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Flüchtlingen zur Seite stehen


Autor: Tina Meier

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 12. August 2015

Anna-Lena Matern ist die neue Betreuerin der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Sie berichtete über ihre täglichen Aufgaben, Herausforderungen und auch über neue Projekte.
Simret Ayalew Mengescha (rechts) erwartet ein Baby und bespricht mit Anna-Lena Matern, was zu tun ist, wenn sich die Geburt ankündigt und sie ins Krankenhaus muss.  Foto: Tina Meier


"Ich konnte hier in ein toll funktionierendes System einsteigen", erklärt Anna-Lena Matern. Seit Anfang Juli ist sie die neue Betreuerin der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Höchstadt.

Ursprünglich studierte Matern Ethnologie und Journalistik und arbeitete als Sozialpädagogin. Zwei Jahren lang war sie als Asylsozialberaterin in Würzburg tätig und übernimmt diese Aufgabe nun in Höchstadt. "Hier herrscht insgesamt eine positive Einstellung gegenüber den Flüchtlingen und die Zusammenarbeit mit den Ämtern funktioniert wirklich gut", betont Matern.

Rund 90 Flüchtlinge aus Äthiopien, Irak, Indien, Georgien und vielen weiteren Ländern betreut sie derzeit und das alles im Alleingang. Besonders freut sich die 33-Jährige daher über ehrenamtliche Mithilfe wie sie die Vereine "Emil" und "Helfende Hände Höchstadt" leisten.

"Zuverlässig halten die Ehrenamtlichen hier drei mal pro Woche einen Deutschkurs ab", berichtet Matern. Da ein Teil der Flüchtlinge noch keine staatlichen Deutschkurse besuchen darf oder das Selbststudium noch nicht gelernt hat, ist das Engagement der Ehrenamtlichen besonders wichtig.

Die Sprache sei unter den Flüchtlingen nur eines der zwischenmenschlichen Konfliktpotenziale. "Insgesamt herrscht hier eine gute Stimmung, aber man muss bedenken, dass jeder seine eigene Geschichte mitbringt. Es gibt keine Einzelzimmer und so muss ich auch häufig unter den Bewohnern vermitteln", erläutert Matern.


Schritte in die Selbstständigkeit

Die Betreuerin kümmert sich außerdem um die Asylverfahren und steht den Flüchtlingen bei allen Alltagsproblemen zur Seite. "Ich erkläre ihnen Briefe, helfe bei gesundheitlichen Problemen und vermittle sie an die entsprechenden Stellen weiter." Ihr Arbeitsalltag ist dementsprechend vielseitig und richtet sich nach den täglichen Belangen der Bewohner.

Einige von ihnen sind bereits sehr selbstständig, haben eine Arbeit gefunden oder studieren. "Wir kooperieren unter anderem mit der Laufer Mühle und können auch Leute dorthin vermitteln, die als Einstieg ins Berufsleben kleinere Jobs ausführen können", erklärt Matern. "Wer eine Arbeit hat, darf normalerweise auch ausziehen. Darüber ist dann jeder froh." Dieser nächste Schritt zur Selbstständigkeit gestaltet sich aber oft sehr schwierig. Bis die eigenen vier Wände gefunden sind, wohnen sie weiter in der Gemeinschaftsunterkunft. "Als nächstes Projekt soll hier ein kleiner Kinderspielplatz gebaut werden", berichtet Anna-Lena Matern. Außerdem plane sie, einen Fahrradkurs zu organisieren.


Küchen haben Mängel

Derzeit wird ein neuer Trakt fertiggestellt, in dem weitere 20 bis 30 Leute unterkommen sollen. Die Diakonie Bamberg-Forchheim, unter dessen Mantel die Unterkunft steht, hätte sich gewünscht, dass im Zuge der Renovierungsarbeiten weitere Problemstellen im Haus beseitigt worden wären. Zwar habe sich der Zustand insgesamt sehr verbessert, aber die Küchen sind beispielsweise in keinem guten Zustand. Fliesen statt Tapeten über dem Herd hätten die Situation bereits verbessert.