Gestank und Lärm: Biogasanlage macht Schlüsselfelder Stadträten Sorgen
Autor: Evi Seeger
Elsendorf, Freitag, 21. Februar 2014
Die Schlüsselfelder Kommunalpolitiker befürchten in Elsendorf eine Geruchs- und Verkehrsbelästigung.
Das Einvernehmen nicht erteilt - und das sogar einstimmig. Eine Entscheidung wie die im Fall des Bauantrags für eine Biogasanlage im Ortsteil Elsendorf wird im Schlüsselfelder Stadtrat eher selten getroffen. Eigentlich entschieden die Stadtväter damit gegen die Rechtslage, wie die Verwaltung deutlich machte. Denn das Landratsamt sieht die auf dem Grundstück des Elsendorfer Landwirts geplante Anlage als "genehmigungsfähig" an.
Den Stadträten war das gleichgültig: "Nicht die Gesetzeslage, sondern wie man das umsetzt" war für sie der Grund, ihre Zustimmung zu verweigern. Bei dieser Entscheidung sei vorherzusehen, "dass wir den Bauantrag demnächst wieder auf dem Tisch haben", kommentierten Bürgermeister Georg Zipfel (FW) und Geschäftsleiter Georg Obermayer den Beschluss.
Den Elsendorfern stinkt's gewaltig, und daran soll die Gülle des Aussiedlerhofs schuld sein. Zahlreiche Bürger aus dem Schlüsselfelder Ortsteil verfolgten die Diskussion im Rathaus. Denn sie gehen - wie die Stadträte auch - von weiteren Belästigungen durch den Betrieb der geplanten Biogasanlage aus. Nur etwa 100 Meter beträgt der Abstand des seit einigen Jahren bestehenden runden Güllebehälters zur Wohnbebauung.
Ein geschlossenes System
Die neuen Bauteile einer sogenannten Hybrid-Biogasanlage sollen jetzt in Form von drei Containern neben dem Güllebehälter errichtet werden. Dabei handelt es sich um ein "geschlossenes System". Für Bürgermeister Zipfel bedeutet das, dass es in Zukunft sogar weniger Geruchsbelästigungen geben wird als aus dem bislang offenen Güllebecken. "Die stinkenden Bauteile sind alle bereits vorhanden", sagte Zipfel in der Sitzung. Dass der große Güllebehälter an diesem Platz genehmigt worden sei, war nach Zipfels Worten der eigentliche Fehler.
Mit dem Bau der Hybrid-Anlage werde der runde Güllebehälter eine Abdeckung mit einer Kunststofffolie erhalten und darüber eine weitere Abdeckung als Witterungsschutz bekommen. Unter dieser "Blase" solle sich das Gas sammeln, das einem Blockheizkraftwerk zugeführt wird. Bauen sollte die Anlage die SM-Energy GmbH aus Mitter-teich, die auch als Antragsteller zeichnet. Nach deren Beschreibung wird die Biogasanlage mit 5000 Kubikmetern Rindergülle und 1000 Kubikmetern (Schweine-)Festmasse "gefüttert".
Die Rindergülle falle wohl auf dem landwirtschaftlichen Betrieb an, der Schweinemist müsse jedoch angefahren werden, meinte Herbert Körner (Freie Wähler), der in Elsendorf zu Hause ist. Er rechnet daher mit einem "massiven Verkehrsaufkommen". Würde die Anlage weiter weg von der Wohnbebauung auf dem großen Areal des Landwirts errichtet, wäre das für den Stadtrat aus Elsendorf in Ordnung.
Auch wenn die Gesellschaft die Anlage baue, werde der Landwirt vor Ort sie befüllen und dafür verantwortlich sein, sagte Michael Dürst (SPD). In diesem Punkt scheint nicht nur er gewisse Zweifel zu haben. "Wir haben in Elsendorf und Possenfelden Geruchsbelästigungen, dass man mitunter kein Fenster öffnen kann", erklärte Dürst.
Eine Überwachung des vorschriftsmäßigen Betriebs ist nach Meinung von Patricia Hanika (SPD) kaum möglich, da die Aufsichtsbehörde dafür nicht genügend Personal hat. "Was ist, wenn er klein anfängt und später erweitert? Dann haben wir ein echtes Problem", gab Johannes Krapp (CSU) zu bedenken. Für Alfred Ley (CSU) stand fest, dass die Anlage ein Problem darstellt, "über das man mit den Bürgern reden muss". Aus deren Reihen war zu hören, dass sie zu spät von dem Vorhaben erfahren haben und sich "völlig überrollt" fühlen. Über den Bauantrag wurde zwar schon in der Januar-Sitzung kurz gesprochen. Es habe aber kein Bürger um Einsicht in die Planung nachgesucht, stellte Zipfel fest.