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Erlangen will den Verkehr in der Innenstadt reduzieren


Autor: Petra Malbrich

Erlangen, Mittwoch, 27. Juni 2018

Die Erlanger Stadtverwaltung sucht nach Lösungen, um die Anwohner des Zentrums vor Lärm und Schadstoffen zu schützen. Dazu gehört ein Parkraumkonzept.
Das Konzept zur Reduzierung des Verkehrs in der Erlanger Innenstadt ist schon weit fortgeschritten.    Foto: Petra Malbrich


Lieferautos stehen am Fahrbahnrand vor den Geschäften. Autos schlängeln sich daran vorbei, manche mehrmals, weil die Fahrer gerade ihre Runden drehen, um einen freien Parkplatz zu ergattern. Weiter vorne in der Straße stehen die Autos zum Teil auf dem Gehweg. Für Rollstuhlfahrer und Mütter, die ihren Kinderwagen schieben, wird das Durchkommen eng, wenn nicht unmöglich.

Diese Szenen spielen sich in Erlangen täglich ab. Doch damit soll Schluss sein. Um das Verkehrskonzept zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt vorzustellen, hatte die Stadtverwaltung am Dienstagabend ins "Kreuz & Quer" Kirche am Bohlenplatz eingeladen.

"Wenn man die Bereiche in der Neuen Straße oder in der Henkestraße zu Fuß geht, ist es kein schönes Aufhalten mehr. Nicht nur zu den Stoßzeiten", findet Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). Die Erklärung schiebt er gleich hinterher: "Das sind Straßen, die von den Hugenotten nicht für die Menge Verkehr gebaut wurden, der dort fließt."

Die Stadt möchte einerseits den dort lebenden Menschen die Lärm- und Schmutzbelastung nicht länger zumuten, andererseits sollen auch die Geschäfte und vor allem die Kliniken weiterhin erreichbar sein und das in kürzester Zeit. "Eine einfache Lösung gibt es nicht", weiß Janik. Aber vielleicht eine gute Lösung, die vielen Vorteile bringt und die Nachteile aufwiegt.


Ruhender Verkehr im Fokus

Vor allem der ruhende Verkehr wurde diesmal genau unter die Lupe genommen und mit einem Parkraumkonzept wurden mögliche Lösungen aufgezeigt. Kann man das Gehwegparken vermeiden, erhöht sich die Sicherheit. "Die Parkplatzsucher tragen zusätzlich zur Belastung bei", erläuterte Tanja Scherfel. Sie gehört zum Team von Christian Korda, dem Abteilungsleiter für Verkehrsplanung vom Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung.

Bei 350 Stellplätzen bleibe nach dem teilweise Parken auf dem Gehweg weniger als 1,80 Meter Gehweg übrig. "Diese Plätze wollen wir verlegen, beispielsweise auf den Großparkplatz", erklärte Scherfel. Dafür würden dort neue Parkplätze geschaffen, möglicherweise durch den Bau eines Parkhauses. Die 350 Parkplätze würden ersatzlos gestrichen.

Ob das nicht kontraproduktiv sei, wollte ein Bürger wissen. "Wenn es andere Stellplätze gibt, quält man sich nicht durch die Stadt", meinte Scherfel. Dazu würden nicht nur Parkplätze am Rand der Innenstadt geschaffen wie beispielsweise am Großparkplatz, sondern auch die Tarifzonen geändert. Parken in der Stadt koste bisher zwischen 60 Cent und 1,50 Euro pro Stunde. Eine Stunde Parken im Parkhaus sei wesentlich teurer.

Die Parkplätze zu verteuern, um die Leute in die Parkhäuser zu locken, sei ein Weg, die Innenstadt von Parkplatzsuchern frei zu halten. Kostenlose Parkplätze wird es künftig nicht mehr geben. Natürlich müsse dann auch eine zeitliche Anpassung des ÖPNV stattfinden. Eine zusätzliche Linie, höher getaktet, wäre eine Möglichkeit, das zu erreichen.

Ob bei der Parkplatzproblematik die immer größer werdenden Autos berücksichtigt wurden, wollte ein anderer Bürger wissen. Dadurch würde weniger Platz auf den Gehwegen bleiben, aber auch bei den normalen Parkplätzen. Hier müsse man an das "Mitdenken" der Autofahrer appellieren, das Auto dort nicht abzustellen, wenn niemand mehr durch passe. Die Antwort sorgte für Gelächter im Saal. Am "mitdenkenden Autofahrer" zweifelten wohl etliche Besucher der Veranstaltung.

Bleibt die Lösung für den Lieferverkehr. Dieser bereite gerade in der Goethestraße und in der Inneren Brucker Straße Probleme. "In der Goethestraße sollen Ladezonen ausgewiesen werden. Das wird im Juli in der Ausschusssitzung vorgestellt", sagte Scherfel. Dass die Anwohner jedoch weiter Stellplätze haben müssen, wurde nicht in Frage gestellt. Allerdings werde auch hier nach besseren Lösungen gesucht. Könne der eine oder andere Stellplatz mehrfach genutzt werden oder auf den Großparkplatz verlegt werden? Diese Gedankenspiele stehen durchaus im Raum.

Im Vordergrund der Planungen stehe, den störenden Verkehr aus der Stadt zu bringen, meinte Christian Korda. Dazu gehöre auch der Durchgangsverkehr. "Nicht die Stadt will das haben. Wir haben harte Zwänge", erklärte Korda, denn die zulässigen Schadstoffwerte seien in einigen Straßen weit überschritten worden. Der Grund: zu enge Straßen, in denen der Autogestank hängen bleibt. Mit Geschwindigkeitsreduzierungen, auch mit Einbahnstraßen und einer weiträumigen Umfahrung der Innenstadt, einer Art Umgehungsstraße, soll hier gegengesteuert werden.