Druckartikel: Friseurmeisterin Gudrun Baum trotzt dem Trend

Friseurmeisterin Gudrun Baum trotzt dem Trend


Autor: Sonja Werner

Uehlfeld, Dienstag, 18. Juni 2013

Im Gegensatz zu vielen alteingesessenen Uehlfelder Geschäftsinhabern, die sich dem Druck der großen Ketten beugten und dicht machten, will die Friseurmeisterin mit einer Investition den Ortskern stärken.
Gudrun Baum gibt der Frisur ihrer Mitarbeiterin und möglichen Nachfolgerin Melanie Friedrich im umgebauten Salon den letzten Schliff. Fotos: Sonja Werner


Das Verarmen von Infrastruktur in den Dörfern ist ein bayernweites Problem. Alteingesessene kleine Geschäfte geben auf, weil sie dem wachsenden Konkurrenzdruck von Outletcentern und großen Supermärkten nicht mehr gewachsen sind, weil der Nachfolger fehlt oder weil neue Vorschriften mit den vorhandenen Gegebenheiten oft nicht mehr zu erfüllen sind und ein Umbau sich nicht mehr lohnt. Auch Uehlfeld hat mit diesem Problem zu kämpfen - in den vergangenen Jahren verschwanden ein Schuhgeschäft, eine Konditorei mit Café, ein Bäcker, ein Supermarkt und manches andere. Einer der beiden örtlichen Metzger wird in den nächsten Monaten schließen - was nach ihm kommt, ist nicht bekannt.

Auch wenn sich für das eine oder andere ein Nachfolger gefunden hat - meist in Form einer Filiale von Betrieben außerhalb Uehlfelds - die Alteingesessenen und den Bürgern seit Jahren Vertrauten haben aufgehört.

Einen Gegentrend setzt jetzt Gudrun Baum mit ihrem Frisiersalon in der Hauptstraße. Das schon von Vater Anton Schaffelhofer betriebene "Frisurenparadies", ein Ende der 60er-Jahre neben einem der ältesten Fachwerkgebäude Uehlfelds als Frisiersalon errichteter Anbau, wurde renoviert und an die veränderten Gegebenheiten angepasst. So grenzt der Haupteingang nicht mehr fast direkt an die Straße. Zu Vaters Zeiten war das kein Problem, doch seit die Straße eine Bundesstraße ist und dort auch noch oft unvernünftig geparkt wird, mussten die Kunden schon immer beim Verlassen des Ladens sehr aufpassen, um nicht gefährdet zu werden. Man hat sich viele Jahre notgedrungen arrangiert.

Jetzt jedoch wurde der Eingang auf die Hofseite verlegt, leicht zugänglich von den dort ausgewiesenen Parkplätzen und mittels einer Rampe auch für Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer problemlos zu erreichen. Auch im Innenraum des neuen "Studio 23" ist alles ebenerdig eingerichtet, so dass einer schönen Frisur für jedermann nichts mehr im Wege steht.

Die Gründe, warum sie den Laden nicht aufgibt, sondern noch einmal Zeit, Geld und Kraft in einen modernisierenden Umbau steckt, fasst die Friseurmeisterin in drei Punkten zusammen: "Ich will mithelfen, das Leben im Altort zu erhalten. Es gibt ja auch viele ältere Menschen hier, die kein Auto haben und eben mal schnell wohin fahren können. Zu mir kommt man auch zu Fuß und jetzt sogar noch leichter." Zum anderen hat sie einen persönlichen Grund: Nach schwerer, jetzt zum Glück überwundener Krebserkrankung stand sie vor drei Alternativen: "Zusperren, nur Renovieren oder Umbau. Da sagte ich mir: Jetzt erst recht und fing gewissermaßen mit dem Umbau noch einmal völlig neu an. Und dann denke ich auch an meine Mitarbeiterin Melanie Friedrich. Sie hat bei mir gelernt, hat ihren Meister gemacht, nach einer kurzen Babypause arbeitet sie Teilzeit wieder mit - für sie kann der Salon hier ein Sprungbrett sein. Es ist bereits besprochen. Wenn die Zukunft läuft wie geplant, wird sie den Salon irgendwann pachten - dann kann ich Teilzeit machen und mein Leben in Ruhe genießen."

Es gibt also immer wieder Anlass zur Hoffnung, dass der Verödung von Altorten Einhalt geboten werden kann. Uehlfelds Bürgermeister Werner Stöcker freut sich über solches Engagement und ruft die Bevölkerung dazu auf, das ihre zu tun. "Nicht jammern, dass die Geschäftswelt sich aus den Orten zurückzieht, aber selbst nur auf die grüne Wiese gehen", ist seine Devise. "Es liegt auch an den Leuten selbst, durch ihr Einkaufs- und Inanspruchnahmeverhalten das Leben im Dorf zu erhalten."