Heiße Höschen gegen Leerstand in Höchstadt
Autor: Pauline Lindner
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 27. Mai 2013
In Höchstadts Innenstadt gibt es viele Leerstände, doch in einem regt sich seit Kurzem wieder neues Leben: Josée Spénard eröffnet einen Laden mit Unterwäsche für Frauen und Männer.
In den besten Geschäftslagen Höchstadts findet man etliche leere Schaufenster, mit Papier verklebt oder mit Anschlägen, dass Mietinteressenten gesucht würden. Leerstände in der Innenstadt sind bei Weitem kein Phänomen größerer Orte, aufgegebene Tante-Emma-Läden keine Erscheinung kleiner Dörfer.
Für den ehemaligen Schleckermarkt am Vogelseck gibt es immerhin ein neues - gefördertes - Konzept: eine Markthalle für regionale Anbieter. Damit soll der seit Jahren im Stadtkern fehlende Lebensmittelsektor abgedeckt werden.
Gleich daneben steht noch ein Laden leer. Nicht mehr lange. Josée Spénard-Kuhlow ist schon dabei, die ersten Kollektionen aufzuhängen.
Die Frankokanadierin will mit "klein & fein" eine Marktlücke im Ort schließen und Dessous für Damen und Herren anbieten.
Die Lücke im Angebot ist erst vor Kurzem entstanden, als Zeiler Mode gegenüber dem Rathaus schloss. Die Inhaberin musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören. 23 Jahre führten die Zeilers den Laden, weiß die Hauseigentümerin Karola Brunner. Sie baut jetzt die Geschäftsräume um, renoviert den Laden, um ihn wieder für den Einzelhandel oder als Büro zu vermieten. "Ein Wäschegeschäft fehlt in Höchstadt", sagt Brunner.
"Ich habe von der Geschäftsaufgabe zu spät gehört", bedauert Spénard. Nun baut sie ein Geschäft mit einem engeren Sortiment auf. Sie beschränkt sich bewusst auf Unterbekleidung für beide Geschlechter. Frankophon wie sie ist, spricht sie selbstverständlich in beiden Fällen von Dessous und amüsiert sich ein bisschen über die Doppelripp-Assoziationen beim Wort Unterwäsche. "Mit dem richtigen Modell sieht doch ein Mann viel knackiger aus", meint sie zu diesem männlichen Understatement.
Überhaupt möchte Spénard ein wenig französisch geprägtes Lebensgefühl vermitteln. "Ich habe schon viel deutschen Stress angenommen", sagt sie über sich selbst. Im Gegenzug möchte sie ihren Kunden gemütliches Einkaufen, vielleicht mit einem Tässchen Kaffee, bieten.
Bei Dessous für Frauen geht Spénard von ihrem eigenen Maßstab aus: "Dessous müssen bequem und zugleich schön sein." Das persönliche Tragegefühl steht für sie obenan. Zwei Überlegungen möchte sie noch ihren künftigen Kunden mitgeben. Den Frauen als Auswahlhilfe: "Wenn ich mich ausziehe, bin ich noch schön angezogen." Den Männern: "Warum schenken Sie ihrer Liebsten nicht ein Dessous anstelle eines Blumenstraußes?"