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Gema: Gebühr für Vergnügen


Autor: Sebastian Martin

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 25. Januar 2013

Wer eine Musikveranstaltung organisiert, muss Geld bezahlen, das den Komponisten zugute kommen soll. Doch die Gebühr stellt eine zunehmende Belastung für Clubbesitzer wie Lion Heuschkel und für Vereine wie die Fosänachter dar.
Die Höchstadter Diskothek "Puls" ist jeden Abend gut besucht. Besitzer Lion Heuschkel hätte dennoch sparen müssen, wäre die geplante Gema-Tarifreform gekommen. Foto: Puls


Der Club von Lion Heuschkel, der seit 2009 in Höchstadt geöffnet hat, brummt. "Jeden Abend haben wir 1000 Gäste", sagt der junge Chef von der Diskothek "Puls" am Kieferndorfer Weg. Die Schlange vor dem Club ist jedenfalls lang genug, um Heuschkel beruhigt schlafen zu lassen. Doch die Schlange kann auch Fluch sein, zumindest, was das leidige Thema Gema-Gebühren betrifft.

Bisher hat Lion Heuschkel in jedem Jahr 15 000 Euro an die "Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" (kurz: Gema) bezahlt. Abgerechnet wird dabei pauschal. Monatlich hat Heuschkel bisher einen festen Betrag für die Musik, die bei ihm im Club gespielt wird, abgeführt. Berechnungsgrundlage ist die Größe der Diskothek und der Eintrittspreis.

Doch Ende letzten Jahres hat die Gema dann eine Tarifreform angekündigt: Nach dem neuen System sollte jeder einzelne Tag abgerechnet werden.

Und zwar wieder nach der Größe des Clubs und der Höhe des Eintrittspreises. Durch die tagesgenaue Abrechnung hätte Heuschkel im Jahr 81 000 Euro mehr bezahlen müssen. Beim Bundesverband Deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT), dem Berufsverband für Diskothekenbetreiber, hat Heuschkel ausrechnen lassen, dass er insgesamt 96 000 Euro im Jahr nach der neuen Reform hätte hinlegen müssen. Der BDT, der zum Deutschen Hotel und Gaststättenverband Dehoga gehört, hatte schon das Sterben größerer Musikveranstaltungen kommen sehen. Nach Verhandlungen mit der Gema wurde die Neuberechnung zunächst auf Eis gelegt. Die Tarifreform für 2013 ist also ausgesetzt.

Doch schon im April wird neu verhandelt. Gerhard Engelmann vom Dehoga Mittelfranken hält den Alleingang der Gema für untragbar: "Das Urheberwahrnehmungsgesetz muss geändert werden." Die Vertreter der Musikveranstalter müssten in die Verhandlungen stärker eingebunden werden, ansonsten drohten für Musikkneipen und Diskotheken das allmähliche Aus.

Die Vereine kennen das Problem

Doch auch Vereine, die Großveranstaltungen organisieren, kennen das Leid mit der Gebühr. Andreas Hänjes, Zweiter Vorsitzender der Fosänachter, bestätigt das. Er muss sich derzeit mit den Unterlagen für die Gema herumschlagen. "Es ist ein wahnsinns Papierkram", sagt Hänjes. Am Samstag findet die Prunksitzung des Faschingvereins in Gremsdorf statt. Früher waren die Fosänachter in der Höchstadter Aischtalhalle, haben dort drei Prunksitzungen hintereinander durchgeführt vor jeweils 800 Leuten.

"Die Gema-Gebühren sind erheblich", sagt Hänjes. Da der Tarif sich nach Hallengröße und Eintrittspreis sowie Veranstaltungslänge berechnet, mussten die Fosänachter in der Aischtalhalle 722 Euro bezahlen - pro Abend! Allein im Jahr 2007 hat der Verein 1300 Euro an die Gema abgeführt. Aufgrund der hohen Gema-Kosten, aber auch der nachlassenden Besuchszahlen sind die Fosänachter zunächst in den Weberskeller und dann nach Gremsdorf ins Forum umgezogen. Die Gema-Gebühren sind dadurch geschrumpft. Trotzdem "2012 haben wir 500 Euro bezahlt", sagt Hänjes. 400 Leute kamen da zum Feiern.Und für den Faschingsumzug wurden im letzten Jahr noch mal über 60 Euro fällig.

Hänjes sagt, er zahlt das, weil es jeder zahlen muss. Allerdings kritisiert er, dass der Gema egal ist, wie viele Lieder gespielt würden. Gebühr muss immer bezahlt werden. Doch: Bei der Prunksitzung wird hauptsächlich geredet. "Wir haben in diesem Jahr sieben Nummern ohne Musik geplant, nur zwei Tanznummern und eine Musiknummer", sagt Hänjes. Die Musik der Kapelle "Hornochsen" kommt noch extra dazu. Doch die Gruppe zahlt ja bereits ohnehin ihre eigne Gema-Gebühr. Da stellt sich schon mal die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Grundsätzlich lehnt Hänjes die Gema nicht ab, so lange seine Hoffnung erfüllt wird, " dass die Gelder gerecht an die Komponisten verteilt werden".

Clubbesitzer Lion Heuschkel ist froh, dass die Tarifreform für dieses Jahr ausgesetzt wurde: "Das hätte uns im Jahr hart getroffen." Besonders erfolgreich läuft das "Puls", wenn bekannte Größen wie jüngst DJ Antoine oder Mike Candys den Club beschallen. Doch eine Diskothek ist trotzdem kein Selbstläufer. Heuschkel sagt, man müsse fast jedes Jahr Geld in den Club stecken, um den Gästen was zu bieten. Das wäre alles fraglich geworden mit der neuen Gebühr.