Faszination am Altbewährten
Autor: Tina Meier
Krausenbechhofen, Donnerstag, 04. Oktober 2018
Das 12. Landkreis-Erntedankfest lockte am Mittwoch viele Besucher ins beschauliche Krausenbechhhofen, um die heimische Landwirtschaft wertzuschätzen und greifbar zu machen.
Rote Äpfel, grüne Salate und orangefarbene Kürbisse sind nur ein paar der Farbkleckse, die den diesjährigen Erntedank-Wagen zieren. Reich geschmückt thronte er in der Scheune des Anwesens der Familie Geier und zeigte den zahlreichen Besuchern des Landkreis-Erntedankfests, welche Lebensmittel in der Region heranwachsen. Und dennoch fiel der Wagen diesmal bewusst etwas kleiner aus, da ein Großteil der Landwirte mit den Auswirkungen des heißen und trockenen Sommers zu kämpfen hat.
Im Zeichen der Dankbarkeit
"Eine gute Ernte ist keine Selbstverständlichkeit", fasste Kreisbäuerin Evi Derrer zusammen und berichtete einerseits von rekordverdächtigen Obsternten und andererseits von schmerzlichen Einbußen im Getreide- und Gemüseanbau oder Futterknappheit für die Nutztiere. Dennoch stand das Fest ganz im Zeichen der Dankbarkeit. "Gerade in einem solchen Jahr können wir Gott danken, denn er begleitet uns auch dort, wo es nicht einfach ist", betonte Pfarrer Jens Arnold in der ökumenischen Andacht, die von fröhlichen Liedern zum Lob Gottes durch den Landfrauenchor untermalt wurde.
Den weiteren musikalischen Rahmen gestaltete die Blaskapelle Gremsdorf und neben ihr reihten sich die Stände einiger regionaler Direktvermarkter aneinander. Bei Walter Gemmel drehte sich alles um die Kirsche. Als Mitglied der Anbietergemeinschaft Kalchreuther Kirschgarten liegt ihm besonders der Erhalt alter Sorten am Herz und er erklärte: "Bei modernen Sorten zählen vor allem Form, Größe und Haltbarkeit und nicht unbedingt der Geschmack. Welche Unterschiede es aber gibt, zeigen unsere mehr als 50 verschiedenen Kirschsorten, die wir auch als Kirsch-Secco, Glühwein oder Likör veredeln."
Kren und Honig
Unter dem Nachbarzelt hat Gerhard Schmidt allerlei Produkte aus Meerrettich aufgetischt. Der Betrieb aus Biengarten hat sich seit weit über 100 Jahren auf dessen Anbau spezialisiert und verarbeitet ihn seit über 20 Jahren für die Direktvermarktung selbst weiter. "Die Ernte steht noch aus", berichtet Schmidt, "doch da der Kren viel Wasser braucht, wird sie wohl eher dürftig ausfallen."
Anders ist das bei den heimischen Imkern, die von einer guten Obstbaumblüte ohne Frost profitieren und nun sogar Waldhonig anbieten können. "Den gibt es nicht jedes Jahr und er schmeckt diesmal sehr ausgereift und würzig", berichtet Michael Alletsee. Dieser dunklere Honig entsteht nicht aus dem Nektar von Blüten, sondern aus Honigtau, der von Läusen ausgeschieden wird, die sich wiederum von den Pflanzensäften der Bäume ernähren. Da es nicht geregnet hat, waren die kleinen Insekten besonders stark und lange aktiv, so dass die Bienen fleißig sammeln konnten.
Selbstbedienungsladen
Johanna Wüst und Matthias Wirth brachten einen großen Wagen voller verschiedener Kürbisse zum Fest. Sie betreiben seit knapp einem Jahr den Selbstbedienungsladen "Wirth's Hof" in Dechsendorf. "Wir bieten 30 Sorten Kürbisse, Kartoffeln und Apfelsaft aus eigenem Anbau und weitere regionale Produkte, die wir zukaufen", berichtet Wüst und fügt hinzu: "Die Bezahlung erfolgt dann auf Vertrauensbasis und wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht."
Seile und Schafgarbe
Um auch an alte Handwerkstraditionen zu erinnern, spannte Leonhard Burkard einige Naturfasern aus Sisal zwischen zwei kleine Konstrukte aus Holz. "Die sind schon über 100 Jahre alt und stammen aus meinem Familienbesitz", erklärt er. Schließlich brauchte es nur noch zwei weitere helfende Hände und ein paar Drehungen auf beiden Seiten und die Sisalfäden schnürten sich rasch zu einem festen Seil zusammen.