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Hat Personenspürhund Bubi das richtige Gespür?


Autor: Sabine Memmel

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 15. Juni 2014

Die Spannung steigt: Am Montagabend hat die deutsche Mannschaft ihr erstes WM-Spiel. Personenspürhund Bubi aus Hemhofen hat für uns genau vorhergesagt, wer gewinnen wird.
Bubi hatte zwischen zwei Näpfen und zwischen zwei Mannschaften die Wahl.  Fotos: Sabine Herteux


Kaum ist Bubi von der Leine, rennt er sofort drauf los. Er ist blind, kann überhaupt nichts mehr sehen, aber er weiß genau, wo er hin muss. Die Wiese ist sein Spielfeld, die beiden Näpfe - nur noch ein paar Meter entfernt - sind sein Ziel. Passend zum WM-Spiel heute Abend ist auf dem einen die deutsche, auf dem anderen die portugiesische Flagge befestigt.

Bubi blendet alles aus, gleich ist er da, für welches Team wird er sich entscheiden? Schon im nächsten Moment stürzt er sich direkt auf den portugiesischen Napf. Sieg für Portugal? Nein! Bubi spielt weiter, gibt nicht auf, wendet sich dem deutschen Napf zu, lässt es sich auch hier schmecken. Heißt das jetzt, das Spiel endet unentschieden? Auch nicht! Denn als er sich eigentlich schon wieder abwenden will, kehrt er doch noch ein letztes Mal um, frisst nochmal aus dem deutschen Napf.

2:1 für Deutschland! Was für ein Ergebnis!



Mit einem Gegentor könnten wir heute Abend doch locker leben. Für Bubi, dem sieben Jahre alten Bloodhound, war es das erste Orakel. Seit März ist er Personenspürhund, auch Man trailer genannt, geprüft vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK). "Bei der Integrierten Leitstelle in Nürnberg ist er zur Zeit sogar der Einzige", erzählt sein Frauchen Edith Mühlhans, Rettungshundeführerin und Staffelleiterin der Rettungshundestaffel beim BRK in Erlangen-Höchstadt.


Schlafanzug-Oberteil oder Bettwäsche
Als Personenspürhund ist die Rasse Bloodhound geradezu prädestiniert: "Bubi hat eine extrem gute Nasenveranlagung, das Volumen der Schnauze ist riesig. Er lebt in seiner Nasenwelt. Wenn er etwas riecht, klemmt er sich voll und ganz dahinter", erklärt Mühlhans.

Gilt eine Person als vermisst, wird Bubi an dessen letzten Sichtungspunkt gebracht, um sich mit dem Geruch der Person vertraut zu machen. "Ich suche dort einen Gegenstand, der ausschließlich von dieser Person berührt wurde", erklärt Mühlhans. Häufig ist das ein Schlafanzug-Oberteil. Oder die Bettwäsche. "Ich muss sicher sein, dass es niemand anders in der Hand hatte. Er würde das riechen."

Sobald der passende Geruchsgegenstand gefunden ist, kann die Suche beginnen. Mühlhans bleibt dabei immer dicht auf den Pfoten ihres Hundes. Auch ein Helfer ist immer dabei, für den Fall, dass die Person gefunden wird. Manchmal sind sie 15 Kilometer am Stück unterwegs - zu Fuß und in schnellem Schritttempo. "Die Geschwindigkeit gebe ich vor. Ich laufe so schnell, wie ich ohne zu joggen gehen kann", erklärt Mühlhans. Das optimiert auch die Suche, denn je langsamer und kontrollierter das Tempo, desto besser kann sich der Hund konzentrieren und verpasst keinen Geruch. Die Suche ist dennoch körperlich anstrengend: "Über die Leine muss ich das Gewicht des Hundes die ganze Zeit halten." GPS hat Mühlhans immer dabei: "Wir sind oft auch in Gegenden, wo wir uns gar nicht auskennen oder wo es gar keine Wege gibt."


Mit Schicksalen konfrontiert
Immer wieder wird die vermisste Person gefunden, noch bevor die Suche beginnt. Mühlhans ist dann immer erleichtert: "Man wird ja auch mit Schicksalen konfrontiert." Es kann aber auch ganz anders ausgehen: "Bubi hat bisher einmal jemanden gefunden. Es war ein Erhängter." Der Hund darf in diesem Fall nicht in die Nähe der Person. Auch Mühlhans und der Helfer müssen sich so weit es geht fernhalten, um keine Spuren zu verwischen.
Edith Mühlhans macht den Job seit 25 Jahren. Vor Bubi hatte sie bereits zwei Schäferhunde, die als Personenspürhunde ausgebildet waren. Die Ausbildung beinhaltet eine theoretische Prüfung für den Hundeführer und eine praktische Prüfung für den Hund. Dabei muss er auf einer festgelegten Strecke in 80 Minuten einen Gegenstand finden. Bubi hat das trotz Blindheit locker geschafft. Hat sich nur auf sein Gespür verlassen. Genauso wie beim Orakel.

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