Faulturmanlage löst das Problem

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Bürgermeister Karsten Fischkal (Mitte) und die beiden Kläranlagen-Experten Ralf Wegel (links) und Markus Steger sind sich einig: Der Gestank kommt aus diesem Schlammstapelbecken. Archiv: Andreas Dorsch
Bürgermeister Karsten Fischkal (Mitte) und die beiden Kläranlagen-Experten Ralf Wegel (links) und Markus Steger sind sich einig: Der Gestank kommt aus diesem Schlammstapelbecken.  Archiv: Andreas Dorsch

Adelsdorf wird bis 2016 rund 2,3 Millionen Euro in die Kläranlage investieren, um das vom Klärschlamm verursachte Geruchsproblem zu beseitigen. Dennoch ist nicht mit höheren Abwassergebühren zu rechnen.

Der Klärschlamm ist in Adelsdorf nicht genügend stabilisiert. Dadurch fällt eine große Menge an, aber auch die Voraussetzungen der Betriebserlaubnis sind nicht erfüllt. Schon seit Längerem sucht deshalb die Gemeinde nach einer Lösung.

Technisch gibt es zwei Möglichkeiten, die Feststoffe ausfaulen zu lassen: in einem großen Becken unter Luftzufuhr, die sogenannte aerobe Faulung, oder in abgeschlossenen Behältern, die anaerobe Faulung. Bei ihr entsteht Faulgas, das in einem Blockheizkraftwerk in Strom verwandelt werden könnte.

Die anaerobe Technik wurde bis vor wenigen Jahren nur in großen Kläranlagen eingesetzt. Das Ingenieurbüro Dr. Siekmann hat eine Technik entwickelt, die den Einsatz auch in Anlagen unter 20 000 Einwohnerwerten rentabel macht. Adelsdorf hat derzeit 16 000, die Analge kann bis auf 25 000 Einwohnerwerte ausgebaut werden.
Das ist realistisch, denn nur 7800 reale Personen leiten ein; der Rest stammt aus Industrie und Gewerbe. Davon ist die Firma Soldan der Haupteinleiter - mit einer eigenen Druckleitung.

Vor drei Jahren nahm die Gemeinde Westerburg eine von Siekmann entwickelte Anlage e n Betrieb. Ein Teil des Gemeinderats besichtigte diese kürzlich. Ihre technischen Bedenken, so Hans Mönius (CSU) und Johannes Funke (SPD) übereinstimmend, wurden dadurch ausgeräumt.

Für die Bewohner des Oesdorfer Wegs das Wichtigste: Durch die Hochlastfaulung entstehen keine üblen Gerüche, über die sie von Zeit zu Zeit klagen. 30 bis 35 Prozent weniger Klärschlamm wird anfallen, sicherte Klaus Siekmann dem Rat zu: "Die Schlammentsorgung ist ein Kostentreiber auf Kläranlagen", weiß der Fachmann aus Rheinland-Pfalz.

Vier neue Anlageteile braucht Adelsdorf. In einer Vorklärung oder Siebanlage wird energiereicher Schlamm abgetrennt und später dem Faulprozess zugeführt. Der findet in einem zweikammerigen Behälter von 7,5 auf sechs Metern Größe statt. Ein Rührwerk fördert den Umwandlungsprozess. "Als Sicherheit bei Störungen arbeiten wir mit zwei Kammern", erklärte Siekmann zur Technik.

In diesen Behältern aus Beton wird der durch einen Doppelwärmetauscher auf 35 bis 40 Grad erhitzte Schlamm eingefüllt. Das entstehende Faulgas wird in einene Gasspeicher eingelagert und im Blockheizkraftwerk oder einer Miniturbine verstromt. Diesen Strom kann die Kläranlage für den Betrieb aller Geräte und Anlagen verwenden.

Neben der rechtlichen Betreibssicherheit bietet dieses anaerobe Verfahren einen weitergehenden Abbau von organischen Stoffen im Klärschlamm; das ist ein Faktor, der bei der großen Menge industrieller Abwässer eine wichtige Rolle spielt, gleich ob sie aus der Bonbon- oder aus der Knoblauchproduktion stammen. Auch Fette sind unproblematisch, sie sind vielmehr ein besonders ertragreicher Gasgrundstoff. In einen anaeroben Faulturm könnte Adelsdorf hier anderen Kommunen unter die Arme greifen und dort anfallende Fettlasten übernehmen.

Die Faulturmanlage kostet etwa 2,3 Millionen Euro und wirkt sich laut Kämmerer Christian Jakobs nicht auf die Gebühren aus. Die Ersparnisse bei Strom und Klärschlammentsorgung halten sich die Waage mit den kalkulatorischen Kosten, die in die Gebührenberechnung einfließen dürfen. Das gab den Ausschlag im Rat, eine Faulturmanlage errichten zu lassen. 2015 wird sie geplant, 2016 soll sie gebaut werden.