Heimatreise gehört für Italiener aus Höchstadt dazu
Autor: Sarah Seewald
Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 29. Sept. 2015
Ein Italiener, der in Höchstadt lebt, und eine Reisebüro-Inhaberin verraten ihre Favoriten - von der besten Reisezeit bis zur Lieblingsstadt.
Adria und Gardasee, das seien nach wie vor die gefragtesten Italien-Urlaubsziele der Höchstadter. Dabei gehöre die Republik in Südeuropa nicht einmal zu den preisgünstigsten Reiseländern, erklärt Tanja Bräun. Die Inhaberin eines Höchstadter Reisebüros kann sich noch daran erinnern, wie der "Urlaubs-Klassiker" vor ein paar Jahren Konkurrenz bekommen hat: "Damals, als Kroatien als Urlaubsland wieder zurückgekehrt ist und so günstig war", sagt Bräun. Da habe es viele an das klare kroatische Meer gezogen.
Urlaub auf dem Schiff
Mittlerweile sei Italien aber wieder sehr gut gebucht. Neben Adria und Gardasee würden die Höchstadter gerne Kreuzfahrten erleben, zum Beispiel von Venedig aus. Ein Vorteil daran sei, dass Familien nicht noch extra einen teuren Flug buchen müssten, sondern mit dem Auto zum Hafen fahren könnten. Tanja Bräun war in diesem Sommer selbst mit dem Schiff unterwegs. Das Besondere an einer mehrtägigen Kreuzfahrt: "Man bekommt gleich mehrere Reiseziele nacheinander zu sehen." Dazu noch "der gute Wein, das gute Essen, die lebendigen Straßen, Italien versprüht immer Lebensenergie", schwärmt Bräun. Etwas von diesem Flair - und originalen Eis-Rezepturen - hat Claudio Baroni nach Höchstadt mitgebracht. Seit gut zehn Jahren lebt der Eisdielen-Besitzer mit seiner Frau und seinen mittlerweile erwachsenen Kindern in Deutschland. Urlaub kann der Geschäftsmann nur im Winter machen.
Urlaub zu Hause
In dieser Verschnaufpause geht es in die Heimat: "Das Reiseziel ist immer bei den Eltern", erzählt Baroni. Ein paar Wochen verbringen sie bei seiner Familie, ein paar Wochen bei den Schwiegereltern. Von Chiari aus, einem Städtchen ähnlich wie Höchstadt, unternimmt er gerne Tagesausflüge: Sirmione sei zum Beispiel eine wunderschöne historische Altstadt am Gardasee, durch die er an einem trockenen Tag immer wieder gerne schlendert. Und Bergamo, "Bergamo Alta", betont er.
Wenn er mit seiner Ehefrau von Mitte Dezember bis Mitte Januar zurück in die Heimat fährt, wird nicht nur das Weihnachtsfest mit allen Verwandten und einem dreitägigen Festessen gefeiert, sondern auch die Gegend erkundet. Langweilig werde es ihm auch nach Jahren nicht beim Heimat-Sightseeing.
Für den Ausflug ins rund 200 Kilometer entfernte Venedig nehme er sich immer einen ganzen Tag Zeit. Früh morgens gehe es mit dem Auto los, nach "Venezia", wie der Mann mit der weißgrauen Igelfrisur in seinem unverkennbar italienischen Akzent sagt. Irgendwann wolle er noch eine Reise in die Hauptstadt Rom unternehmen. "Aber dafür braucht man wirklich Zeit", sagt er.
Von Paprika und Parmesan
Dass der Eisdielen-Besitzer immer nur in der kalten Jahreszeit verreisen kann, stört ihn nicht. Claudio Baroni ist kein Freund von allzu hitzigen Temperaturen. Am liebsten spaziert er bei 20, 22 Grad durch die Straßen der Heimat und genießt, dass er - und vor allem seine Frau, die daheim immer für ihn italienische Spezialitäten kocht - von den Verwandten verköstigt werden. Ein Lieblingsessen hat der Italiener nicht direkt. Es dürfe nur nicht zu viel Paprika auf dem Teller, dafür aber gerne eine extra Portion Parmesan sein. Neben den Leckereien schätzt Tanja Bräun, dass man als Urlauber in Italien viel raus und sicher durch die Gassen bummeln kann. "In Ägypten zum Beispiel verbringt man mehr Zeit in den Ferienanlagen", sagt die Expertin. "Italien", sagt sie, "Italien hat Lebensqualität."