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Herzogenaurach: Gymnasiasten spielen Dürrenmatt


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Donnerstag, 18. Februar 2016

Die Oberstufen-Theatergruppe des Herzogenauracher Gymnasiums spielt Dürrenmatts "Besuch der alten Dame". Am Freitag ist Premiere.
Die jungen Schauspieler haben sich seit Anfang des Schuljahres auf die Aufführungen vorbereitet. Foto: Richard Sänger


Friedrich Dürrenmatt bezeichnete sein Stück "Der Besuch der alten Dame" als böse. Und böse wird es auch die Oberstufen-Theatergruppe des Herzogenauracher Gymnasiums bei der Premiere am Freitag auf die Bühne bringen. Regisseur Winfried Neumann und sein Regie-Assistent Oliver Mende, ein ehemaliger Schüler und jetzt Student der Theaterwissenschaft, zeigten sich bei den letzten Proben zufrieden. Dürrenmatts literarische Umsetzung des Widerspruchs zwischen materieller Gier und moralischem Anspruch des Menschen im Spannungsfeld von Liebe und Hass, Schuld und Angst ruft Assoziationen zu gewinnorientierten Abgründen gegenwärtiger, kreditgestützter Überflussgesellschaften hervor.

Die tragische Komödie wurde am 29. Januar 1956 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. "Das Stück wurde schon mal im Gymnasium aufgeführt, aber da waren die jetzigen Schüler noch nicht geboren", erzählte Neumann am Bühnenrand.


Die Rollen selbst verteilt

Die gesamte Truppe spielte bereits bei den Proben sehr beeindruckend. Neun Schülerinnen und drei Schüler aus den Klassen Q11 und Q12 beschäftigen sich seit Anfang des Schuljahres mit dem Theaterstück. Das Stück wurde gemeinsam ausgewählt, und die jungen Leute haben auch untereinander die Rollen verteilt.

Die jungen Darsteller verstehen es mit Bravour, die spießbürgerliche Doppelmoral der Güllener in Szene zu setzen. Jeder bekennt sich öffentlich zu Alfred Ill. Im Stück macht Claire Zachanassian den Bürgern einer verarmten Kleinstadt ein unmoralisches Angebot: eine Milliarde für den Tod ihres Ex-Geliebten, der sie vor 45 Jahren schwanger verlassen und verleugnet hat. Zuerst lehnen die Bewohner ab, aber dann entwickelt sich eine mörderische Dynamik.

Beeindruckend ist vor allem die schauspielerische Leistung von Alicia Madlangbayan, die die Rolle der arrogant-zynischen und rachsüchtigen Milliardärin Claire Zachanassian bedrückend überzeugend spielt. Dabei kommt das Stück zunächst so leicht daher: Malerei auf Papier als Bühnenbild und eine lustige Gesangsgruppe. Aber eiskalt vollzieht Claire Zachanassian ihre Rache an ihrem Jugendfreund und bringt die Güllener zum Kollektivmord an Alfred Ill. Und so wird den Zuschauern ihr spontanes Lachen in dieser "tragischen Komödie" oft im Halse stecken bleiben.

Allen Akteuren war bei den Proben die große Spielfreude anzusehen. Das gelingt nur im Team und mit großer Anstrengung. Und so ist es müßig, wenn manche sagen: Junge Leute wollen nichts leisten. Man muss ihnen nur das Richtige anbieten. Und das gelingt am Herzogenauracher Gymnasium schon seit vielen Jahren. So wurde in den Faschingsferien ebenso geprobt wie täglich nach Unterrichtsende.

Termine: Am Freitag um 20 Uhr ist in der Schulaula die Premiere des Stückes: "Der Besuch der alten Dame", weitere Vorstellungen gibt es am Samstag, 20., und Sonntag, 21. Februar, jeweils um 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet vier bzw. sechs Euro. Karten gibt es an der Abendkasse, bei Schreibwaren Ellwanger sowie bei Bücher, Medien & mehr.

Besetzung: Cerstin Berner als Tochter Ill, Barkeeper, Bürgerin; Alexander Dassler als Bürgermeister; Carolin M. Denzler als Frau Ill, Reporterin, Bürgerin; Ute Docter als Pfarrerin; Theresa Höne als Lehrerin; Tina Hörholdt als Ärztin; Sonja Köhler als Boby, Hofbauer, Bürgerin; Alicia Madlangbayan als Claire Zachanassian; Benjamin Malessa als Alfred Ill; Annika Rörig als Roby, Helmesberger, Bürgerin; Tim Simon Stumpf als Gatte VII-IX, Bürger; Kristin Thimsen als Polizist

Regie: Winfried Neumann und Oliver Mende