Erlanger wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern verurteilt
Autor: Franziska Rieger
Erlangen, Mittwoch, 09. Mai 2018
Ein 37-Jähriger Mann aus Erlangen hat mehrere Jungen sexuell missbraucht. Am Dienstag stand er deshalb vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth.
Als Sport-Trainer und ehrenamtlicher Familienpate hat sich ein 37-jähriger Erlanger das Vertrauen von Minderjährigen erschlichen und mehrere Jungen sexuell missbraucht. Am Dienstag stand der Mann vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. "Man möchte den Leuten vertrauen können, die ein Kind betreuen. Dieses Vertrauen hat der Angeklagte zerstört", betont Staatsanwalt Matthias Engelhardt.
Seit Oktober 2017 sitzt der Erlanger in Untersuchungshaft. Weil er fünf minderjährige Jungen sexuell missbraucht hat, ist er vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte geständig, was bei der Urteilsfindung positiv bewertet wurde. Die Kinder waren zur Tatzeit zwischen sechs und 13 Jahren alt. Meist verging er sich an den Kindern, während sie schliefen.
Bilder nicht veröffentlicht
Außerdem fertigte der Angeklagte kinderpornografische Fotos von seinen Opfern an und besaß kinderpornografische Inhalte auf seinem Computer. Ob die Bilder ihn erregen würden, fragt der Vorsitzende Richter Dieter Weidlich. "Es fällt mir sehr schwer, darüber zu reden", murmelt der Angeklagte. Verkauft oder veröffentlicht habe er die Bilder allerdings nie, versichert er.Auf die Fragen des Vorsitzenden Richters antwortet der studierte Softwareentwickler ruhig und sachlich. Während der Verhandlung spricht er immer wieder Sätze, wie: "Ich hätte da besser nachdenken sollen" oder "Das ist eine Frage, die ich mir auch immer wieder stelle". Bei den Eltern der Opfer, die im Zeugenstand auftreten, entschuldigt sich der Angeklagte. Staatsanwalt Engelhardt bezeichnet den Mann als "im oberen Durschnitt qualifizierter Mensch". Diese Intelligenz habe er sich zu nutze gemacht, um sich neue Opfer zu suchen, so Staatsanwalt Engelhardt.
Kontakt zu einem der Kinder hatte der 37-Jährige wegen seiner langjährigen Rolle als Sport-Trainer. An dem zur Tatzeit 11-Jährigen vergriff er sich mehrmals während Trainingslagern, "zog dessen Schlafanzughose teilweise herunter, so dass dessen Gesäß und Penis zu sehen waren und fertigte hiervon eine Bilderserie", so die Anklageschrift. An einem Abend vollzog der Angeklagte Oralverkehr an dem Jungen.
Die Mutter des Jungen berichtet im Zeugenstand, dass der Sohn immer gerne zum Sport gegangen sei. Nur einmal habe er nachts aus dem Trainingslager angerufen und wollte nach Hause, im Nachhinein habe man nie darüber gesprochen. "Ich habe keine Minute darüber nachgedacht, ob da irgendwas ist", sagt die Frau.
Bei zwei weiteren Kindern war der Angeklagte als ehrenamtlicher Familienpate aktiv. Familienpaten unterstützen Familien, denen das soziale Netz fehlt oder die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. "Ich habe prinzipiell schon gerne mit Kindern zu tun", begründet der Erlanger sein Engagement.
Eine Mutter ging zur Polizei
Die Mutter eines der Patenkinder trat als Nebenklägerin auf. Für deren 13-jährigen Sohn hatte der Angeklagte Anfang 2017 eine Familienpatenschaft übernommen. Die Frau hatte sich an die Polizei gewandt, als ihr Sohn ihren Verdacht bestätigte. "Ich habe meinen Sohn gefragt, ob er weiß, welche verbotenen Dinge Erwachsene mit Kindern machen können", sagt die Frau im Zeugenstand leise.Ihrem Sohn sei es nach Bekanntwerden der Fälle nicht gut gegangen, man habe Hilfe beim Jugendamt gesucht. "Und wie geht es Ihnen?", fragt Staatsanwalt Engelhardt. "Nicht gut", sagt sie und kann ihre Tränen nicht mehr zurück halten. "Es ist nicht schön, wenn man das mit ansehen muss", sagt die Frau. Sie sei enttäuscht von der Organisation, die hinter den Familienpaten steht, habe bis jetzt keine Rückmeldung erhalten.
An einem weiteren Patenkind verging sich der Angeklagte im September 2015. Wie der führende Ermittler im Zeugenstand berichtet, habe der Junge jedoch die Befragungen abgebrochen und wollte nicht über die Ereignisse sprechen. Der Vater des Jungen, der als Zeuge geladen war, erschien nicht vor Gericht.
Gemeinsamer Urlaub
Mit der Familie der zwei weiteren Jungen war der Angeklagte seit 2015 befreundet. "Wir waren auf einer Wellenlänge", beschreibt es der 37-Jährige vor Gericht. Während eines gemeinsamen Urlaubs vergriff sich der Mann dann an den sechs und acht Jahre alten Brüdern. "Ich glaube nicht, dass sie etwas gemerkt haben", vermutet er. Irgendwann sei der Kontakt zur Familie dann weniger geworden, die Eltern hätten ihn sogar einmal auf Pädophilie angesprochen.Die Kinder selbst hätten nie über die Ereignisse gesprochen, wie der Vater der Brüder im Zeugenstand berichtet. "Ich habe sie mal gefragt, ob da irgendwas ist, aber sie haben nichts gesagt". Irgendwann habe er aufgepasst, dass die Kinder nicht mit dem Angeklagten alleine sind.
Staatsanwalt Matthias Engelhardt forderte in seinem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten. Die Verteidiger des Angeklagten, Udo Vetter und Mark Fischer, forderten eine Bewährungsstrafe. Ein Sachverständiger attestierte, dass der Angeklagte pädophil sei, eine weitere psychische Abnormalität sei bei ihm jedoch nicht festzustellen.