Gewölbekeller "nicht wegen zweier Autos opfern”
Autor: Bernhard Panzer
Herzogenaurach, Donnerstag, 19. Juli 2018
Die klare Mehrheit sprach sich dagegen aus, die Lüftungsanlage fürs Schloss im Gewölbekeller des Rathauses unterzubringen.
Die Lüftungsanlage für das Schlossgebäude wird nicht im Gewölbekeller des Ratskellers verschwinden, auch nicht vorübergehend. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstagabend mit 21 gegen sieben Stimmen. Die klare Mehrheit schloss sich damit einem gemeinsamen Antrag von CSU und Freien Wählern an. Ein weiterer, ähnlich lautender Antrag der Grünen, musste nicht mehr abgestimmt werden. Alle drei Parteien wollen, dass der Gewölbekeller des Ratskellers weiterhin gastronomisch genutzt werden kann.
Die deutliche Mehrheit kam dadurch zustande, dass sich dem Wunsch auch mehrere Stadträte aus der SPD-Fraktion anschlossen (Siegbert Sendner, Sandra Wüstner, Bernhard Wilfer, Elke Bauer und Jochen Heinzel). Mit Bürgermeister German Hacker (SPD), der seine Haltung vehement verteidigte, stimmten somit nur sechs Genossen. Auch seine beiden Stellvertreter, Renate Schroff (SPD) und Georgios Halkias (Grüne), folgten ihm nicht.
Der Beschluss hat zur Folge, dass Lösungsmöglichkeiten auf den Tisch kommen müssen, um das Vorhaben umzusetzen. Das bedeutet, dass das Architekturbüro BSS aufzeigen soll, wo die Lüftungsanlage denn untergebracht werden kann. Diese ruht bisher an der westlichen Außenmauer des Schlosses, muss dort aber weg. Denn das Gebilde steht den weiteren Planungen für den Außenbereich im Weg. Dort soll, wie bereits beschlossen wurde und in den Fraktionen auch unfraglich ist, ein barrierefreier Zugang zur Terrasse ermöglicht werden.
Des Weiteren muss ein Rettungsweg für den Gewölbekeller aufgezeigt werden. Denn der bisherige Zustand sei nicht tragbar, hatte Bürgermeister Hacker schon in der Junisitzung aufgezeigt. Christoph Schmidt von dem Nürnberger Architekturbüro brachte bereits am Donnerstagabend ein paar Lösungsmöglichkeiten mit. Alle möglichen Rettungswege seien mit dem Brandschutz abgesprochen, sagte er. Bei zwei Alternativen muss aber in die Schlossmauern eingegriffen werden, was sicherlich mit dem Denkmalschutz abzusprechen sein wird. Möglich und kostengünstig wäre der Rettungsweg über das Treppenhaus, in zwei Richtungen, zu machen. Da diese "formale Lösung" aber keine Verbesserung des aktuellen Zustands ist, lehnt Hacker das als "nicht akzeptabel" ab.
Darüber muss dann der Stadt bei der erneuten Vorlage ebenso befinden wie über den Standort der Lüftung. Auch hier lagen Alternativen vor (der FT berichtete bereits gestern ausführlich: "Vier Varianten für die Lüftung"), deren Kosten zwischen 50 000 und einer Viertelmillion Euro liegen dürften. Auch hier muss sich zeigen, welche Variante dann sinnvoll ist.
Hacker verdeutlichte am Donnerstagabend jedenfalls mehrfach, dass eine weitere Nutzung des Gewölbekellers als Gastraum für ihn unverhältnismäßig und nicht angemessen wäre. Das gelte solange, bis man einen anderen Standort für die Stellplätze unter der Schlossterrasse hat (Hacker: "Ich gehe davon aus, dass wir eines Tages eine Tiefgarage unter dem Hubmannareal haben"), also für die nächsten acht bis zehn Jahre.
Schildbürgerstreich
In der Debatte wurden unterschiedliche Argumente für den Erhalt des Gewölbekellers vorgetragen. CSU-Fraktionschef Bernhard Schwab hielt es für einen Schildbürgerstreich, jetzt die Lüftung in den Keller zu packen und später wieder raus. Außerdem stellt für ihn das Thema ("Wir wollen den Gewölbekeller erhalten") kein Problem dar, denn: "Wenn der Bürgermeister das wollte, würde es sicherlich gehen". Schwab meinte, man könnte die Lüftung problemlos in der kleinen Garage unter der Terrasse unterbringen. Stellplätze stünden auch auf dem Parkdeck an der Schütt zur Verfügung. Für Britta Dassler (FDP), die nach ihrer Wahl zum Bundestag eines der seltenen Male wieder in einer Stadtratssitzung war, wäre es "ein fatales Zeichen", wegen einer Lüftung und zweier Parkplätze den Gewölbekeller zu opfern: "Auch der macht den Ratskeller aus." Retta Müller-Schimmel von den Grünen erinnerte an Hackers Aussage, dass das Gewölbe später ja wieder seine jetzige Nutzung zurückbekommen sollte. Warum nicht gleich, fragte sie, "warum müssen wir den Keller in den Dornröschenschlaf schicken?" In 15 Jahren wäre die Situation ja genau die gleiche. Auch sie hielt das Argument der Fahrzeug-Stellplätze nicht für schlüssig.
Die Stadträtin wörtlich: "Umso länger ein Dornröschenschlaf dauert, umso unwahrscheinlicher ist es, dass noch ein Prinz kommt." Das gastronomische Interesse am Ratskeller würde schwinden. Und Manfred Welker (FW) meinte: "Wenn da eine Lüftung drin ist, kommt die nicht mehr raus. So realistisch muss man sein."
Wenig frequentiert
Siegbert Sendner (SPD), früher lange Jahre Feuerwehrkommandant, sprach ein deutliches Wort zum vermeintlich fehlenden Rettungsweg. Er erinnerte an die Zeit, als die Stadt unter dem Obi ihr Jugendhaus hatte, quasi "eine Disco in klein". Die habe man genehmigt, obwohl die Fluchtwege dort hanebüchen gewesen seien. Beim Ratskeller gehe es vielleicht um 30 Leute, und der aufgezeigte Fluchtweg über das Treppenhaus sei vom Brandschutz her möglich.Gegen die Mehrheit äußerten sich SPD-Stadtrat Holger Auernheimer und sein Fraktionschef Curd Blank. Beide sprachen die begrenzte Nutzung des Gewölbes an. Blank: "Der Gewölbekeller wurde maximal von ein Prozent der Bevölkerung jemals betreten." Konrad Körner (CSU) hielt dem entgegen: "Wenn es um die Frequenz geht, müsstet Ihr morgen das Stadtmuseum zuschließen".
Nicht machbar sei es, einem Wunsch von Walter Drebinger (CSU) zu folgen. Der wollte, dass das eigentliche Lokal Ratskeller während der Bauzeit möglichst lange geöffnet bleiben sollte. Das Schloss sei schlicht Baustelle, sagte Architekt Schmidt. Man könne das Lokal nicht geöffnet halten.