Fünfköpfige Familie aus Höchstadt soll abgeschoben werden
Autor: Franziska Rieger
Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 18. Dezember 2019
Eine armenische Familie, die seit 2016 in Höchstadt lebt, soll abgeschoben werden. Um der Familie den Neustart in Armenien etwas zu erleichtern, haben Schüler am Gymnasium Kuchen verkauft und den Erlös an die Armenienhilfe gespendet.
Sie leben seit drei Jahren in Höchstadt, David (Name von der Redaktion geändert), der älteste Sohn, besucht das Gymnasium, die Tochter die Grundschule-Süd. Der jüngste Sohn ist hier zur Welt gekommen - und jetzt soll die fünfköpfige Familie, die 2016 aus Armenien geflohen ist, bald abgeschoben werden.
Am Höchstadter Gymnasium, wo David die sechste Klasse besucht, ist die Solidarität groß. Ein besonderes Verhältnis zu der Familie hat Lehrerin Carmen Hoffmann. Deren Sohn und David sind seit der Grundschule beste Freunde. Hoffmann kennt das Schicksal der Familie:
Der Familienvater hat wegen eines Schlaganfalls gesundheitliche Probleme, weswegen er im Jahr 2016 nach Deutschland flüchtete, um hier medizinische Versorgung zu erhalten. Kurze Zeit später kam die Familie nach. Seitdem wohnen sie am Lappacher Weg in der Gemeinschaftsunterkunft.
Hoffnung war groß
"Die Hoffnung der Familie war groß, dass sie bleiben kann", sagt Hoffmann. Seit der ersten Aufforderung zur Ausreise habe die Familie mit Hilfe ihres Anwaltes dreimal Einspruch eingelegt, sämtliche Rechtsmittel ausgeschöpft. Seit Anfang 2019 ist die Abschiebung endgültig, sodass die Familie gezwungen war, ein Dokument zur "freiwilligen Ausreise" zu unterschreiben. Hätte sie dies nicht getan, wäre die Polizei informiert worden und hätte die Abschiebung durchgeführt.
Aktuell wartet die Familie auf den Termin ihrer Ausreise, erklärt Hoffmann. "Die Familie ist sehr bescheiden und möchte weder namentlich noch mit Foto erwähnt werden, auch um den Jungen nicht weiter psychisch zu belasten, der sehr unter der Situation leidet", sagt Hoffmann.
Um der Familie den Neustart in Armenien etwas zu erleichtern, haben Schüler der Klasse 8 a am Dienstag in den Pausen Kuchen verkauft und den Erlös (330 Euro) an die Hajastan-Armenienhilfe Erlangen-Höchstadt gespendet. Die Armenienhilfe leitet das Geld dann zweckgebunden an die Familie weiter.
"Da der Januar und Februar in Armenien die kältesten Monate sind, wird es sehr hart für die Familie sein, ein neues Leben in Armenien zu beginnen", erklärt Hoffmann. Die Familie habe keine Essensvorräte und ohne Arbeit sei Heizen nur schwer finanzierbar. Das bestätigt auch Georg Walcher, Vorsitzender der Armenienhilfe. "Die Aussichten waren von Anfang an schlecht, weil kein Asylgrund vorliegt", sagt Walcher.