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Georg Schickert wird 90: ein bewegendes Leben


Autor: Michael Busch

Dechsendorf, Sonntag, 22. November 2015

Der Dechsendorfer Georg Schickert hat in seinem Leben viel gemacht. Eine Firma aufgebaut, Vereine gegründet, politisch aktiv gewesen. Und alles tat er mit vollem persönlichen Engagement und viel Herz.
Georg Schickert ist auch heute noch an seinen Weihern aktiv. Gut 12 Hektar gilt es zu bearbeiten.  Fotos: Michael Busch


Fröhliches Lachen. "Wie alles angefangen hat?" Aus den Augen von Georg Schickert blitzt der Schalk. Er weiß, dass seine Geschichte ein Buch füllen könnte. Jetzt wäre sogar der richtige Zeitpunkt dafür. Denn der Dechsendorfer feiert seinen 90. Geburtstag am 23. November, sein Unternehmen wird nächstes Jahr 70 Jahre alt. Zwei Söhne führen bereits seit Jahren das unübersehbare Fuhr- und Tiefbauunternehmen am Ortseingang und auch die nächste Generation ist bereits auf die Firma eingeschworen.


Mit einem Laster gestartet

Wie hat alles begonnen? "Mit einem Laster, den die Amerikaner in Heßdorf haben stehen lassen", beginnt das Oberhaupt der Familie. Ein Laster, den er 1946 von seinem Onkel übernehmen konnte, um zunächst ein mal viel Schutt abzutransportieren. Der Krieg hatte seine Spuren auch in Franken hinterlassen.
Die Menschen wollten aufbauen, benötigten aber oft schweres Gerät, um erst einmal Platz zu schaffen.

Bereits zu diesem Zeitpunkt hätte für den damals 20-Jährigen alles anders laufen können. Als Flugzeugführer und dem damit verbundenen Flugschein wäre auch die Laufbahn als Pilot eine Möglichkeit gewesen. Doch militärische Disziplin sei nie so seins gewesen, gibt der ansonsten sehr disziplinierte Georg Schickert unumwunden zu. Er sah die große Chance immer in der Heimat, vor Ort.

Recht schnell war dann auch klar: "Wir brauchen einen Bagger!" Diese Kombination bescherte dem jungen Unternehmer volle Auftragsbücher. Nicht nur in Erlangen, weit darüber hinaus machte er sich einen Namen als zuverlässiger Partner, als Experte und als seriös arbeitend.

Ihm zugute kam, dass er bereits 1941 bei der Landesbauernschaft Bayerische Ostmark an einem Schlepperlehrgang in Nürnberg teilgenommen hatte. In der Urkunde, die er immer noch verwahrt, heißt es: "Diese Schulung erstreckt sich sowohl auf alle Fragen der Führung und Pflege Landwirtschaftlicher Schlepper als auch auf die Straßenverkehrsordnung, so dass bei den Kursteilnehmern die Voraussetzung für den Führerschein Klasse 4 erfüllt sind."

Dann sei eines zum anderen gekommen. Immer mehr Aufträge erforderten mehr Laster, Bagger und Radlager komplettierten den Fuhrpark. Gut 15 Laster sind zum Jubiläum im nächsten Jahr unterwegs, ein Dutzend Bagger und weitere Spezialfahrzeuge. Mit Stolz blickt Georg Schickert auf das Werk, das seine Söhne fortsetzen. "A weng was mach ich noch heud'!" Jeden Tag geht es für den frisch 90-Jährigen ins Büro. "Ich bearbeite die Post", erklärt er. Und natürlich weiß er bestens Bescheid über die aktuellen Zahlen des Unternehmens.

Stolz ist er auch auf den Coup, dass ein Recyclingwerk die Firma ihr Eigen nennen darf. "Wir haben das im Landkreis gebaut und damit auch eine gute Verbindung zwischen Stadt Erlangen und dem Landkreis geschaffen." Er betont, dass dieser moderne Recyclinghof ein regionales Vorzeigeobjekt ist. Mineralischer Bauschutt und Abbruchmaterial auf 25 000 Quadratmeter werden zwischen Dechsendorf und Röttenbach bearbeitet - das gibt es in Erlangen und im Landkreis kein zweites Mal in dieser Form.


Ehrenämter und Politik

Die Unternehmensgeschichte ist aber noch lange kein Buch wert, es ist ein Kapitel in der Lebensgeschichte Schickerts. Denn das "was er so nebenbei machte" ist sicher der spannendere Part. Die Bevölkerung kennt Georg Schickert vor allem aus seinen ehrenamtlichen Betätigungen heraus. "Die Zeit für meine Mitbürger hatte ich irgendwie immer", sagt er. Und diese Zeit hat er auch mit Leidenschaft gefüllt.

So tut er sich bereits ab 1946 als kommunaler Gemeindeschreiber in der damals noch eigenständigen Kommune Dechsendorf hervor. Bis 1950 übt er das Amt aus. 1952 wird er Gemeinderat, 1956 bereits zweiter Bürgermeister. Bis Anfang der 1970er Jahre wird er immer wiedergewählt. Wie er zur SPD gekommen ist, weiß er gar nicht mehr. Aber er weiß, dass es seinem eigenen Vater, einem überzeugten CSUler, nicht allzu recht gewesen sei.

Politisch trug er wichtige Entscheidungen als Kreisrat und als Mitglied in diversen Ausschüssen mit. "Wir haben damals viel bewegt, es gab auch viel zu bewegen", erinnert sich Schickert. Ein Motto, das sein Unternehmen und die Politik sicher gleichermaßen betraf.

Doch damit es nicht allzu langweilig wird gibt es weitere "kleine" Nebenämter. Elternbeiratsvorsitzender in der Volksschule Dechsendorf, folgend in der Realschule Herzogenaurach, Vorstand der freiwilligen Feuerwehr Dechsendorf, Gründungsmitglied des 1. FC Dechsendorf, Spielleiter der 1. Mannschaft, Vertrauensmann beim Landesverband der Bayerischen Transportunternehmer. Die entsprechenden Ehrungen und Ehrenmitgliedschaften sammelten sich in den letzten Jahren nicht zuletzt wegen des hohen Engagements an.

Zwei Dinge sind ihm aber noch besonders wichtig. Das ist die Familie und vor allem die Ehefrau, die ihm nach dem bekannten Sprichwort "Hinter jeden starken Mann, steht immer eine starke Frau", stets den Rücken stärkte. Fast 60 Jahre ist er verheiratet.


Treuer FT-Leser

Und dann hat er noch das "Hobby" Karpfen. "35 Tagwerk habe ich zu betreuen", erzählt der rüstige Jubilar. Also gut zwölf Hektar. Dafür nimmt er sich Zeit und versucht wann immer es geht, spätestens beim Abfischen dabei zu sein. Nicht mehr im Wasser, nicht mehr mit Netz. Aber mit skeptischen Blick auf die Waage, dass seine Kunden auch die gewünschte Menge Karpfen erhalten. Akribisch notiert er die Zentner Fisch, die vom Weiher in den Transportbehältern landen.

Und noch eine Randbemerkung sei erlaubt: Seit Anbeginn liest Georg Schickert den Fränkischen Tag. "Ich habe sicher noch irgendwo die erste Ausgabe von meinem FT", berichtet er. Da kann man ja nur herzlich gratulieren.