Erlangen will Handballer nach Hause holen - neue Halle?
Autor: Nikolas Pelke
Erlangen, Mittwoch, 15. April 2015
Die Stadtverwaltung möchte der Mannschaft des einheimischen HCE unbedingt eine bundesligataugliche Halle bauen. Derzeit spielen die Profis in Nürnberg, wo es ihnen auch ziemlich gut gefällt. Zu allem Überfluss beginnen ein paar Bürger in Erlangen, kritische Fragen zu stellen.
Fast ganz Erlangen will sie: Eine moderne Sporthalle für rund 16, 5 Millionen Euro, damit die Handball-Profis vom HC Erlangen ihre Heimspiele wieder in ihrer Heimatstadt austragen können. Derzeit gehen die Handballer in der Arena in Nürnberg auf Torejagd. Eine neue Bürgerinitiative will den prestigeträchtigen Sporttempel mit Platz für 3250 Zuschauer und 400 Autos im Südosten der Hugenottenstadt aber nun verhindern.
Offiziell stellen die Bürger den Standort am Rande eines ehemaligen Exerzierplatzes und heutigen Naturschutzgebietes in der Nähe des Röthelheimbades in Frage. Im Hintergrund schwingt freilich die Frage mit, wer die Zusatzkosten für die vielen Tribünenplätze und Parkplätze schultert, die für eine bundesligataugliche Handballhalle zusätzlich anfallen: der Profi-Verein mit Hilfe von privaten Sponsoren oder letzten Endes doch der Steuerzahler über die Stadt oder durch Zuschüsse vom Freistaat?
Anton Salzmann ist Stadtrat der Partei "Die Linke" und einer der Anführer der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative "Natur statt Beton - Keine Handballarena am Naturschutzgebiet". Salzmann findet die Diskussion über die Handball-Halle in Erlangen unredlich, weil man den Bürgern den geplanten Hallen-Neubau mit einem "Taschenspieler-Trick" verkaufen wolle. Die Stadt vermarkte die Halle als eierlegende Wollmichsau und nenne das Projekt hochtrabend "Sport-, Gesundheits- und Begegnungszentrum" (kurz: BBGZ).
Sponsoring mit Steuergeldern?
Dabei sei eine Handballhalle für die Profis des HC Erlangen mit 3250 Sitzplätzen der Ur-Vater des Gedankens. "Die Stadt Erlangen will ein privates Entertainment-Unternehmen mit Steuergeldern sponsern, weil man den Profi-Sport unbedingt in Erlangen haben will", ist sich Salzmann sicher.
Vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister zählte auch Florian Janik (SPD) zu den Gegnern einer neuen Handballhalle. "Wenn nicht Geld vom Himmel fällt, wird es in den nächsten sechs Jahren keine Halle geben", sagte Janik noch im März 2014. Nach der Wahl ist offensichtlich etwas Geld vom Himmel gefallen, denn mittlerweile lässt sich Janik mit folgenden Worten zitieren: "Es ist mein Ziel, dass wir es schaffen, eine neue Halle zu bauen. Denn der Handball gehört zu dieser Stadt."
Seinen Meinungsumschwung begründet der 35-Jährige ein Jahr nach der Wahl so: "In engem Zusammenwirken mit Innenminister Joachim Hermann konnten wir in den vergangenen Monaten erreichen, dass weitere Förderungen in Aussicht stehen." Janik erinnert an die vereinbarte Bedingung für einen Hallen-Neubau aus dem Koalitionsvertrag des Ampelbündnisses aus SPD, Grünen und Liberalen, das seit einem Jahr das Erlanger Rathaus regiert, wonach "maßgebliche Teile der erforderlichen Gelder von Sponsoren oder anderen Zuschussgebern" kommen müssten.
"Auch wenn Geld vielleicht nicht vom Himmel fällt, sind wir auf einem guten Weg, das im Koalitionsvertrag genannte Ziel zu erreichen", erklärt Janik im Hinblick auf seine Geldregen-Aussage im Wahlkampf und betont, die Halle würde nicht nur den Handballern helfen. "Wir nutzen das Projekt BBGZ zur Entwicklung des gesamten umliegenden Stadtteils", sagt Janik und zählt auf, wer in der neuen Halle neben dem Schülern und Profi-Handballern noch ein neues Dach über dem sportlichen Kopf bekommen soll: das Jugendamt mit einem Familienstützpunkt, das Fraunhofer-Institut und der Deutsche Alpen-Verein. Außerdem soll eine Privatschule die Halle für den Sportunterricht nutzen dürfen, wenn sie sich mit einer sogenannten Investitionsmiete an den Kosten entsprechend beteiligt.
Entscheidend wird wohl aber sein, ob der Handball-Verein die Mehrkosten tragen wird, die er beispielsweise im Hinblick auf die Zuschauerplätze selber verursacht. Darüber wird derzeit offensichtlich hinter verschlossenen Türen verhandelt. Florian Janik sagt hierzu noch etwas nebulös: "Mehrkosten, die durch die geplante Nutzung für den Profi-Handballsport beispielsweise bei den Zuschauerkapazitäten entstehen, fließen in die laufenden Vertragsverhandlungsgespräche mit der Pro Handball Club Erlangen GmbH & Co KG ein."
Diskussion über Parkplätze
Politisch brisant dürfte freilich die Frage sein, für welche Mehrkosten die Handballer verantwortlich sind. Janik stellt bereits klar, dass die geplanten 400 Stellplätze nicht zu Mehrkosten führen würden. "Für Großereignisse, wie es bei einem Heimspiel des HC Erlangen der Fall ist, haben wir die Möglichkeit, die Parkhäuser und Parkflächen der Friedrich-Alexander-Universität mit zu benutzen", erklärt Janik. Die Anzahl der Parkplätze rund um die geplante Halle seien für den normalen Hallenbetrieb dimensioniert worden.
Zuschauerrekorde in Nürnberg
Derzeit trägt der HC seine Heimspiele in der Arena Nürnberger Versicherung im Süden der Frankenmetropole aus. Im Schlagerspiel gegen den THW Kiel vor gut zwei Wochen war die Arena mit über 8000 Zuschauern ausverkauft. Im Spiegel solcher Zuschauerrekorde hat der Verein kürzlich angekündigt, in der nächsten Saison selbst im Falle eines Abstieges aus der Ersten Bundesliga weiterhin in der Arena in Nürnberg spielen zu wollen. "Wir haben zusammen mit der Arena tolle Handball-Feste feiern dürfen und wollen das auch im nächsten Jahr tun", kündigte Stefan Adam, der Geschäftsführer der Profi-Abteilung des Handball-Clubs, kürzlich an.