Krebstherapie: Neue Professur an FAU Erlangen mit "innovativen Ansätzen"
Autor: Redaktion
Erlangen, Freitag, 13. Sept. 2024
Leonhard Möckl leitet die neue Professur für Nanooptische Bildgebung an der FAU Erlangen-Nürnberg. Seine Forschung befasst sich mit der Glycocalyx und innovativen Krebsbehandlungen.
An der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wurde die neue Professur Nanooptische Bildgebung eingerichtet, wie das Universitätsklinikum in einer Pressemitteilung informiert. Seit 1. September 2024 wird diese durch Prof. Dr. Leonhard Möckl besetzt. Es handelt sich um die erste Professur, die in den Forschungsneubau CITABLE (Center for Immunotherapy, Biophysics & Digital Medicine) für das Deutsche Zentrum Immuntherapie (DZI) am Uniklinikum Erlangen einziehen wird. Das CITABLE entsteht bis Ende 2025 auf dem Forschungscampus Nord des Uniklinikums Erlangen.
„Die neue Professur ist im Kontext des Forschungsschwerpunkts Physik und Medizin in Erlangen angesiedelt, der in Deutschland einzigartig ist und gegenwärtig erheblich ausgebaut wird“, erklärt Prof. Dr. Markus F. Neurath, Dekan der Medizinischen Fakultät der FAU und einer der beiden Sprecher des DZI. Von der Bedeutung dieses Schwerpunkts zeuge eindrucksvoll die Gründung des Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin (MPZPM) sowie des CITABLE auf dem Forschungscampus Nord. „Prof. Möckl bewegt sich zwischen Optik, Biochemie und Medizin und ist damit ein perfekter Kandidat, um das CITABLE mit Leben und vor allem mit innovativen Ansätzen zu füllen und die Wissenschaft in diesem Bereich entscheidend voranzubringen“, so Prof. Neurath.
Prof. Möckl und seine Forschungsgruppe wollen insbesondere die Rolle der Glycocalyx entschlüsseln. Dabei handelt es sich um eine Art Mantel, der alle Zellen umgibt. Dieser besteht aus verschiedenen, hochkomplexen Zuckerstrukturen und den daran gebundenen Eiweißen und Fettmolekülen. Die Glycocalyx ist also der erste Teil der Zelle, der mit der Umgebung interagiert, etwa mit anderen Zellen, Nährstoffen oder Krankheitserregern.
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„Wir untersuchen das funktionale Wechselspiel von Zelle und Glycocalyx – also wie die Glycocalyx den Zustand der Zelle beeinflusst und wie dieser Mantel umgekehrt durch die Zelle beeinflusst wird“, sagt Leonhard Möckl. „Nachdem die Glycocalyx lange Zeit ein Schattendasein in der Forschung führte, wissen wir mittlerweile, dass sie eine wichtige Rolle in der Krebsentstehung und -progression spielt“, erläutert der Biophysiker.
„So kann eine krankhaft veränderte Glycocalyx bei Krebszellen deren Überleben sichern. Zudem wirkt die Zuckerhülle als Sensor für mechanische Reize, die Tumorzellen bei der Invasion unterstützen.“ Um beispielsweise die Dicke und die molekulare Struktur der Glycocalyx zu untersuchen, nutzen die Forschenden um Leonhard Möckl verschiedene nanooptische Methoden, insbesondere die superhochauflösende Mikroskopie, die winzige biologische
Strukturen auf der Nanometerebene abbilden kann. „Es gibt erste Belege dafür, dass die Glycocalyx auch das Immunsystem reguliert“, so der Wissenschaftler weiter. „Sialinsäure, ein Bestandteil der Glycocalyx, hemmt Immunzellen, was normalerweise ein erwünschter Vorgang ist. Krebszellen können diesen Mechanismus jedoch einsetzen, um die Antwort des Immunsystems zu umgehen. Neue therapeutische Ansätze zielen deshalb darauf ab, die Sialinsäure selektiv zu entfernen und damit die Immunantwort gegen Krebszellen zu verstärken.“
Seit 2020 forscht Leonhard Möckl als unabhängiger Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL). Bis zur Fertigstellung des CITABLE wird er mit seiner Forschungsgruppe „Physikalische Glycowissenschaften“ in den Laboren des MPL anzutreffen sein.