Erlanger Bergkirchweih: Zum Schluss wird aufgeräumt
Autor: Michael Busch
Erlangen, Sonntag, 15. Juni 2014
Zwölf Tage wird auf dem Erlanger Berg kräftig getrunken, gegessen und gefeiert. Dabei entstehen Unmengen an Müll. Die müssen weggeräumt werden, der Bergreporter hat kräftig mitgeholfen.
Es sind Unmengen an Müll. Unglaublich. Ekelig. Erbrochenes, einmal angebissene Döner - Kondome. Wer zart besaitet ist und einen schwachen Magen hat, muss sich konzentrieren, um sein Frühstück zu behalten.
Thomas Gerstner lacht auf. "Das Zeug muss weg." Zusammen mit seinem Kollegen Luigi Negro hat er sich den Bergreporter geschnappt, um den Berg und die Erlanger Innenstadt mal von der "nicht so schönen" Seite zu zeigen. "Es ist recht übersichtlich", meint er. Es sei schon schlimmer gewesen, vor allem am Wochenende. "Da fliegt der Müll in der ganzen Stadt umher." An den ruhigen Tagen konzentrieren sich die Müllmänner auf die Festmeile.
Gemächlicher Start
Normalerweise arbeiten die beiden ihre Straßen ab. Andere Kollegen sind in anderen Bereichen der Stadt unterwegs. Acht Leute sind es, die im Innenstadtbereich alles wieder auf Vordermann bringen.
Der erste Bürgersteig entlang der Hauptstraße geht recht gemächlich. Wegen dem Bergreporter? Dass er mitkommt? Schnell erfahre ich, wie das eigentliche Arbeitstempo aussieht. Denn die große Kehrmaschine gibt immer wieder den Takt vor. Händisch, also mit Besen in der Hand, werden die Ecken gereinigt, in die die Maschinen nicht fahren können. Beim ersten Stück gibt es einen Vorlauf, weil sich der Kehrer erst durch die Stadt arbeiten muss. Aber kaum ist dieser Abschnitt vor den Lokalen frei gekehrt, geht es rund. Denn die Kehrmaschine ist immer ein paar Meter hinter den Straßenkehrern.
Zeit zum Durchschnaufen bleibt da nicht, der Müll muss weg, bevor die Stadt "aufsteht". Ein Grund dafür, dass die Männer vom Bauhof bereits um fünf Uhr starten, am Wochenende sogar um vier Uhr. "Wenn zuviel Betrieb ist, sorgen die Autos im Berufsverkehr dafür, dass der zusammen gekehrte Müll wieder auf dem Bürgersteig landet", erklärt der Chef der Straßenreiniger Wilfried Graupe.
Als es noch kein Verbot von Glas gab, sei alles noch Schlimmer gewesen. "Da haben sich selbst Kehrmaschinen einen Platten gefahren", sagt der Chef. Nun mit den Plastikbechern sei das deutlich besser geworden, Müll liegt dennoch noch genug herum.
Es ist im Grunde nicht zu fassen, denn alle paar Meter stehen Mülltonnen. Doch vielen Berggängern scheint das völlig egal zu sein. Frei nach dem Motto: "Wird schon irgendeiner aufräumen" , wird der Dreck fallen gelassen.
Doch den Profis entgeht (fast) nichts. Während ich als Praktikant bemüht bin, den Besen nicht zu verkrampft zu halten und nicht zu viel Druck auszuüben, dabei ständig auf den Boden starre, holen die beiden Profis immer wieder Müll von Fensterbänken, aus Büschen und Einfahrten. "Das ist die Übung", tröstet mich Gerstner. "Ich habe am Anfang auch immer nur auf den Boden geschaut."
Tolle Leistung
Zeitgleich gibt er den Tipp, wenn widerspenstiges Papier sich einfach nicht wegkehren lassen will, den Besen einfach umzudrehen. "Einfacher Trick -große Wirkung." Von wegen Kehren ist einfach...
Sieben Stunden dauert die Schicht, insgesamt gibt es drei zeitversetzte Schichten, die unterwegs sind. Am Berg, zu Pfingsten, gibt es in der Regel keinen Urlaub, "jeder Mann wird gebraucht", sagt Graupe.
Fazit nach zwei Stunden Mitarbeit: Es ist schweißtreibend. Beeindruckt bin ich von der Kollegialität der Männer auf der Straße, die bei jedem Wetter unterwegs sind, um die Stadt Erlangen von Tag zu Tag in neuem Glanze erstrahlen zu lassen. Dafür denkt man leider viel zu selten an diese Helden der Straße.