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Fischstäbchen aus dem Karpfenteich in Aischgrund


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 03. Juli 2015

Die Aischgrund-Kommunen wollen den Tourismus voran bringen. Im Aischtal soll bald ein neues Hotel für mehr Übernachtungen sorgen. Auch Standorte für einen Badesee sind im Gespräch.
Touristisch haben die Aischkommunen etliche Zukunftsvisionen. Sichern bald Aischgründer Karpfenfischstäbchen das Auskommen der Teichwirte?  Foto: dpa


Aischgründer Karpfen-Fischstäbchen, das wär's, findet Sandra Hammer. Die Tourismusmanagerin der Agentur Karpfenland Aischgrund ist innovativ, was Vermarktungs ideen angeht. Es gehört zu Hammers Job, dafür zu sorgen, dass mehr Touristen in die Region kommen. Die Fischstäbchen alleine scheinen dabei momentan noch eine untergeordnete Rolle zu spielen, denn die Pläne der Aischgrundkommunen sehen noch umfassendere Projekte vor.

Aussichtsturm und Parkranger

In einem Entwicklungskonzept gibt es eine Tabelle, die einen Eindruck vermittelt, wie der Aischgrund in zehn bis zwanzig Jahren aussehen könnte: Von einem Aussichtsturm bei Weingartsgreuth ist da die Rede, von Fahrradverleihstationen mit dem Namen "TeichKulturRad", vom "Abfischen als Erlebnis" oder einem "TeichKulturPark-Marathon/Krenlauf" in Adelsdorf, Baiersdorf und Lonnerstadt. Es könnte "Schlemmer- und Gourmetwanderungen" für Touristen geben, die zuvor von geschulten "TeichKulturPark-Rangern" über die Natur im Aischgrund infomiert wurden. Auch ein "Freilandmuseum Teichwirtschaft" wird diskutiert. Es soll mit dem Fischereimuseum in Neuhaus, der Fischereischule und dem Mohrhofgebiet gekoppelt sein.

Vieles an dieser Ideensammlung klingt noch etwas nach Luftschlössern. Dass man an das Thema Tourismusentwicklung mit dem Mut zum Visionären herangehen muss, betont Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL). "Die zarte Pflanze des Tourismus hat sich gut entwickelt. Aber wir sind noch weit vom touristischen Großstandort entfernt."

Die Übernachtungszahlen (siehe Tabelle) seien noch ausbaufähig, so Brehm. Als Langzeitziel bis ins Jahr 2030 könne er sich durchaus vorstellen, die Zahl an jährlichen Übernachtungen in Höchstadt auf stolze 100 000 zu erhöhen.

Neues Hotel im Aischpark

"Wenn man sich wirklich touristisch weiterentwickeln will, dann braucht man mehr Betten. Das gilt vor allem für Gruppen, die mit dem Reisebus kommen", sagt Brehm. Im Höchstadter Aischpark, nahe der A3, könnten bald neue Übernachtungsmöglichkeiten entstehen. Mit einem "Investor aus der Region" sei die Stadt in Verhandlungen. Er interessiere sich für ein Areal, um dort ein Hotel mit bis zu 150 Betten zu bauen. Konkreteres könne noch nicht bekannt gegeben werden, so Brehm.

Im Entwicklungskonzept der Aischkommunen wird als Vorbild das Fränkische Seenland rund um den Brombachsee genannt. Davon sei man natürlich noch weit entfernt, sagt Brehm. Ein Naherholungsgebiet für die ganze Metropolregion könne aber auch an der Aisch mit seiner Lage zwischen Steigerwald, Bamberg, Fränkischer Schweiz und Nürnberg funktionieren. Selbst die Schaffung eines Speichers ähnlich dem Brombachsee, könne Brehm sich vorstellen: "Die Vision, zusammen mit dem Wasserschutz zwischen Höchstadt und Uehlfeld eine Wasserfläche zu schaffen, ist als langfristige Vision durchaus denkbar."

Gibt es bald einen Badeweiher?

Zunächst soll es jedoch erst einmal einen Badesee geben. Denn dass das "Land der Himmelsweiher" zwar gechlorte Schwimmbäder, aber keinen Naturbadeteich hat, habe man erkannt, so Brehm. Als Standort sei der Baggersee an der Autobahnausfahrt Höchstadt-Ost im Gespräch. Aus Naturschutzgründen sei es jedoch unwahrscheinlich, dass dort bald Menschen baden gehen. Es gebe aber noch eine Alternative. "Bevor es das Schwimmbad gab, hat man in den Weihern in Saltendorf und Kieferndorf gebadet. Das könnte man wieder reaktivieren", sagt Brehm. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht.

Brehm betont, dass mehr Touristen der ganzen Region gut tun würden. "Es machen bei uns Geschäfte auf, manche wieder zu. Aber einen Boom gibt es nicht. Wir haben eine sehr gute Gastronomie, aber nicht in jedem Segment und nicht zu jeder Tageszeit." 15 bis 20 Prozent mehr an Konsum im Einzelhandel seien durch mehr Touristen zu erreichen, sagt Brehm.

Sandra Hammer betont, dass es um nachhaltigen, sanften Tourismus gehe. Die Teichwirtschaft sei nicht nur der Motor. "Der Tourismus kann helfen, die einzigartige Kultur der Fischerei im Aischgrund dauerhaft zu erhalten."
Damit auch unsere Nachfahren in einer kleinteiligen Weiher welt leben, müsse heute etwas getan werden. Und wer weiß, vielleicht sichern ja wirklich bald die Aischgründer Karpfen-Fischstäbchen die Teichwirte, die in ihrer über tausendjährigen Geschichte schon viel mitgemacht haben.


Interview mit Christian Pöllmann: "Man sollte nicht alles am Karpfen festmachen"


Christian Pöllmann ist Chef des "Landhotel 3Kronen" in Adelsdorf und Zweiter Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Erlangen-Höchstadt. Er hat einen eigenen Blick auf die Entwicklung des Tourismus an der Aisch.

Was müsste sich im Aischgrund verändern, damit mehr Menschen hier Urlaub machen?
Christian Pöllmann: Man sollte nicht alles am Karpfen festmachen. Wenn jemand noch nie mit der Welt des Karpfens zu tun hatte und auf der Autobahn das Schild "Karpfenland" sieht, fährt er runter und was sieht er? Erstmal nichts, denn der Karpfen ist unter Wasser. Und wenn er zur falschen Jahreszeit kommt, dann gibt es im Lokal gerade keinen. Grundsätzlich ist es sehr gut, dass sich die Kommunen zusammen engagieren, damit sich etwas tut.

Was könnte sich denn tun?
Das ist gar nicht so einfach. Man sollte sich fragen: Was ist die Zielgruppe, auf die man sich konzentriert? Das ist im Aischgrund eher die Gruppe über 60 Jahre. Wir haben eine wunderschöne Landschaft, die sich super zum Wandern und zum Radfahren eignet. Wer aber Kinder hat, weiß: Die wollen Action. Andere Regionen haben es leicht. Da kommt eine Firma und stellt ein Legoland hin. Allgemein gilt: Um Touristen anzulocken, muss man zunächst gewisse Grundbedingungen erfüllen.

Was meinen Sie damit?
Das Gebiet sollte gastronomisch gut abgedeckt sein. Leider sind hier in der Gegend viele Gastronomen gezwungen, mittags zu schließen. Unser Haus gehört auch dazu. Das liegt einfach an den Essgewohnheiten der Menschen. Immer mehr holen sich zu Mittag lieber schnell was beim Bäcker, als in eine Wirtschaft zu gehen. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie sind Urlauber und fahren durch Orte, wo fast jede Wirtschaft mittags geschlossen hat.

Als Vorbild für die Aisch gilt ja die Region um den Brombachsee.
Alleine topografisch sind beide Regionen ähnlich. Für Läufer und Radler perfekt. Der große Unterschied: Wir haben hier kein Angebot für Schwimmer, Segler und Surfer. Oder denken Sie an die Ausflugsdampfer auf dem Brombachsee. Das gibt's hier nicht. Wasser zieht Touristen an. Das war schon immer so.

Das Gespräch führte Christian Bauriedel.