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Erlangen: Professor fordert Impfpflicht - und zieht außergewöhnlichen Vergleich


Autor: Redaktion

Erlangen, Donnerstag, 27. Januar 2022

Der an der Uni Erlangen beschäftigte Theologie-Professor Peter Dabrock hat in einem Text die allgemeine Impfpflicht gefordert. Mit einem ungewöhnlichen Vergleich will er zeigen, warum die Debatte derzeit falsch laufe.
Der Erlanger Theologie-Professor stört sich stark an der Art der aktuellen Impfpflicht-Debatte.


  • Erlangen: Professor der FAU fordert allgemeine Impfpflicht
  • "Millionenfache Kollateralschäden": Aktuelle Debatte schadet aus Sicht des Theologen 
  • "Bekanntes Beispiel": 58-Jähriger zieht ungewöhnlichen Vergleich mit US-Schauspielerin
  • "Fahrlässig": Dringliche Warnung vor Konsequenzen ohne Impfpflicht

Der Erlanger Theologie-Professor und ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hat in einem Gastbeitrag für die "Zeit" eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland gefordert und die aktuell geführte politische Debatte scharf kritisiert. Deren Grundansatz sei falsch und schade unter anderem der "leiblichen Integrität von Millionen von Kindern". Außerdem führt er einen außergewöhnlichen Bezug zu US-Schauspielerin Angelina Jolie in seine Argumentation ein. 

 Erlanger Professor warnt vor "pandemischem Fiasko" - und verweist auf Angelina Jolie

Aus Sicht Dabrocks werde sich bei den Diskussionen zur Impfpflicht "zu stark am Paradigma der individuellen Akutmedizin und der zu mächtigen Interpretation der verfassungsrechtlichen Verhältnismäßigkeit von Eingriffen" orientiert. Stattdessen seien möglichst breite Impfungen aber "die einzige realistische Chance, im nächsten Herbst nicht in dasselbe pandemische Fiasko zu geraten", schreibt er. 

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Man könne Mutationen und weitere nötige Impfungen nicht ausschließen, weshalb man stets "schnell handeln" müsse. Doch das werde "gegenwärtig von Impfpflichtgegnern wie -befürwortern" ausgebremst, so der 58-Jährige in dem "Zeit"-Beitrag. Der "Akutansatz", sprich der Fokus auf die aktuellen Entwicklungen, sei "jedenfalls dann, wenn man die massiven sozialen Kollateralschäden, die die Pandemie ohne Prävention wohl auch ab nächstem Herbst wieder nach sich ziehen wird, fahrlässig". 

Dabrock spricht von einem "Webfehler" der Impfpflichtdebatte und zieht zur Begründung die US-Schauspielerin Angelina Jolie heran. Diese habe sich vor Jahren beide Brüste entfernen lassen, weil bei ihr ein stark erhöhtes Brustkrebsrisiko festgestellt wurde. Sie sei "healthy ill", sprich " gesund und krank zugleich", wobei sie sich vor allem krank fühle. Mit der OP-Entscheidung zeige Jolie auch Verantwortung für ihre Kinder, so Dabrock. Im deutschen Gesundheitssystem, kritisiert der Professor der Uni Erlangen, müsse dagegen erst "das Kind in den Brunnen gefallen" sein, damit man "die Rettung" organisiere. 

"Millionenfaches Leid" beenden - Theologe widerspricht Vorwurf der "Corona-Diktatur"

Der Akademiker schreibt ebenfalls von "millionenfachem Leid in der jungen Generation, von Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern" - und von der "milliardenfach bewährten Impfung". Dieses Leid - etwa wenn Krebskranke keinen Besuch empfangen dürften - sei nicht verhältnismäßig, so Dabrocks Feststellung. Mit scharfer Kritik greift der ehemalige Ethikratsvorsitzende die Politik an: "Zwei Jahre Totalversagen im Bildungsbereich und ein Herumstochern in vielen anderen Sphären dürfen so nicht weitergehen".

Mit "Diktatur" habe die Impfpflicht hingegen nichts zu tun, so die Ansicht des Erlanger Theologen. "Der Menschenwürde geht es nicht an den Kragen, wenn eine allgemeine Impfpflicht unter Bedingungen von Unsicherheit, aber mit dem Ausblick auf nachhaltige Besserung der schrecklichen gegenwärtigen Situation eingeführt wird", ist er überzeugt. Die Einzelheiten der Impfpflicht seien lediglich "Peanuts", findet Peter Dabrock. Sein Motto: "Mehr Angelina Jolie wagen!"

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