Geplantes Haus in Wohngebiet aus den 70-er Jahren gerät ins Kreuzfeuer
Autor: Bernhard Panzer
Hammerbach, Freitag, 01. Februar 2019
In einem Wohngebiet aus den 70er Jahren soll die letzte Baulücke geschlossen werden. Das geplante Haus unterscheidet sich deutlich.
Es war eine überaus knappe Angelegenheit, und es war ein überraschendes Abstimmungsverhältnis. Ein umstrittener Bauantrag im Herzogenauracher Ortsteil Hammerbach erhielt mit fünf gegen vier Stimmen das grüne Licht im Bauausschuss des Stadtrates. Mit dem SPD-Bürgermeister stimmten die drei Mitglieder der CSU und der Grüne. Die vier Gegenstimmen kamen allesamt aus der Fraktion der SPD.
Der Antrag lag schon einmal auf dem Tisch, und er war damals abgelehnt worden. Jetzt gab es zwar Nachbesserungen, aber trotzdem blieb noch eine ganze Reihe an Befreiungen erforderlich. Und das geplante Gebäude fällt optisch "aus dem Rahmen", wie es Susanne Strater vom Planungsamt der Stadt erläuterte.
Dennoch schlug Bürgermeister German Hacker vor, dem Antrag zuzustimmen, auch wenn es immer noch umstritten sei und man nicht wisse, wie sich das Landratsamt bei der Genehmigung verhält. Aber "für mich ist es verträglich", beschrieb das Stadtoberhaupt seine eigene Haltung. "Ich persönlich kann zustimmen."
Das Problem an der Geschichte liegt darin, dass sich das geplante Einfamilienhaus deutlich von den Vorgaben des Bebauungsplans abhebt. Der aber stammt aus den 70er Jahren. Damals wurden vorwiegend Häuser mit flacher geneigten Dächern gebaut, die eher in die Breite statt Höhe gingen. Auch viele der für diese Zeit typischen Bungalows finden sich in der langen Lenzenbergstraße.
"Heute baut man anders", sagte Hacker. Die Standardhäuser sähen heutzutage, also gut vier Jahrzehnte später, eher so aus wie es der Bauherr vorsieht. Also mit einem Dachgeschoss als Vollgeschoss, mit einem spitzeren Dach (Dachneigung 42 statt der vorgesehenen 30 Grad) und mit einem deutlich höheren Kniestock (62 statt 25 Zentimeter). "Wir sollten die Brille des Jahres 2019 aufsetzen", sagte der Bürgermeister.
Genügend Abstand
Das rund 1400 Quadratmeter große Grundstück ist die letzte Baulücke in dem dortigen Gebiet und soll nach vielen Jahren nun bebaut werden. Erschwert wird das Vorhaben allerdings dadurch, dass die Nachbarn in der Straße alles andere als begeistert sind. An die Verwaltung und auch den Bauausschuss sind die Bedenken in Briefen versandt worden. "Wir durften es auch nicht anders machen" oder "Uns wurden die Änderungen abgelehnt" finden sich dort beispielsweise an Argumenten, wie in der Sitzung vorgetragen wurde.
"Für die, die nicht durften, tut es mir leid", sagte der Bürgermeister. Nichtsdestotrotz habe man jetzt ganz andere Zeiten. Der geplante Baukörper sei verträglich und entspreche eben den heutigen Gegebenheiten.