Flüssiges Gold aus der Region
Autor: Evi Seeger
Schirnsdorf, Dienstag, 17. Juli 2012
Ralf und Renate Geyer aus dem Mühlhausener Ortsteil Schirnsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) pressen aus Raps hochwertiges Öl.
Die so genannten Regionaltheken in Supermarktketten versprechen dem Käufer Produkte aus der näheren Umgebung. Kann sich der Verbraucher darauf verlassen oder ist vielleicht Skepsis angebracht? Bei dem gesunden, da völlig cholesterinfreien Rapsöl sind wir dem Ursprung nachgegangen: Ralf und Renate Geyer aus Schirnsdorf mahlen den Raps im eigenen Betrieb und ziehen das "Rapsöl aus dem Steigerwald", das in den Regalen der Regionaltheken landet, auf Flaschen.
Rohstoff kommt aus der Region
"Alle zwei bis drei Monate", so Ralf Geyer, werde in seinem Betrieb Raps zu hochwertigem Speiseöl gepresst. Der Rohstoff komme zum Teil aus dem eigenen Betrieb, zum Teil von den Bauern der Region. Früher, ja da sei die Presse rund um die Uhr gelaufen, erzählt der Schirnsdorfer. Das war vor 2008, vor der Besteuerung des Bio-Treibstoffs. Bis dahin habe der Anteil von Biodiesel beim Lkw-Verkehr rund 30 Prozent ausgemacht. Wegen der Steuer sei er heute gleich Null und der Markt zusammengebrochen. Weil die Pressen aber ohnehin da waren, wird im Betrieb Geyer jetzt Speiseöl hergestellt.
Goldgelb kommt es aus den Röhrchen, mit denen Renate Geyer jede einzelne Flasche per Hand abfüllt.
Der Abfüllraum ist über Leitungen mit der höher gelegenen Ölmühle verbunden. Das Speiseöl geht zum größten Teil an den Kleinweisacher Betrieb Winkler, der es an die Supermärkte weiter vermarktet. Ein Teil des Rapsöls verkaufen die Geyers auch in Flaschen oder Kanistern direkt ab Hof an den Verbraucher.
Am Anfang ist das Öl schwarz
Bevor er in die Ölmühle kommt, muss der Raps erst einmal für vier Wochen "zum Ausschwitzen" ins Silo. "Er muss sich erst erholen", bezeichnet Ralf Geyer diese Phase. Beim Pressvorgang laufen die Rapskörner - wie bei jeder anderen Mühle - über einen Trichter in die Ölmühle. Das frisch gepresste Öl sei zunächst schwarz, erläutert Seniorchef Willi Geyer. Das so genannte "Truböl" durchlaufe dann eine Kammerfilterpresse. Weil erst der Besatz auf den Filtern das Öl reinigt, müsse eine Vorlaufzeit eingehalten werden.
Den Schluss des Reinigungsvorgangs bildet ein Plattenfilter. Eine solche Filtermaschine hat Willi Geyer von einem Bierbrauer der Umgebung, der sie nicht mehr brauchte, erworben. In das Gerät werden Platten, ähnlich einem Kaffeefilter, eingehängt.
Kalt gepresst für den Geschmack
Zunächst weiß, ist nach dem Filtern von der ursprünglichen Farbe nichts mehr zu sehen. Das habe so gut funktioniert, dass bald ein größerer Filter angeschafft wurde.
Goldgelb und rein ist das Rapsöl nach den zwei Filterdurchläufen. Wichtig sei, dass es kalt gepresst wird, damit der Geschmack und alle wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben, erklärt Willi Geyer. "Meine Frau nimmt das Öl für alles, sogar zum Kuchen backen." 29 Grad misst er an der Presse. Genau die richtige Temperatur, damit das Öl trotzdem noch geschmeidig läuft.
Etwa ein Drittel des Gewichts der Rapssaat macht die Ölausbeute aus. Zwei Drittel bleiben als "Rapskuchen" zurück. Das sei ein hochwertiges Eiweißfutter für Tiere, ähnlich wie Soja. "Aber es muss nicht quer durch die Welt gekarrt werden", sagt Ralf Geyer.