamperer", fragt Schnipsi ins Publikum. Herbert wär's grad recht, denn dann wär er nicht der einzige im Saal. Aber ganz gleich, wie die Meinungen von Herbert und Schnipsi aufeinander prallen, wie temperamentvoll die Unterschiede auch ausgetragen werden: Der Zuschauer hat immer den Eindruck, dass sich die beiden - trotz aller Frotzeleien - von Herzen mögen. "Mir könna glei weiterstreiten, merk dir, wo mir wor'n", sagt Herbert - durch einen Anruf unterbrochen - zu Schnipsi.
Wie Beziehungen wohl früher funktioniert haben, ganz ohne die Errungenschaften moderner Kommunikation, fragt sich Herbert. Wie hat man Kontakt gehalten, "wenn der geliebte Mensch weggezogen ist - beispielsweise nach Hemhofen". Herbert hat diese Erkenntnis zu einem Liebeslied verarbeitet. Die ersehnte Antwort auf seine Frage folgt - per SMS.
Kabarett kommt in der Regel gut an, wenn es auf die Örtlichkeit und das spezielle Publikum eingeht. "Wo ist das Publikum robust, wo halten sie etwas aus", fragt sich Schnipsi und kommt zu dem Ergebnis: In Höchstadt. Recht hat sie: Die Höchstadter halten sich genau an Herberts Anweisung. "Stellt's euch vor, ihr seid lauter Küah!" Der wunderbare "Muh-Chor" verleitet Herbert zu der Frage: "Könn' ma euch net mit ham treib'n?"
Und erst die Musik: Herbert bedient gleichzeitig Quetschen, Mundharmonika und Trommel. Für Schnipsi hat er auf der Mandoline "alle überflüssigen Saiten entfernt". Aber sie "spielt" auch auf einem Sammelsurium aus Blech und Plastik. Bei all dem kommen Lieder heraus, die frech und laut, melancholisch, liebevoll, zärtlich, immer aber tiefgründig sind.
Schnipsi ist übrigens eine Meisterin der Mimik und Gestik. Was sie mit ihrer Stimme, ihrem Mund, mit Einsatz des gesamten Körpers einschließlich "Schnappatmung" vollbringt, ist genial. Gurrende, schnoddrige Töne kommen ihr ebenso über die Lippen wie zuckersüß schnurrende und im Duett gesanglich stimmige. "Viel mehr Stimmen können mir zwei a net zusammen bringen", bringt Herbert das auf den Punkt.