Hemhofener Ateliertage für Liebhaber
Autor: Johanna Blum
Hemhofen, Dienstag, 07. Juli 2015
Von Filzkleidern über Glasobjekte und Gemälden bis zu Holzskulpturen reichte das Spektrum, das Kunstschaffende aus der Region in Hemhofen präsentierten. Eine ansehnliche Zahl von Interessierten sah sich trotz Hitze um.
Gerne hätte sie ein paar Besucher mehr begrüßt, sagt Sabine Nein, die am Wochenende bereits zum neunten Mal gemeinsam mit Gerti Koch die Ateliertage in Hemhofen organisiert hat. Angesichts der großen Hitze sei man aber mit dem Zuspruch zufrieden.
Bei Gerti Koch im Hof sitzt Mea B. Übler (Schmuck, Glasperlen) aus Burgthann vor ihren selbst designten Schmuckstücken. "Wer zum Glas findet, hat sich selbst gefunden", verrät sie den neugierigen Gästen. Mea hat zuerst eine fertige Kette im Kopf und dann kreiert sie die Perlen dazu.
Barbara Eichhorn (Filzdesign) aus Heroldsbach wartet im Wintergarten des Kochschen Familienanwesens in einem selbst entworfenen und gefilzten Kleid aus Nuno-Filz auf Besucher und erklärt gleich den Umstehenden, was das für eine Filz-art ist. " Wolle wird mit einem zweiten Material zusammen gefilzt, in diesem Fall mit Seide. Dieser Stoff ist durchlässiger und auch noch bei großer Hitze angenehm zu tragen." Sie fertigt überwiegend Hüte und Bekleidung, aber auch anderen "Schnickschnack" wie Pulswärmer, Ketten, Hausschuhe und mehr.
Gerti Koch (Malerei) hat früher gerne Skulpturen kreiert und geformt. "Jetzt male ich lieber, und zwar in verschiedenen Techniken." Trotzdem zeigt sie stolz die kleinen Bronzefiguren, die auch in ihrem Ausstellungsraum neben den vielen Bildern an den Wänden zum Betrachten und Verweilen einladen.
Erwin Koch (Skulpturen) wollte nach der Schule eigentlich Design studieren. Luigi Colani, der große Designer, hatte es ihm angetan "Dann bin ich doch beim Vater Staat in München gelandet. Von dort habe ich dann 1987 meine Frau Gerti mitgebracht", erzählt er lächelnd.
Gedanken in Glas
Erst später fand er wieder zur Kunst zurück. Seine Lieblingsmaterialien sind Stein, Holz, Metall und Glas. "Meine Werkstücke sind meine Kinder", sagt.
Jeder Gast darf aber erst gehen, wenn er sich mit dem Überwachungsstaat und dem Datenschutz auseinandergesetzt hat. "Ich stelle mir bei diesem Glaskunstwerk vor, dass der Mensch von einer Datenkrake überwacht und die Daten aufgesogen werden", erklärt er und zeigt einen gläsernen Menschen. Jeder Besucher soll seine Gedanken dazu auf die vorbereiteten Zettelchen niederschreiben und dann auf das Glaskunstwerk heften. "Ich werde alle aufgeschriebenen Gedanken auf das Glas eingravieren, die schwarze Datenkrake darüber anbringen und alles genau in einem Jahr bei der zehnten Ausstellung am 2./3. Juli präsentieren."
Tamahara (freie Objekte) aus Egloffstein, der seinen Künstlernamen einst geträumt hatte - er soll aus dem altindischen Sanskrit stammen - zeigt im Haus der Familie Nein interessante Skulpturen aus Holz, Ton und Bronze. Das Werk "Die Drehung" ist aus Zwetschgenholz, und die Drehung steckt schon im Stamm. "Ich arbeite viel mit Blattmetallen und male nur in Öl, denn das ist intensiver als Acryl."
Seine Partnerin Heike Guillery (Keramik) aus Egloffstein ist Autodidaktin und gestaltet phantasievolle Keramik - Einzelstücke für drinnen und draußen aus eigener Werkstatt. "Ich habe eine große Liebe zu Türkis und Blau", erklärt sie und zeigt stolz ihre interessanten und einmaligen Kunstwerke.
Sabine Nein (Glaskunst), die Gastgeberin, hat ihren Garten mit vielen gläsernen Kunstwerken geschmückt. "Für mich ist wichtig, das Glas als Kunstmaterial in unserer Gegend - einer Glas-Diaspora - zu präsentieren." Seit 30 Jahren kombiniert sie verschiedene Materialien wie Holz und Glas. "Das gibt eine gewisse Spannung, aber mein Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Glas, es ist die Seele eines jeden Objektes." Ihr jüngstes Werk - "das ist immer mein Lieblingsprojekt" - hat das Thema "Leben und Sterben im Barock". Die Basis sind zwei Kuhmaulkörbe, die das bäuerliche Leben im Barock symbolisieren. Erst die Arbeit der Bauern habe die barocke Pracht damals möglich gemacht.
Zauberer Mosche Karlo aus Altheim will mit seinen allgemeinen lustigen und verblüffenden Zaubereien etwas Abwechslung in den Nachmittag bringen. "Ich wäre auch auf Kinder vorbereitet gewesen, aber die sind bestimmt lieber im Schwimmbad als hier in dem heißen Garten", meint er und öffnet seinen Zauberkoffer.