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Großenseebach gegen Gewobau


Autor: Richard Sänger

Großenseebach, Freitag, 19. Januar 2018

Der Gemeinderat lehnte den Beitritt zur Erlanger Wohnungsbaugesellschft nach kontroverserer Diskussion ab.


Großenseebach wird in Sachen Wohnraumversorgung nicht mit der Gewo Land GmbH in Erlangen kooperieren. Mit zwölf zu drei Stimmen lehnte das Gremium in der jüngsten Sitzung den Beitritt zu der Gesellschaft ab, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Wohnraum auch Bürgern mit eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Großenseebachs Bürgermeister Bernhard Seeberger einen möglichen Beitritt bereits anlässlich der letzten Sitzung 2017 auf die Tagesordnung setzen lassen. Der Geschäftsführer der Gewobau, Gernot Küchler, hatte dem Gemeinderat die Gesellschaft damals vorgestellt. Demnach ist diese in der Stadt Erlangen als Wohnungsbaugesellschaft mit sozialer Verantwortung tätig. Der politische Grundgedanke besteht darin, die Aufgaben und den Geschäftsbereich der Gewobau auch auf den Landkreis zu übertragen, die Kreiskommunen könnten so von der Erfahrung und Kompetenz der Gesellschaft profitieren.


Kostenlose Geschäftsführung

Wie Küchler damals erklärte, beträgt die Stammeinlage 5 000 Euro, weitere finanzielle Leistungen seien durch die Gemeinden als Gesellschafter nicht zu erbringen. So erfolge auch die Geschäftsführung durch die Gewobau Erlangen kostenfrei, sonstige Verwaltungskosten werden bis auf weiteres nicht berechnet. Alle Baumaßnahmen in den Gemeinden werden nach einem sogenannten "Fondmodell" durchgeführt und jedes Bauvorhaben wird für sich betrachtet. Für jede Baumaßnahme muss die Gemeinde eine Eigenkapitaleinlage in Höhe von 25 Prozent erbringen, was auch in Form des Grundstückes erfolgen kann. Der Gewobau obliegt auch die Beantragung und Abwicklung staatlicher Fördermittel, die jeweiligen Mieten errechnen sich nach den Baukosten des Objekts.

Als Einstiegsobjekt hatten Bürgermeister und Verwaltung ein gemeindliches Grundstück im Baugebiet Nr. 14 vorgeschlagen. Wie Küchler erklärt hatte, bleibt die Gemeinde wirtschaftlicher Eigentümer des Objektes und entscheide selbst, was und wie gebaut wird. Nach einer umfassenden Diskussion einigte sich das Gremium damals darauf, eine Entscheidung über den Beitritt zur Gesellschaft in der ersten Sitzung des neuen Jahres erneut zu diskutieren und eventuell zu beschließen.


"Soziale Verantwortung"

Bei der jüngsten Sitzung nun erklärte der Bürgermeister ergänzend, dass es aktuell nicht darum gehe, ein konkretes Projekt auf den Weg zu bringen. Durch den Erwerb eines Gesellschaftsanteils sichere sich die Gemeinde aber die fachkundigen Dienstleistungen der Gewo-Bau. "Meines Erachtens sprechen wichtige Gründe für den Erwerb eines Gesellschaftsanteils, denn wir haben auch eine soziale Verantwortung", warb Seeberger für einen Beitritt. Klaus Korn (SPD) sah es ähnlich, die Gemeinde müsse bei der Schaffung von Wohnraum aktiv werden. Auch Herbert Müller (FW) erinnerte an die Verantwortung der Gemeinde, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen und nicht in die Hände von Investoren zu geben, denen es vorrangig um einen möglichst hohen Gewinn gehe.

Einige Gemeinderäte plädierten für eine erneute Vertagung, auch wurde mehrfach betont, dass für Senioren und junge Familien bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden müsse. Rudolf Riedel (FW) hingegen bezeichnete eine Kooperation mit der Gewobau als zu groß für Großenseebach, schließlich sei die Gesellschaft von der Erlanger Wohnraumsituation getrieben. Letztlich fiel die Entscheidung gegen einen Beitritt.