Druckartikel: Gegenwind für die Sparkassen-Fusionspläne

Gegenwind für die Sparkassen-Fusionspläne


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 29. Dezember 2016

Das Vorhaben der Sparkassen-Vorstände in Erlangen und Höchstadt löst beim Höchstadter Bürgermeister und unter der Belegschaft nicht gerade Freude aus.
Seit 160 Jahren prägt die Kreissparkasse die Höchstadter Innenstadt mit. Sollte der Sitz nach Erlangen verlegt werden, würden wohl auch Arbeitsplätze verlagert.  Foto: Andreas Dorsch


Ginge es nach den Vorstellungen der Vorstände der Sparkasse Erlangen und der Kreissparkasse Höchstadt, würden die beiden Geldinstitute schon bald fusionieren. Mitte 2017 soll bereits als Termin angepeilt sein. Inzwischen hat die Bekanntgabe dieses Vorhabens - kurz vor Weihnachten - schon einen kräftigen Gegenwind aufkommen lassen.

Einer, der an der Windmaschine dreht, ist der Höchstadter Bürgermeister Gerald Brehm (JL). Er möchte die 160-jährige Tradition der am Marktplatz beheimateten Kreissparkasse Höchstadt nicht so einfach in der Sparkasse Erlangen aufgehen sehen.

"Höchstadt wäre von einer Fusion am stärksten betroffen", sagt Brehm, der als gewählter Bürgermeister nach eigener Aussage die Interessen seiner Stadt vertreten muss. Würde der Sitz der Kreissparkasse abwandern, beträfe das die Innenstadt, die Historie und vor allem die Mitarbeiter.

Wie hinter vorgehaltener Hand durchsickert, machen sich manche schon große Sorgen, wie es mit ihnen nach einer Fusion weitergehen könnte. Wenn die Halbtagskraft mit vielleicht 1100 Euro netto im Monat dann nach Erlangen pendeln muss ...

Ganz nüchtern stellt Bürgermeister Brehm fest, dass die Kreissparkasse in ihrem Geschäftsgebiet, dem Altlandkreis Höchstadt, 160 Jahre gewachsen ist. Das Eigenkapital sei von den Kunden aufgebracht worden. Und die könne man bei einer Fusion auch nicht übergehen.


Gibt es noch alte Ansprüche?

So fordert Brehm, Kunden und Bürger mit einzubeziehen. Zudem müsse die rechtliche Position geprüft werden. Gibt es aus der Gebietsreform noch Ansprüche und Mitsprachemöglichkeiten der Gemeinden aus dem Altlandkreis Höchstadt? Eine der größten Zweigstellen der Kreissparkasse liegt in Schlüsselfeld, seit der Gebietsreform Landkreis Bamberg.

Der Bürgermeister lehnt eine Fusion nicht grundsätzlich ab, nur müsse sie auf Augenhöhe erfolgen. Kunden, Bürger und Mitarbeiter müssten überzeugt sein. Im Januar möchte er bei einer Bürgerversammlung die Stimmung im Volk hören.

Zu klären wäre, welche Mitarbeiter langfristig in Höchstadt bleiben, welche Zweigstellen eine Zukunft haben, wie die Gewerbesteuer verteilt wird und welchen Namen die fusionierte Sparkasse bekommen sollte.Wobei Brehm glaubt, dass es den Bürgern in Herzogenaurach oder Eckental völlig egal ist, ob es künftig noch eine Kreissparkasse Höchstadt gibt oder nicht. In Höchstadt sehe man das allerdings anders.

Brehm war Prüfer im Raiffeisen-Verband, bevor er Bürgermeister wurde. Banken zu beurteilen sei sein Geschäft gewesen. Er habe auch schon 20 Fusionen begleitet, sagt der gelernte Bankkaufmann und Wirtschaftsprüfer. Für ihn müsse die Kreissparkasse Höchstadt weder aus rechtlichen noch aus wirtschaftlichen Gründen fusionieren. Mit dem Beschluss, Sondierungsgespräche aufzunehmen, habe er kein Problem.

An die sieben Verwaltungsratsmitglieder der Kreissparkasse appelliert er, die Interessen des Höchstadter Geldinstituts zu vertreten. Brehm: "Wenn vier von sieben sagen, das geht nicht, gibt es keine Abstimmung im Kreistag." Einer von den Vorständen gewünschten Fusion müssten neben den Verwaltungsräten auch die politischen Gremien zustimmen.

Höchstadts Vorstandsvorsitzender Reinhard Lugschi will "aus einer Situation der Stärke heraus" rechtzeitig agieren und mit der Erlanger Sparkasse fusionieren. Er könnte dann in der Sparkasse in den Vorstand aufrücken, wo er als Bankkaufmann-Lehrling seine Ausbildung begann und vier weitere Dienstjahre verbrachte.

Lugschi argumentiert mit dem niedrigen Zinsniveau und der überbordenden Regulatorik für die Fusion. Die Sparkasse Erlangen mit ihrer Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro würde dann um die 0,8 Milliarden der Kreissparkasse Höchstadt wachsen. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben und auch das Filialnetz werde erhalten, komme aber auf den Prüfstand. Man müsse mit der Zeit gehen und brauche mehr Größe, sagt Lugschi.


Keine Fusionsgedanken

Dass Größe nicht alles ist, demonstriert beispielsweise die Raiffeisenbank Ebrachgrund. Sie betreibt fünf Geschäftsstellen und dabei soll es langfristig auch bleiben. "Wir haben nicht vor zu fusionieren", sagt Raiba-Vorstandsvorsitzender Georg Mönius.

Seine Bank könne ihre Privat- und Firmenkunden ausreichend bedienen. Die auferlegten Regulatorien würden zwar weh tun und belasten, seien aber zu schaffen. Die Fusionspläne der Erlanger und Höchstadter möchte der Bankchef aus dem Ebrachgrund nicht kommentieren. Er hätte aber Verständnis.