Fleischerhandwerk in Adelsdorf lebt weiter
Autor: Johanna Blum
Adelsdorf, Sonntag, 22. Februar 2015
Es wird auch weiterhin einen Metzger in Adelsdorf geben. Metzgermeister Jürgen Fleischmann übernimmt bald die Räume der ehemaligen Metzgerei Rüger in der Hauptstraße. Der Ladenumbau ist bereits in vollem Gange.
           
Am kommenden Samstag schließt die Metzgerei Goß - der letzte eigenständige Metzgereifachbetrieb in Adelsdorf - ihre Pforten. Dies ist für Metzgermeister Jürgen Fleischmann mit ein Grund, in Adelsdorf in den Räumen der ehemaligen Metzgerei Rüger sein Fleischerfachgeschäft zu eröffnen.
 Um die lange Wartezeit bis zur Eröffnung am 2. Juni etwas zu überbrücken und um seine Produkte kennenlernen zu können, bietet Vater Alfred Fleischmann nahezu jeden Freitag Vormittag Leckeres im Metzgerei-Verkaufsmobil vor dem zukünftigen Fleischerladen an. "Wir sind vor allem für unsere älteren Mitbürger unterwegs", erklärt Jürgen Fleischmann.
  
  Seit einem Jahr auf der Suche
 Er ist geborener Medbacher und hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt. "Schon mit 13 Jahren durfte ich meinen Vater, ebenfalls Metzger, zu den damals üblichen Hausschlachtungen bei den Bauern begleiten", erinnert sich der 41-jährige Metzgermeister. 
Man spürt, dass er seinen Beruf liebt. Die Basics hat er von seinem Vater. Mit 15 Jahren ging er bei der Höchstadter Metzgerei Dresel in die Lehre und arbeitete danach zwei Jahre im Schlachthof in Erlangen, bevor er 1994 bei Werner Zwingel in Oberlindach angefangen hat. "Der Werner hat mir meinen Meisterbrief und den Fachwirt für gesunde Ernährung finanziert - ein großartiger Mensch, dem ich viel verdanke", erzählt Fleischmann.
 Bald wurde er Abteilungsleiter über fünf Fleischfilialen bei Rewe. Seit 2002 ist er selbstständiger Metzgermeister im Rewemarkt in Möhrendorf. So mancher fragt sich nun vielleicht, wieso Fleischmann nun dieses sehr gut gehende Geschäft - zur Enttäuschung seiner vielen zufriedenen Kunden dort - aufgeben möchte?
"Die Firma Rewe strukturiert seit einiger Zeit um und ich weiß schon länger, dass ich 2017 das Feld in Möhrendorf räumen muss", erklärt er. "Den Zeitpunkt wollte ich aber selbst bestimmen und da die Metzgerei Goß in Adelsdorf schließt, fanden meine Frau Andrea und ich den Wechsel ideal."
 Seit mehr als einem Jahr war er schon nach einem geeigneten Standort auf der Suche und in Adelsdorf wurde er fündig. "Die Familie Rüger ist unheimlich nett und hilfsbereit. Sie unterstützt uns sehr", schwärmt Fleischmann. Der Ladenumbau in der Hauptstraße läuft schon und ganz viel ist in Planung. 
Es sei heutzutage nicht mehr ganz so einfach, einen Metzgereibetrieb am Leben zu erhalten. Viel Zeit gehe für die Dokumentationsflut und die Organisation drauf, die Fleischmann lieber für die Kunden hätte. Seiner Meinung nach sind die Kunden die Verlierer - "und die sollten doch immer im Vordergrund stehen!" Das klassische Metzgerhandwerk in seiner heutigen Form könne kaum überleben. "Man muss Nischen suchen und ein neues Konzept erarbeiten", sagt der Geschäftsmann.
Der Metzgermeister will wieder eine Ursprungsmetzgerei sein, wobei er auf den Ursprung, die Herkunft der Produkte, sein ganzes Augenmerk legt. Ob sie direkt aus der Region sind oder ob es Wiederverkaufsprodukte sind, die direkt von ihm bekannten französischen oder südtiroler Erzeugern kommen. Er setzt auf einwandfreie Ware. "Das Fleisch bekomme ich von umliegenden Erzeugern mit kurzen Transportwegen zum Erlanger Schlachthof", beschreibt der Meister. "Es ist bayerische, regionale Ware." 
Er fährt meist selbst hin und sucht sich aus, was er braucht. Bio sei bei Rind und Schwein nicht nötig. "Ich erspüre und sehe die Qualität auf einen Blick", verrät der Fachmann. Bei Frischgeflügel ist er noch auf der Suche nach regionalen Betrieben. Käse bekommt er von einem Bio-Hauptlieferanten aus der Region und weitere 15 bis 20 Käseklassiker werden im Angebot sein. Die Metzgerei bietet einen Mittagstisch an, dessen Ursprung die einfache fränkische Küche ist. "Wir wollen es gut machen, weil uns die Massenabfertigung nervt." Mit seinem Catering ist er für alle Anlässe da: "Wir wollen fränkische Vielfalt bieten, wie wir sie von früher her kennen."
Jürgen Fleischmann hat bis zur Eröffnung am Samstag, 2. Juni, zwei Veranstaltungen geplant: einen Tag der offenen Tür am Samstag, 18. April, im Hof der ehemaligen Metzgerei Rüger und ein kulinarischer Grillevent am Samstag, 9. Mai.