FAU Erlangen-Nürnberg sucht Teilnehmer für Tinnitus-Studie
Autor: Redaktion
Erlangen, Dienstag, 23. April 2024
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sucht Probanden für eine Studie, in der untersucht wird, wie Tinnitus entsteht.
Nur eine einzige Person kann das Geräusch hören – alle anderen hören nichts: Das macht die Behandlung eines Tinnitus so schwierig, so die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in einer Pressemitteilung. Je nach Schweregrad beeinträchtigt das ständige Klingeln, Rauschen oder Pfeifen im Ohr das Privat- und Berufsleben des betroffenen Menschen teils erheblich.
Eine zuverlässig funktionierende Therapie gibt es bisher allerdings nicht. Denn obwohl sich die Wissenschaft darüber einig ist, dass das Phantomgeräusch seinen Ursprung im Gehirn hat, ist die genaue Entstehung nach wie vor unklar.
Eine Forschungsgruppe der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Oliver Schnell) des Uniklinikums Erlangen untersucht im Rahmen von Studien, welche Prozesse im Gehirn dafür verantwortlich sind, dass die Phantomgeräusche überhaupt wahrgenommen werden, und wie sich aus einem akuten Leiden eine chronische Belastung entwickelt.
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Erste Teilergebnisse, die in Form eines Preprints veröffentlicht wurden, belegen einen positiven Effekt von Entspannungsübungen für die Kiefermuskulatur. Diese Erkenntnisse möchte das Team unter Leitung von Dr. Nadia Müller-Voggel in einer weiteren Studie vertiefen, für die aktuell noch Probandinnen und Probanden gesucht werden.
„In den vergangenen Jahren ist vermehrt das sensorisch-motorische System in den Fokus gerückt“, erläutert Dr. Müller-Voggel. Denn viele Patientinnen und Patienten, die sich in einer kognitiv-behavioralen Therapie befanden, berichteten, dass Bewegungen mit Kiefer, Kopf oder Nacken oder auch Entspannungsübungen des Kiefer-, Kopf- oder Nackenbereichs die Wahrnehmung ihres Tinnitus beeinflussten.
„Welche Auswirkungen dies aber auf die mit Tinnitus zusammenhängende neuronale Aktivität im Gehirn hat, ist weitgehend ungeklärt“, sagt Nadia Müller-Voggel. „In unserer Forschungsgruppe haben wir daher systematisch untersucht, ob Übungen mit dem Kiefer tatsächlich Auswirkungen auf die Tinnituswahrnehmung haben und ob und wie parallel dazu die Hirnaktivität beeinflusst wird.“
Dazu führten Probandinnen und Probanden mit chronischem Tinnitus jeweils eine Minute lang entspannende (z. B. Zunge kreisen lassen) sowie anspannende (z. B. Zähne fest zusammenbeißen) Übungen durch. Im Anschluss wurde drei Minuten lang die Hirnaktivität gemessen: mithilfe der Magnetenzephalografie (MEG), die magnetische Signale aufzeichnen kann, die durch die Aktivität von Nervenzellen im Gehirn entstehen.