Erlangen: Rettungsdienst zeigt, wie dramatisch die Lage ist - "am Limit"
Autor: Ralf Welz
Erlangen, Montag, 15. November 2021
Bayerns Hilfsorganisationen schlagen wegen der explodierenden Corona-Zahlen Alarm. Das Personal sei physisch wie psychisch am Limit, erklären sie. Das BRK Erlangen-Höchstadt zeigt mit einem Foto, wie ernst derzeit die Lage ist.
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Infolge der vielerorts explodierenden Corona-Zahlen spitzt sich die Situation in den Krankenhäusern weiter zu. Die Intensivstationen in Bayern sind ausgelastet. Auch der Rettungsdienst befindet sich am Limit. Mit einem Foto auf Facebook zeigt das Bayerische Rote Kreuz Erlangen-Höchstadt (BRK), wie dramatisch die Lage ist. Die abgebildete Garage der Hauptwache Erlangen ist nahezu leer - mit Ausnahme eines Ersatzfahrzeugs sind alle Krankentransportwagen unterwegs. Die Situation sei schlimmer als vor einem Jahr, sagt Thomas Heideloff inFranken.de am Montag (15. November 2021). Der Rettungsdienstleiter spricht von einer "teuflischen Verquickung".
BRK Erlangen-Höchstadt wegen Corona am Limit: "Hauptproblem ist, überhaupt ein freies Bett zu kriegen"
Die immens hohen Corona-Fallzahlen bringen neben den Krankenhäusern auch die bayerischen Hilfsorganisationen in Not. Patienten müssen oft in andere Kliniken verlegt werden - zum Teil sogar in andere Bundesländer. "Nicht nur die Kliniken sind am Rande ihrer Kapazität, auch Rettungsdienst und Krankentransport sind voll ausgelastet", heißt es vonseiten des BRK Erlangen-Höchstadt. Laut BRK-Rettungsdienstleiter Thomas Heideloff betreffen die Patientenverlegungen neben den Covid-19-Infizierten auch Patienten mit anderen Erkrankungen, etwa Menschen mit einem Herzinfarkt.
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Für die Beschäftigten des Roten Kreuzes habe die Pandemie zu einer "extrem hohen Belastung" geführt. Rund 30 Prozent der Mitarbeiter seien ehrenamtlich tätig, berichtet Heideloff. Auf der Facebook-Seite des BRK schildert der Rettungsdienstleiter, mit welchem Kraftakt die Infektionstransporte von Corona-Patienten verbunden sind. "Was heißt das für unsere Mitarbeiter aus Haupt- und Ehrenamt? Stundenlanges Arbeiten unter Vollschutz, Schwitzen, kein Wasser trinken, kein WC, Anziehen und Ausziehen." Nach dem Transport müssten zudem noch Krankenwagen und Ausrüstung desinfiziert werden. "Das Ganze ist sehr, sehr zeitaufwendig", konstatiert Heideloff gegenüber inFranken.de.
Die Lage sei für das Personal in zweierlei Hinsicht schwer. "Das eine ist die körperliche Belastung. Hinzu kommt die Sorge: Bringe ich den Patienten rechtzeitig ins Krankenhaus?", sagt der Rettungsdienstleiter. "Das Hauptproblem ist aber, überhaupt ein freies Bett zu kriegen", betont er. Die Transportwege hätten sich durch die Belegung der Kliniken mit Infektionsfällen verlängert. Doch auch nicht-infektiöse Patienten könnten teilweise nicht mehr in ein nahes Krankenhaus eingeliefert werden, sondern würden in 40 Kilometer oder mehr entfernte Häuser verlegt. Die Abfrage nach einem freien Bett dauere oft lang. Die Folge: "So ein Transport kann sich schnell über vier, fünf Stunden hinziehen", erklärt Heideloff.
Corona-Lage laut BRK schlimmer als vor einem Jahr - Kritik an Impf-Verweigerern
Laut dem Rettungsdienstleiter des BRK Erlangen-Höchstadt ist die Situation schlimmer als vor einem Jahr. Der Grund ihm zufolge: "Das Virus hat sich verändert. Die Delta-Variante ist extrem aggressiv. Sie ist aggressiver als alle bisherigen Varianten." Verschärft werde die Lage durch den Mangel an Fachkräften. "Es gibt weniger Personal, aber mehr Patienten", sagt Heideloff.
Dass es trotz entsprechenden Angebots noch immer vergleichsweise viele Ungeimpfte gibt, trifft bei ihm auf Unverständnis. "Das ist widersinnig. Eigentlich sollten alle Menschen erkannt haben, dass es um den Gesamterhalt unseres Gesundheitssystems geht", gibt er zu bedenken. "Es ist verwunderlich, dass bei vielen noch nicht die Vernunft da ist, sich impfen zu lassen." Gerade für die Rettungskräfte sei es "frustrierend", diesbezüglich "die immer gleiche Geschichte" zu hören. Kritik in diesem Punkt hagelt es auch von anderen bayerischen Hilfsorganisationen.