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Georg Zipfel hebt lokale Wissensschätze


Autor: Pauline Lindner

Schlüsselfeld, Freitag, 09. Oktober 2015

Schlüsselfelds ehemaliger Bürgermeister Georg Zipfel hat sich zum Kulturlandschaftsbeauftragten ausbilden lassen.
Georg Zipfel ist einer der ersten 17 Kulturlandschaftsbeauftragten in Bayern. Foto: Pauline Lindner


In seiner Zeit als Schlüsselfelder Bürgermeister fragten bei Georg Zipfel immer wieder Bauunternehmer an, wo sie Aushub verfüllen könnten. Sie dachten unter anderem an ältere Steinbrüche im Wald um Schlüsselfeld. Das brachte Zipfel nach Ende seiner Amtszeit auf den Gedanken, in den Gemarkungen von Schlüsselfeld und seinen Ortsteilen nachzuforschen, welche Materialien wo früher abgebaut wurden. Seine erste Quelle waren alte Kataster und Karten.
"Ein alter Maurermeister hat mir zum Beispiel den Steinbruch gezeigt, aus dem die Steine für das Schlüsselfelder Leichenhaus gebrochen wurde", nennt er eine seiner weiteren Quellen. Oder den Landwirt, der noch von dem verschwundenen Steinbruch wusste, aus dem die Steine für das Aschbacher Schloss herstammen. Vier verschiedene Steinarten gibt es im Raum Schlüsselfeld. Die Steinbrüche waren meist klein, denn sie dienten dem Eigenverbrauch und örtlicher Verwendung.


Es gab bis ins 20. Jahrhundert Töpfer und Ziegeleien um Schlüsselfeld. "Warum gab es in den Ziegeleien auch Kalkbrennöfen? Das war für mich die spannendste Frage", berichtet Zipfel weiter über seine Forschungen. Zuerst dachte er, man habe den Kalkstein zum Brennen aus dem Maintal geholt. Doch, so fand er heraus, es gibt auch bei Schlüsselfeld zwei Kalkaufschlüsse. Beide liegen westlich der Autobahn, der eine gegenüber von Heuchelheim, der andere auf Höhe von Attelsdorf. "Man hat auch kleine lokale Vorkommen ausgebeutet. Das war immer noch rentabler als der schwierige Transport der schweren Materialien von weiter her", ist sich Zipfel sicher.
Seine Erkenntnisse wurden zu einer informativen Broschüre zusammengefasst. Zipfel denkt auch an eine Art Ausstellung im Stadtmuseum, um seinen Mitbürgern nahezubringen, was es mit manchen Geländeformen in und um Schlüsselfeld auf sich hat.
Sein Projekt brachte Zipfel in den Ausbildungsgang zum Kulturlandschaftsbeauftragten ein, den er jetzt gemeinsam mit 16 anderen "Auszubildenden" erfolgreich abgeschlossen hat. Bei der Zeugnisverleihung erklärte Oberfrankens Bezirksheimatpfleger Günther Dippold: "Jeder trägt Geschichte mit sich herum." Die Arbeit der Kulturlandschaftsbeauftragten trage dazu bei, dass Spuren nicht verschwinden. "Wir müssen uns auf unsere Wurzeln besinnen. Sonst droht uns eine Art soziale Demenz. Die Arbeit geht jetzt erst richtig los", wandte er sich an die ersten Träger dieser ehrenamtlichen Bezeichnung.
Das Ausbildungsprojekt, das künftig in ganz Bayern angeboten werden soll, wurde durch den Lehrstuhl für Landschaftsästhetik unter Markus Reinke an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf entwickelt. Federführend waren Chris Loos und Veronika Stegmann, die die Ausbildung leiteten. Ihr Anliegen war es, Menschen zu finden und fachlich weiterzubilden, die "den lokalen Wissensschatz heben und weitergeben".