Frei.Wild äußern sich zu Shitstorm auf Facebook
Autor: Tobias Stich
Geiselwind, Donnerstag, 29. Januar 2015
Am Dienstag haben die Veranstalter des "Out & Loud" in Geiselwind bekannt gegeben, dass "Frei.Wild" als zusätzlicher Headliner für das Festival im Juni bestätigt wurde. Was folgte, war ein ausgewachsener Shitstorm auf Facebook. Wir haben Frei.Wild gefragt, was sie zu den Vorwürfen und Reaktionen sagen.
Die Bestätigung von Frei.Wild als Headliner für das Out & Loud im kommenden Juni hat auf der Festival-Facebookseite des Veranstalters für heftige Reaktionen gesorgt. Noch Tage nach der Veröffentlichung der Nachricht kochen die Emotionen im sozialen Netzwerk teilweise über. Dabei geht es den meisten Heavy-Metal-Anhängern augenscheinlich gar nicht um die Debatte um Frei.Wild, die die Band immer dort verfolgt, wo Auftritte in Deutschland geplant sind.
Viele User sind der Meinung, die Deutschrocker passen musikalisch gesehen einfach nicht ins Line-Up eines Metal-Festivals. Wieder andere User äußern sich jedoch auch explizit zur scheinbar politisch rechten Einstellung der Band und werfen sowohl den Musikern als auch deren Fans im Internet pauschal eine dementsprechend radikale Gesinnung vor.
Philipp Burger, Leadsänger der Band Frei.Wild, findet auf Nachfrage von inFranken.de deutliche Worte im Bezug auf diese Vorwürfe: "Tendenziell muss hier bitte festgehalten werden: Anonym oberflächliche Statements abgeben kann jeder. Wenn sich diese Personen in den direkten Dialog mit der Band begeben müssten, die sie hier 'eben mal so' angreifen, dann wäre dieses vermutlich eine andere Ausgangslage."
Offiziell äußern und zu jedem Kommentar Stellung beziehen, das werde man nicht, so Burger. "Die Vorwürfe sind seit Jahren die gleichen, wurden allesamt bereits mehrfach widerlegt und entsprechen keineswegs der Realität." Burger spielt darauf an, dass Frei.Wild wiederholt politisch rechte Motive in ihren Texten vorgeworfen wurden. Ausschlaggebend dafür ist auch die immer wieder zitierte Vergangenheit Philipp Burgers, der vor Frei.Wild bei der Rechtsrock-Band "Kaiserjäger" gespielt hat. Eine Tatsache, die der Musiker nicht verheimlicht.
Viele Kritiker stoßen sich darüber hinaus regelmäßig an den "völkisch geprägten" Lyrics der Rocker. Die Band selbst distanziert sich jedoch sowohl in ihren Texten als auch in offiziellen Statements immer wieder von Extremismus jeglicher Art. Die Leute, die sich echauffieren, hätten sich nach Überzeugung des Musikers "zu 99,9 Prozent noch nie wirklich mit der Band befasst, sondern versuchen ein Zeichen aufgrund von Mundpropaganda und Schlagzeilenniveau zu setzen", so Philipp Burger. Frei.Wild sehe sich nicht auf der Anklagebank. Es gebe keinen Grund sich zu "verteidigen".
Was ist Rock und was ist Heavy Metal?
Bezogen auf kritische Äußerungen, Frei.Wild passe als gitarrenlastige Deutschrockband nicht unbedingt ins Programm eines Heavy-Metal-Festivals, stellt Philipp Burger die musikalische Gegenfrage: "Wer definiert Heavy Metal? Lange Haare... längst passé, Powerakkorde oder virtuose Gitarrensoli... passt wohl auch nicht zu 100 Prozent bei allen Bands dieses Genres."
Im Endeffekt sei all dies "Rock 'N' Roll" und damit etwas ab der allgemein geltenden Norm. "Wir sind eine deutschsprachige Rockband mit harten Gitarren und Themen, die teilweise sehr sozialkritisch sind. Warum sollten wir also nicht auf einem Heavy-Metal-Festival spielen?", kontert der Frei.Wild-Frontmann die Vorwürfe.
Viele von Frei.Wild hoch geschätzte Bands im Line-Up des Out & Loud Festivals seien auch keine "Truemetaller" oder "Thrashkönige". Hier rege sich keinerlei Unmut und das sei auch gut so. "Es geht darum ein schönes Wochenende mit Gleichgesinnten zu feiern. Und da sind Frei.Wild sehr gerne zu Gast und passen einfach ins Bild."
Boykott: "Dein Feuer" sagen Teilnahme am Festival ab
Kurz nach Bekanntwerden der Headliner-Verpflichtung von Frei.Wild regte sich auch Kritik bei Musikerkollegen. Die Band "Dein Feuer" aus Mannheim sprach sich in einem offenen Brief ausdrücklich für einen Boykott der Veranstaltung aus. Sie zogen ihre Teilnahme am Festival mit der Begründung zurück, "derartige [rechtsoffene] Bands auf keine Art und Weise unterstützen zu wollen". Philipp Burger findet es sehr schade, solche Statements und Absagen im Internet lesen zu müssen.
"Jeder darf sich gerne mit uns, auch im direkten Dialog, auseinandersetzen, solange dies auf objektive Weise und unvoreingenommen geschieht." Plakatives "Herausposaunen" von waghalsigen Argumenten, fern ab der Realität, zeuge nicht gerade von Sachlichkeit und Cleverness, so der Sänger. "Das Credo der gewünschten medialen Nutzbarkeit von solchen Aktionen möchten wir hierbei mal ganz vernachlässigen."
Auftritt trotz Beschwerden
Trotz der anhaltenden Kritik im Internet sieht sich Frei.Wild aktuell nicht im Zugzwang, die Teilnahme am Festival in Geiselwind wieder zurückzuziehen. "Wir als Band und unsere Fans haben uns nichts vorzuwerfen. Aus welchen Grund sollten wir also das Festival absagen?"
Den Festivalveranstalter kenne man seit vielen Jahren und somit würden beide Parteien wissen, wie man mit der Situation umzugehen habe und wie der Großteil dieser "Boykotts und Beschwerden" zu werten sei. "Unser Appell an alle Kritiker ist klar und unmissverständlich: Redet mit und nicht über uns!"
Veranstalter stellt Geschmacksfrage
In der Tat hat der Veranstalter des Out & Loud, das Eventzentrum Strohofer in Geiselwind, mittlerweile ebenfalls auf die heftigsten Kommentare auf der Festival-Facebookseite reagiert. In einem öffentlich einsehbaren Kommentar heißt es:
"[...] keiner zwingt irgend wen zu irgendetwas - wer glaubt, OUT&LOUD sei es für ihn aufgrund des auftritts von FREI.WILD nicht mehr wert zu kommen, der bleibe bitte zu hause. und wer keinen bock auf FREI.WILD gucken hat - jeder hat nen anderen geschmack und das ist auch gut so: FREI.WILD spielen am letzten festivaltag als letzte band des festivals! wer sie nicht sehen will - feiert auf dem campingplatz oder fährt 1,5 stunden früher nach hause. wo ist das problem?"