Georg Gänswein gewinnt die Herzen der Höchstadter
Autor: Evi Seeger
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 24. Sept. 2015
Die Höchstadter bereiten dem charismatischen Vertrauten des emeritierten Papstes Benedikt einen begeisterten Empfang auf dem Marktplatz. Dass der Erzbischof gekommen war, um das Caritas-Haus zu widmen, geriet dabei fast zur Nebensache.
Dass er ein humorvoller Mensch ist, bewies Erzbischof Georg Gänswein bei der Begegnung mit den Höchstadter Bürgern auf dem Marktplatz. Als man ihm einen Brauereikrug reichte mit der Bitte, der Menge doch zuzuprosten, antwortete er schlagfertig: "Wenn was drin ist!"
Dem Präfekten des päpstlichen Hauses und Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt wurde in Höchstadt ein überwältigender Empfang bereitet. Denn die Höchstadter verbindet mit Erzbischof Gänswein ganz besonders die Nähe zu Papst Benedikt. Dank der langjährigen Freundschaft zwischen Dekan Kilian Kemmer und Erzbischof Gänswein seien in den letzten Jahren unvergessliche Begegnungen mit dem Papst aus Bayern möglich geworden, sagte Bürgermeister Gerald Brehm. "Er bleibt der Papst unserer Herzen", rief Brehm aus. Der Beifall der versammelten Höchstadter gab ihm Recht.
Der Bekanntheitsgrad des 59-jährigen Gänswein dürfte nicht zuletzt auch auf sein Charisma und sein gutes Aussehen zurückzuführen sein. "Der schönste Mann im Vatikan", schwärmte eine Höchstadterin. Dekan Kemmer sieht hinter dem als "Sympathieträger und Kosmopoliten" gerühmten Papstver-trauten jedoch zuallererst den Menschen. "Einen humorvollen, frommen Menschen, einen unermüdlichen Arbeiter im Weinberg des Herrn, einen hoch gebildeten Intellektuellen, einen rational abwägenden, aber auch Emotionen zulassenden Menschen", wie Kemmer sagte.
Den "Tsunami der Papstwahl 2005" habe man ihm ebenso angemerkt wie die Freude seines Amtes oder die Traurigkeit beim Rücktritt von Papst Benedikt. Das mache ihn zum Sympathieträger. "Wir werden den Abend mit Ihnen nie vergessen", versicherte der Dekan. Wobei Sympathie immer auch etwas mit Leiden zu tun habe. Was der Gast aus Rom bestätigte: "Nur wenn ich bereit bin, mit Menschen durch dick und dünn zu gehen, ist Sympathie richtig verwurzelt und geerdet." Er gehe beschenkt nach Rom zurück. Papst Benedikt wolle er erzählen, was er in Höchstadt erlebt habe, versicherte er.
70 Kilo schweres Bronzerelief
Nun war der päpstliche Vertraute ja nicht nur als guter Freund nach Höchstadt gekommen, er hatte auch eine Mission zu erfüllen: In der Steinwegstraße sollte das Haus der Caritas, deren Vorsitzender Dekan Kemmer ist, Papst Benedikt gewidmet werden. Das 70 Kilo schwere Bronzerelief, das der Höchstadter Goldschmied Alois Plätzer für das Caritas-Haus gefertigt hat, segnete der Erzbischof am Ende des festlichen Pontifikalamtes in der Stadtpfarrkirche. Es wird im Eingang des Caritas-Hauses einen Platz finden.Nach dem Gottesdienst oblag es dem Gast aus Rom, ein Schild mit dem neuen Namen des Hauses zu enthüllen. "Haus der Caritas - Papst Benedikt XVI." ist nun in großen Lettern an der Front zur Straße zu lesen. Man wolle dem Haus "einen Namen geben, einen, der dem Haus eine Seele einhaucht", sagte Caritas-Geschäftsführer Markus Beck.
"Wer glaubt, ist nie allein", das Wort Papst Benedikts als Kehrvers mit dem Chor gesungen, klang wie ein schwungvolles Versprechen durch das voll besetzte Gotteshaus. Ein überaus festlicher und beeindruckender Gottesdienst: Mit dem Erzbischof feierten am Altar Dekan Kemmer, Kaplan Joseph, Diakon Georg Paszek und mehr als 50 Ministranten.
Nicht nur für Dekan Kemmer, auch für viele Gläubige wurde "ein Traum wahr", einer so weltbekannten Persönlichkeit wie dem Vertrauten der beiden Päpste zu begegnen. Erzbischof Gänswein, der ganz freundlich auf die Menschen zugeht, musste nach dem Gottesdienst auf dem Marktplatz viele Hände schütteln. Dort trug er sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein. "Ich soll Sie herzlich grüßen von Papst Benedikt", rief er der versammelten Menge zu. Auch der in Übersee weilende Papst Franziskus habe Grüße und seinen Segen aufgetragen. "Ich werde ihm erklären, wo das fränkische Bayern ist!"
In seiner Predigt ging der Erzbischof auf Padre Pio ein, dessen Gedenktag die Kirche am 23. September feiert. In Italien sei er bereits ein Nationalheiliger. Kein sanfter Heiliger, sondern ein kantiger Charakter, der von den Menschen viel gefordert habe. Heilige seien ganz verschieden, aber eines verbinde sie alle: ihre starke Liebe zu Christus und seiner Kirche.
Der Mensch könne Gott mit seinem Denken nicht einfangen. Wer sich ganz Gott verschreibe wie Pater Pio, der müsse den Sinn seines Lebens nicht mehr in den Menschen und Dingen sehen. Pater Pio sei "ein authentischer Dolmetscher der Ratschlüsse Gottes", eine lichtvolle Gestalt für die heutige Zeit. "Ohne Gott, ohne diesen Fixpunkt verrutscht das Koordinatensystem unseres Lebens." Wo Glaube wirklich gelebt werde, geschehe etwas, das die Welt im Innersten verändere: Sie werde Ort der Anwesenheit Gottes und Berührungspunkt des Menschen mit Gott selbst.
Für die festliche musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes sorgten das Vokalensemble Passero der Regensburger Domspatzen, Leitung Benedikt Heggemann, der Kirchenchor Sankt Georg unter Leitung von Friedrich Kirschner, Benjamin Sebald (Trompete) und Walter Thurn (Orgel), Gabriel Konjaev (Chorbegleitung) und Reinhard Döring (Volksgesang). Auf dem Marktplatz empfing die Pfarrei-Band Sankt Johannes aus Schlüsselfeld die Besucher mit einem hingebungsvollen "Jesus Christ, you are my life".