Fehlende Unterstützung: Präsidium des TSV Höchstadt tritt ab
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 12. August 2013
Das komplette Präsidium des größten Höchstadter Sportvereins tritt ab. Ein Hauptgrund ist mangelnde Unterstützung durch die Mitglieder.
Finanziell geht es dem TSV Höchstadt derzeit nicht schlecht. Darauf legt der Vorstand Finanzen, Lorenz Niklas, großen Wert: "Der TSV ist nicht verschuldet, er hat Geld." Dafür knirscht es aber hinter den Kulissen gewaltig. Die drei Mitglieder des Präsidiums, Präsident Achim Hirsch, Lorenz Niklas und Sport-Vorstand Thomas Beier sind fest entschlossen, in der Hauptversammlung am 24. September nicht mehr für die Spitzenämter im Verein zu kandidieren.
Der Frust sitzt tief bei allen Dreien. Während Präsident Hirsch in erster Linie aus beruflichen Gründen kaum mehr Zeit für das Ehrenamt hat, werden Niklas und Beier deutlicher. "Wir bekommen keine Unterstützung mehr seitens der Mitglieder", klagt der Finanzexperte, der seit 20 Jahren im Vorstand des TSV Höchstadt aktiv ist. "Fürs Altstadtfest bräuchten wir 50 Helfer und bekommen nicht einmal mehr die zusammen." Niklas gesteht ein, amtsmüde zu sein. Sein Akku sei leer und er habe einfach keine Lust mehr.
Nur noch den Neubau
Allerdings will er den Neubau des Vereinsheimes auf dem neuen Gelände Am Sportpark zusammen mit Architekt und Verwaltungsratsmitglied Fritz Wiesneth noch durchziehen. "Aber dann ist Schluss", kündigt Niklas definitiv an.
Auch wenn alle drei Präsidiumsmitglieder beteuern, dass sie ihre Entscheidung aufzuhören schon getroffen hatten, bevor die Leichtathleten kürzlich ihren Ausstieg aus dem TSV Höchstadt bekanntgaben, dürfte dies doch das Fass zum Überlaufen gebracht haben. So sei das Präsidium des TSV völlig überraschend per Mail von der Leichtathletikabteilung über deren Ausstiegspläne zum Ende des Jahres informiert worden. Ein Gespräch vorab habe es mit dem Präsidium nicht gegeben. "Man hätte das besser regeln können", meint dazu Präsident Hirsch.
Lorenz Niklas ist über den angekündigten Ausstieg besonders sauer. Noch habe der Verein mit den Leichtathleten 750, ohne sie nur noch 600 Mitglieder. Das wirke sich natürlich auf den geplanten Vereinsheim-Neubau aus, um den sich der Finanz-Vorstand auch schon seit Jahren kümmert und in den er bereits viel Zeit investiert hat.
Warten auf die Baufreigabe
Eigentlich sollte das neue Vereinsheim Am Sportpark schon stehen und den Fußballern wieder sanitäre Anlagen bieten. Doch bisher hat sich dort noch nichts bewegt. "Wir warten noch immer auf die vorzeitige Baufreigabe vom BLSV", sagt Präsident Hirsch einerseits. Im Januar sei man mit den Plänen in München gewesen, habe dann auch noch Sachen nachgeliefert, um diese Baufreigabe zu bekommen.
Andererseits könne er jetzt unter der neuen Konstellation im Verein froh sein, dass sich noch nichts getan habe. Das Konzept für den Neubau müsse umgestellt werden. Hirsch hält auch eine Art Leistungszentrum für Kickboxer für möglich.
Die nicht vorhandenen sanitären Anlagen sind für Finanz-Vorstand Niklas einer der Hauptgründe, warum die Fußball-Abteilung immer mehr schrumpft. So hat der TSV alleine nur noch eine erste und zweite Mannschaft im Spielbetrieb. Bei den Alten Herren gebe es eine Spielgemeinschaft mit dem ASV Höchstadt, berichtet Sport-Vorstand Thomas Beier, der nebenbei auch Fußball-Abteilungsleiter ist.
Im Nachwuchs-Bereich sei man mit der A-, C- und D-Jugend in Spielgemeinschaften aktiv. Kleinfeld-Teams habe man keine mehr. Fehlanzeige sei auch eine B-Jugend, trotz einer Spielgemeinschaft aus vier Vereinen.
"Wir haben keine Betreuer, keine Trainer und keine Helfer", klagt Thomas Beier, "zu wenig Leute, die im Verein was machen".
Seit rund 15 Jahren engagiert sich Beier schon im Vorstand des TSV. In den vergangenen drei Jahren habe er noch einmal "richtig gekämpft". Mit einem neuen Konzept setzte das Präsidium auf Transparenz und Zusammenarbeit, "aber wenn man was macht, ist man auf sich alleine gestellt", sagt Beier resignierend. Er ist seit der dritten Klasse beim TSV Höchstadt und gibt nicht leicht auf, "aber irgendwann muss man die Reißleine ziehen. Ein Vereinsleben wie früher gibt es nicht mehr."
Schon vor längerer Zeit kehrten die Volleyballer dem TSV den Rücken, die Basketballer ließ man ziehen, die Leichtathleten haben gekündigt und jetzt steigt auch noch das Führungstrio aus. Ist das das Ende des ruhmreichen TSV Höchstadt?
Zeit für Fusion noch nicht reif
Präsident Hirsch sagt nein. Wenn sich am 24. September ein neues Präsidium findet, könnte es sofort die Amtsgeschäfte übernehmen. "Wenn nicht, müssen wir so lange weiter machen, bis sich jemand findet", meint der Präsident, der seit viereinhalb Jahren dem Verein vorsteht. Ohne Führung müsste sich der TSV Höchstadt auflösen.
Seit Jahren ist es Ziel von Achim Hirsch, im Höchstadter Fußball die Kräfte zu bündeln und mit dem ASV und/oder der SpVgg Etzelskirchen zu fusionieren - bisher hat er dort aber noch kein Gehör gefunden.