Erlanger Samenbank "zeugte" schon 500 Kinder
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
, Donnerstag, 20. Sept. 2012
Die Erlanger Samenbank ist die einzige ihrer Art in Nordbayern und gehört zu den zehn größten Praxen in Deutschland. Innerhalb von neun Jahren hat sie die Geburt von über 500 Kindern ermöglicht - Kinder wie der kleine Max M.
Das Hantieren mit Fremdsamen aus der Großstadt war Dr. Andreas Hammel eines Tages nicht mehr gut genug. Er kannte Paare wie die Familie M. persönlich, denen er durch Samenspenden und Befruchtung zu Kindern verhalf, deshalb wollte er auch die Spender persönlich kennen. 2003 gründete der Gynäkologe die Erlanger Samenbank. In neun Jahren sind ihr 500 Kinder wie der kleine Max M. "entwachsen".
Die Erlanger ist die einzige Samenbank im nordbayerischen Raum und die erste in Deutschland, die die Herstellungserlaubnis für Samenproben erhalten hat. Geleitet wird sie von Ärzten, die Erfahrung auf dem Gebiet der Gefrierkonservierung von menschlichen Keimzellen haben und die gleichzeitig Experten für die Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches sind. "Wir gehören zu den zehn größten Praxen in Deutschland", sagt Hammel.
Aus seiner Datenbank wählt er für die Paare potenzielle Spender aus. Stimmen Größe, Gewicht, Haar- und Augenfarbe, Beruf und Interessen der Männer mit den Angaben der künftigen Eltern überein? "Wir versuchen, möglichst große Ähnlichkeiten zwischen Spendern und Vätern zu erzielen", sagt Hammel. Außerdem sollte "eine gewisse Sympathie da sein für das Wenige, das man weiß."
Ist die Wahl getroffen, bestellen die Paare den Samen in der Samenbank. Da er deutschlandweit und nach Österreich verschickt wird, unterziehen sich die Frauen an ihrem Wohnort der Behandlung oder sie kommen direkt nach Erlangen.
Chance bei 15 bis 20 Prozent
Der Erfolg - die Methode schlägt in 15 bis 20 Prozent der Fälle an - hängt auch vom Alter der Patientinnen ab. "Die Chance, schwanger zu werden, beträgt bei einer 40-jährigen Frau etwa fünf, bei einer 25-Jährigen etwa 20 Prozent," sagt Hammel. Hat die Behandlung gefruchtet, werden die Frauen von ihrem eigenen Frauenarzt durch die Schwangerschaft bis zur Geburt begleitet. Erst dann hört Hammel wieder von seinen früheren Patienten. "Viele Paare bedanken sich und schicken an mich oder an die Samenbank Fotos ihrer Babys."
Aus den ehemals kinderlosen Paaren werden dann "ganz normale Familien", sagt Hammel. In der Beratung bestärkt er die Paare, stolz auf ihre Entscheidung zu sein. "Ihnen wurden die Kinder nicht über Nacht geschenkt, sie mussten sich mit dem Thema viel beschäftigen und Geld investieren. Sie haben Verantwortung dafür übernommen, eine Familie zu gründen." Deshalb, sagt der Arzt, hat niemand das Recht, sie zu kritisieren.
Nicht mehr als 15 Kinder pro Spender
Viele wünschen sich mehrere Kinder und wählen den Weg über die Samenbank erneut. In der Regel können sie auf den selben Spender zurückgreifen. Die Männer werden erst aus der Datenbank gestrichen, wenn sie wegziehen, wenn ihre Proben verbraucht sind oder ihre Kontingent erreicht ist: Mehr als 15 Kinder soll ein Spender nicht zeugen.
Angst, dass er einmal Unterhalt für "seine" Kinder bezahlen muss, braucht der Spender laut Hammel nicht zu haben. "So ein Fall ist in Deutschland noch nicht aufgetreten." Häufiger komme es aber vor, dass die Kinder ihre Erzeuger kennen lernen wollen. Deshalb haben Hammel und seine Kollegen das "Erlanger Notarmodell" entwickelt.
Auf einer Urkunde werden Namen des Kindes, der Eltern und die Codierung des Spenders festgehalten und 100 Jahre bei einem Erlanger Notariat aufbewahrt. So kann jedes Kind zu jedem Zeitpunkt seines Lebens die Identität seines Erzeugers erfahren.
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