Filigranarbeit unterm Kirchendach
Autor: Evi Seeger
Zentbechhofen, Donnerstag, 05. November 2020
In Zentbechhofen wird das Deckengemälde von St. Leonhard retuschiert. Die Pfarrei hofft auf Spenden.
"Gelb und Ocker leuchten jetzt richtig", freut sich Richard Dennerlöhr. Der Kirchenpfleger überzeugt sich laufend vom Fortgang der Renovierungsarbeiten in der Pfarrkirche Sankt Leonhard Zentbechhofen und ist begeistert. Das farbenprächtige Deckengemälde über dem Langschiff war stark verschmutzt und bedurfte dringend einer Renovierung. Die ist derzeit in vollem Gange.
Ein Wermutstropfen trübt allerdings die Freude des Kirchenpflegers: "Unsere finanziellen Mittel sind erschöpft", berichtet er. Dennoch konnte er die Augen vor der Notwendigkeit nicht verschließen. Jetzt hofft er, dass die Pfarrangehörigen Herz und Hände öffnen und die Pfarrei mit Spenden unterstützen.
Fast 45 Jahre Umlaufheizung hätten der Farbigkeit der barocken Deckenmalerei stark zugesetzt, erläutert der Kirchenpfleger. Wie verschmutzt das Deckengemälde war, zeigt ein "Reinigungsfeld". Auf rund 80 000 Euro werden die Kosten für die Renovierung des Deckengemäldes und den Anstrich der Seitenwände des Kirchenschiffs geschätzt.
Wände werden geweißelt
Nachdem ohnehin ein Gerüst gebraucht wurde, werden auch die Wände des Langhauses komplett geweißelt. Das Denkmalamt habe dafür einen Anstrich in Kalkfarbe gefordert. Das bedeutet auch, dass zuvor die alte Dispersionsfarbe völlig abgekratzt werden müsse.
Dennerlöhr ist dankbar dafür, dass von der Erzdiözese zwei Drittel der Kosten übernommen werden. Ein Drittel der Kosten müsse jedoch aus Mitteln der Pfarrei aufgebracht werden. Für die kleine Pfarrei mit rund 660 Seelen bedeutet dies einen finanziellen Kraftakt.
Fast 300 Jahre alt ist das Deckengemälde von Sankt Leonhard. Laut Aufzeichnungen fand eine Generalüberholung im Jahr 1910 statt. Ausgebessert wurde das Deckengemälde Anfang der 1970er Jahre, als unter Pfarrer Johann Kriebel das Gotteshaus um zwei Seitenschiffe kreuzartig erweitert wurde.
Selten für eine Landkirche
Experten finden es recht ungewöhnlich, dass eine Landkirche ein solches Deckengemälde vorzeigen kann. In der Mitte über dem Langschiff ist die Schmerzhafte Dreifaltigkeit aus der nahen Wallfahrtskirche Schlüsselau dargestellt. Flankiert wird sie von den Kirchenpatronen, dem heiligen Leonhard und der heiligen Katharina. In den Ecken finden sich auf gemalten Balkonen die Kirchenlehrer Ambrosius, Augustinus und Hieronymus sowie Papst Gregor der Große. Eine Beischrift weist auf den Maler hin: Ioannes Antonius Axmann, Diener der heiligen Katharina und die Jahreszahl 1735 sind nachzulesen.
Hoch oben unter der Kirchendecke arbeiten die Restauratoren Klaus Tenschert und Mareika Stein. Angesichts ihrer feinen Werkzeuge und Pinsel, mit denen sie die diffizile Arbeit an der Decke ausführen, kommt der Betrachter ins Staunen. Etwa eineinhalb Monate werde die Renovierung in Anspruch nehmen, erklärt Restaurator Tenschert.
Die Arbeiten lägen gut im Zeitplan. "Wir machen keine Übermalung, sondern eine reduzierte Retusche", sagt er. Das Gemälde werde lediglich konserviert, so dass die Farben weiterhin beständig sind.
Erst in den vergangenen beiden Jahren hatte die Pfarrei Sankt Leonhard ein Großprojekt gestemmt: Die alte Heizung wurde durch eine neue auf der Basis von Erdwärme ersetzt. Insgesamt wurden 250 000 Euro investiert. Die Pfarrei bekam eine gute Förderung aus Mitteln des Energiefonds. Die übrig gebliebenen Kosten wurden zu zwei Dritteln vom Domberg, zu einem Drittel von der Pfarrei getragen.