Medikament gegen Long-Covid: Erlanger Forscher heilen erste Corona-Patienten
Autor: Redaktion
Erlangen, Donnerstag, 26. August 2021
Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben einen Durchbruch erzielt: Sie konnten ein wirksames Mittel gegen Long-Covid entwickeln. Erste Patienten konnten geheilt werden und berichten von ihren Erfahrungen.
- Viele ehemalige Coronavirus-Patienten leiden an Long-Covid
- Medikament gegen Long-Covid: Erlanger Forscher*innen haben jetzt einen Durchbruch erzielt
- Mit einem wirksamen Medikament gegen Long-Covid haben Betroffene große Heilungschancen
- Long-Covid-Studie ist auf dem Weg: Diese Erfahrungen haben die Forschenden gemacht
Es ist ein Durchbruch in der Coronavirus-Forschung: Nachdem die Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Anfang Juli 2021 den weltweit ersten erfolgreichen Heilversuch bei einem 59-jährigen Long-Covid-Patienten verkündet hatte, sind nun zwei weitere Patienten dank des Medikaments BC 007 auf dem Weg der Besserung.
Medikament gegen Long-Covid: Zwei weitere Betroffene auf dem Weg der Besserung
Das Team der Augenklinik hat erneut zwei Therapieversuche durchgeführt: Ein 51-jähriger Mann aus dem Allgäu und eine 39-jährige Frau aus Mittelfranken erhielten den Wirkstoff BC 007 im Rahmen einer einmaligen je 75-minütigen Infusion und blieben danach drei Tage unter stationärer Kontrolle. Seitdem wird ihr Gesundheitszustand ambulant weiter überwacht. Die verbesserte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität ist bei beiden Betroffenen deutlich spür- und messbar.
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Wie schon bei dem ersten behandelten Patienten führte BC 007 auch bei Patient zwei und Patientin drei zeitnah zum Abklingen der Long-Covid-Symptome. "Nach einer Covid-19-Erkrankung zirkulieren spezielle Autoantikörper im Blut. Diese richten sich gegen den eigenen Organismus und können zum Beispiel bestimmte Körperstrukturen schädigen und die Durchblutung beeinträchtigen", erklärt Augenärztin PD Dr. Dr. Bettina Hohberger. Das Medikament BC 007 wurde vor einigen Jahren eigentlich für Patientinnen und Patienten mit einer schweren Herzerkrankung entwickelt und könnte nun gegen Long-Covid zum Einsatz kommen.
"Bei den beiden aktuell Behandelten sehen wir: BC 007 neutralisiert die schädlichen Autoantikörper, und die retinale Mikrozirkulation verbessert sich – also die Durchblutung in den feinsten Blutgefäßen des Auges. Das können wir mithilfe der Optischen Kohärenztomografie-Angiografie, der OCT-A, nachweisen. Außerdem haben die klinischen Long-Covid-Symptome bei beiden Behandelten abgenommen", bestätigt Bettina Hohberger.
Long-Covid-Patient berichtet: "Ich war ein Abziehbild meiner selbst – ein Zombie und nicht ich"
Der zweite Patient, der den Wirkstoff gegen Long-Covid erhielt, ist der 51-jährige Oliver G. aus dem Allgäu. Im Mai 2020 riss ihn eine Corona-Infektion mitten aus dem Leben. Bis dahin war Oliver G. ein erfolgreicher, international tätiger Key Account Manager gewesen, mehrfacher Ironman und Skilangläufer mit einem gesunden Lebensstil. Infolge seiner Covid-19-Erkrankung litt er plötzlich unter starken Erschöpfungszuständen, Gleichgewichts-, Koordinations- und Gedächtnisstörungen sowie unter Muskelzuckungen und einem starken Zittern der rechten Hand und des Arms (Tremor).
Impfpass-Hüllen: Die besten Angebote bei Amazon ansehen"Das Zittern war so stark, dass es bis ins Bein ausstrahlte. Ich dachte irgendwann, ich habe Parkinson", berichtet der Patient, der seinen fordernden Beruf im Vertrieb bereits im Mai 2020 aufgeben musste. "Ich war völlig desorientiert und unkonzentriert und versuchte einfach nur, zu überleben. Ich war ein Abziehbild meiner selbst – ein Zombie und nicht ich", beschreibt Oliver G. den sogenannten Gehirnnebel in seinem Kopf (brain fog), von dem viele Long-Covid-Betroffene berichten. Eine berufliche Wiedereingliederung in seiner Firma musste er nach drei Monaten abbrechen.