German Hacker hat die Hand am Drücker
Autor: Sabine Memmel
Herzogenaurach, Montag, 24. Februar 2014
Seit sechs Jahren ist German Hacker jetzt Rathaus-Chef. Und er will unbedingt weiter machen. Seinen Ausgleich findet er bei seiner Familie, seiner Werkbank - und seiner Kaffeemaschine.
Wie alt seine Kaffeemaschine ist, das weiß German Hacker ganz genau. "16 Jahre! Die haben wir zur Hochzeit bekommen", erzählt er, während er gerade davor steht und sich einen Espresso macht. Es ist kurz nach 11 Uhr. "Das ist immer meine Zeit für Kaffee." Geduldig mahlt er die Bohnen, holt sich eine Tafel dunkle Schokolade aus dem Vorratsschrank und setzt sich an den Küchentisch. "Ich brauche immer etwas Süßes dazu", schmunzelt der 45-Jährige.
Hacker kennt inzwischen jede Schraube der Kaffeemaschine, kennt sie in- und auswendig. "Ich bin ein Reparierer, ich mache alles selbst", sagt er stolz. Deshalb verbringt er seine Zeit, sobald er abends nach Hause kommt, auch gerne an seiner Werkbank im Keller. "Mir werden von meinen Kindern oft irgendwelche kaputte Gegenstände hingestellt. Damit hab' ich meine Freude." Auch in seinem Passivhaus, das 2003 gebaut wurde, hat Hacker den größten Teil selbst gemacht.
An seiner Werkbank findet Hacker seinen Ausgleich. Seine Ruhe. Als Bürgermeister ist er permanent unterwegs. 70-Stunden-Wochen sind die Regel. Von seinen 30 Urlaubstagen schafft er meistens nur 20. "Arbeits- und Urlaubszeit hat mich nie interessiert. Die Arbeit macht mir Spaß und erfüllt mich." Zeit für große Hobbies bleibt nicht. Schon gar nicht jetzt, kurz vor der Wahl.
Dass der Wahlkampf begonnen hat, ist dem Politiker spätestens mit Blick auf die Stadtratssitzungen klar: "Die Tagesordnung ist voller politischer Anträge der Opposition. Was sonst ein Anruf oder eine E-Mail war, wird jetzt ganz offiziell gemacht", sagt Hacker und stibitzt sich noch ein Stück Schokolade. "Das gehört zum Spiel dazu. Das macht mir jetzt kein graues Haar."
Seit 18 Jahren im Stadtrat
Sechs Jahre Amtszeit hat der SPDler jetzt hinter sich. Sein Wahlsieg 2008 war für viele eine Überraschung. Wieder hat er vier Konkurrenten, gegen die es sich zu behaupten gilt. Ob er mit einer Stichwahl rechnet? "Wir sind in Bayern. Die CSU hat naturgegeben ein großes Basispotenzial", antwortet der einstige Seminarlehrer für Physik. Bei fünf Kandidaten ist seiner Meinung nach ohnehin immer eine Stichwahl möglich. Dass Hacker, der seit 18 Jahren im Stadtrat sitzt, als Bürgermeister weiter machen will, war für ihn überhaupt kein Thema. "Die Projekte laufen ja alle weiter und enden nicht automatisch am 30. April."
Kurz umgezogen steht Hacker inzwischen in Jeans und Pulli an seiner Werkbank. Das Werkzeug ist aufgeräumt in Schubfächern. Holzbretter lehnen an der Wand. Es riecht nach Holz. Hacker steht an seinem Fahrrad. Die Ritzelkassette am Hinterrad ist kaputt. Sofort kommt der Lehrer in ihm durch, als er anfängt zu erklären, wie so eine Ritzelkassette eigentlich funktioniert. Genauso ist es bei seinen Plänen für die Innenstadt. Auch die möchte er ganz genau erläutern. Hacker nimmt sich deshalb ein Blatt Papier und einen Stift, und malt alles auf. So wie es ist und so wie es sein soll. "Da geistert gerade viel Falsches herum", bedauert er. Die Neugestaltung des Rathauses mit neuem Bürgerbüro und des Hubmann-Areals mit großer Stadtbücherei - beides möchte er miteinander verbinden und auf einmal lösen. "Das ist die historische Gelegenheit."
Ein Teil des Rathauses, das historische Schlossgebäude, ist denkmalgeschützt und deswegen nur sanierbar. Der andere Teil aus den 60er Jahren kann saniert, aber auch neu gebaut werden. "Für das, was wir brauchen, ist nur ein Neubau sinnvoll", sagt Hacker. Zwei Beispiele: Die Stadtbücherei, die derzeit noch mit 290 Quadratmeter auskommt, bräuchte eigentlich 860 Quadratmeter. Das Archiv 500 Quadratmeter.
Auf dem Hubmann-Areal könnte ein neues Gebäude mit einer Nettonutzfläche von 1300 Quadratmeter gebaut werden - für Stadtbücherei, Seniorenbüro und Beratungsräume. Wegen des Bauschutts der einstigen Brauerei muss der dortige Boden ohnehin ausgehoben werden - die Möglichkeit für eine Tiefgarage: "Wir könnten auf mindestens zwei Stockwerke in die Tiefe gehen", ist Hacker von der Idee begeistert. Insgesamt könnten - statt jetzigen 63 - 110 Parkplätze entstehen. "Und 50 Parkplätze mehr führen nicht zu wahnsinnig mehr Verkehr." Die Ein- und Ausfahrt könnte westlich des Konsumgebäudes realisiert werden, der Park-Such-Verkehr könnte mit einer elektronischen Anzeige wegfallen.
Neue Stadthalle ist ein Muss
Das Konsumgebäude sowie das Haus daneben sollte seiner Meinung nach weggerissen werden. Das Gebäude der einstigen Brauerei darf nicht entfernt werden. Die Distanz zur Bamberger Straße, der Hinteren Gasse, dem Steinweg und dem Schlossgraben würde gewahrt. "Es wird zur Zeit berechnet, wie viel Quadratmeter für beides, Rathaus und Hubmann-Areal, gebraucht werden", erzählt Hacker. Ein Grundsatzbeschluss über das Raumprogramm steht noch aus.
Genauso wie eine Entscheidung über das Vereinshaus. "Wir brauchen eine neue Stadthalle", betont Hacker. Wo sie stehen könnte, das werden zur Zeit die Bürger direkt via Amtsblatt erfragt. Auch der jetzige Standort ist - ein Neubau vorausgesetzt - für Hacker vorstellbar. In einer Zukunftswerkstatt, bei der alle Bürger, die Interesse haben, mitmachen können, soll gemeinsam überlegt werden, "wie groß die Stadthalle sein soll und was darin passieren soll". Sollte sie einen neuen Standort bekommen, könnte er sich auf der Fläche des jetzigen Vereinshauses Wohnungen oder Arztpraxen vorstellen. "Für Einzelhandel ist es jedenfalls untauglich."
Immer noch malt er alles auf den weißen Zettel. Gleich muss er zurück ins Rathaus. Dort sitzt er jeden morgen bereits ab 7.30 Uhr - unabhängig von der bevorstehenden Wahl. Vorher frühstückt er gemeinsam mit seiner Frau Uta und seinen drei Kindern Matthias (14), Lucia (12) und Kilian (9). "Das ist für mich sehr wichtig, weil ich abends oft nicht da bin." Die nächste Pause gibt es dann gegen 11 Uhr, wie immer, mit einer Tasse Espresso und einem Stück Schokolade.