Heinz Armer aus Höchstadt lüftet Geheimnisse des Amateurfunks
Autor: Pauline Lindner
Röttenbach, Montag, 08. Sept. 2014
Amateurfunker wie der Höchstadter Heinz Armer unterhalten sich gerne mit Gleichgesinnten auf der ganzen Welt. Mit mobilen Geräten sind auch im Freien Gespräche möglich, zumindest per Morsezeichen.
Die Frau in Wanderkluft erkennt man nicht als die Zahnarzthelferin, da man ihr eher mit Kittel und Mundschutz begegnet; ähnlich ergeht es dem Postboten ohne blaugelbes Outfit. Die Zuordnung zu Beruf und Profession hat sich im Gedächtnis verankert. Ein Opfer eines solchen Irrtums wurde auch Heinz Armer, der normalerweise in Höchstadt Touristen in Sachen Biologie und besonders Vogelkunde durch die Weiherlandschaft führt. Er hantierte mit technischer Gerätschaft. Prompt kam die Assoziation, er wolle damit vielleicht Vogelstimmen aufzeichnen.
"Irrtum", sagt er lachend und bietet an, ein bisschen die Geheimnisse des Amateurfunks zu lüften. "Das ist auch ein Hobby von mir. Und: Man kann es durchaus im Freien ausüben und Kontakte durch ganz Europa knüpfen." Das komme immer mehr in Mode in Funkerkreisen.
Muss man da nicht eine Menge mitschleppen, fragt der unbedarfte Laie. "Keineswegs. Meine Ausrüstung passt in ein kleines Köfferchen oder in einen Rucksack", erklärt er und bietet eine "Vorführung" an. Treffpunkt ist der Kinderspielplatz an der Klebheimer Straße in Röttenbach. Armer ist gerade dabei, eine lange Teleskopstange auseinanderzuziehen. "An ihrer Spitze befestige ich den Antennendraht." Elf Meter ist er lang und lässt sich bequem auf eine kleine Spule aufrollen. Drei kleine Geräte holt er aus dem Auto: die Batterie, den Antennentuner und das eigentliche Funkgerät samt Morsetaste und Mikro.
In ein paar Minuten steht alles parat. Armer dreht an einem Rädchen, wie es Radios zum Einstellen der Frequenzen haben. "Das ist ganz genauso. Nur wir senden im Kurzwellenbereich. Für die Amateurfunker sind bestimmte Bänder freigegeben: 160 Meter, 80, 40, 20 und das Zehn-Meter-Band."
Aus dem Gerät rauscht es. Jetzt wird es deutlicher. Sprache ist wahrzunehmen. "Das ist ein Engländer", erkennt Armer schon am Tonfall. Als Antwort gibt er seine Kennung durch: DL8NBG. Aber offenbar kann ihn sein Gegenüber nicht wahrnehmen. "Die Leistung beträgt nur fünf Watt; da komme ich zu schwach bei ihm rein."
Armer dreht vorsichtig weiter und glaubt, einen Russen und einen Tschechen zu hören. Dann: "Da unterhält sich ein Schwede mit jemanden in Spanien", gibt er den Inhalt eines "belauschten" Gesprächs wieder. Und zwei Italiener plaudern offenbar auch miteinander. Jeder kann offenbar mithören. Das verblüfft schon, war doch die Kurzwelle bis vor etwa zehn Jahren via Norddeichradio die einzige Verbindung zu Schiffen. Inzwischen wurde auch da auf Satelliten-Telefonie umgestellt.
Beim Morsen erhofft sich Armer bessere Kontakte, auch mit seinem schwachen Gerät. Ein Belgier meldet sich; der Laie hört nur Töne in ungleichen Abständen. Armer versteht sie und kann aus der Länderkennung die Herkunft ableiten. Er antwortet mit seiner Kennung. Der Belgier morst "Jan" zurück. "Man redet sich nur mit Vornamen an; ich bin Henry." Nochmal ein Signalwechsel hin und her. "TNX war das; das steht für Danke. Man benutzt international gebräuchliche Abkürzungen, den Funkcode", erläutert Armer. "Über die Funker ist auch Xmas in Mode gekommen; best xmas ist der übliche Wunsch beim Morsen."
Armer holt ein schmales Heft heraus, sein Portable-Logheft. Dort trägt er Datum, die Uhrzeit nach der Greenwich Time, die empfangene Station mit ihrem Rufzeichen, Frequenz und Signalstärke ein. Wenn er will, kann er sich den Kontakt abschließend per Karte bestätigen lassen. Im Allgemeinen und vor allem bei Amateurfunk-Wettbewerben geht es um den Funkkontakt, nicht um ein ausgedehntes Schwätzchen.
Der Reiz der Sache, so erklärt Armer, ist so ähnlich wie das Nutzen eines Weltempfängers, um möglichst exotische Radiosender einzufangen. "Direkt erreiche ich mit diesem Gerät Entfernungen von einigen Kilometern. Aber die Kurzwellen werden von der Ionosphäre reflektiert und im gleichen Winkel zur Erde zurückgesendet; die kürzeren UKW-Wellen oder die für Handys, die im Zentimeterbereich liegen, gehen da einfach durch. Deshalb braucht man dafür auch ein enges Sendemastennetz", erklärt er auch gleich noch das bekannte Funklochproblem.